Krefeld Sozialwohnungen – die Millionen fließen

Krefeld · Krefeld profitiert von anderen Städten, die ihr Kontingent nicht abrufen. Die Fördergelder gehen in Krefeld fast vollständig an die Wohnstätte. Die Politiker wollen nun einen Verantwortlichen in der Stadtverwaltung benannt wissen.

 Moderner Sozialer Wohnungsbau hat heutzutage andere Ansprüche als noch vor Jahrzehnten. In Krefeld fehlt preisgünstiger Wohnraum, der barrierefrei und altengerecht ist.

Moderner Sozialer Wohnungsbau hat heutzutage andere Ansprüche als noch vor Jahrzehnten. In Krefeld fehlt preisgünstiger Wohnraum, der barrierefrei und altengerecht ist.

Foto: Klaus Dieker

Die Politik unternimmt einen neuen Vorstoß, um das komplizierte Geflecht rund um den Sozialen Wohnungsbau in Krefeld aufzulösen. Mit der Rückendeckung der übrigen Fraktionen beantragt die SPD, Oberbürgermeister Gregor Kathstede möge einen zentralen Ansprechpartner für die Thematik benennen. Bislang sind in der Stadtverwaltung sieben verschiedene Fachbereiche mit dem öffentlich geförderten, preisgünstigen Wohnraum beschäftigt.

Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Fachbereich Zentraler Finanzservice und Liegenschaften zu. Die Mitarbeiter sind sowohl für die Förderung von Neubauten als auch zum Beispiel für die Modernisierung des Bestands von der Beratung bis hin zur Bewilligung der Fördergelder zuständig.

Auffällig: Die öffentlichen Gelder aus dem Topf des Landes NRW fließen in Krefeld fast ausschließlich an die städtische Tochter Wohnstätte AG. In diesem Jahr, so Fachbereichsleiter Peter Mertens in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, seien 100 Prozent der Summe an die Wohnstätte geflossen, 2012 seien es 76 Prozent und 2010 80 Prozent gewesen.

Krefeld profitiert davon, dass andere Großstädte die zur Verfügung stehenden Landesmittel nicht oder nicht vollständig abrufen. So habe Krefeld über ihr eigenes Kontingent hinaus Gelder überwiesen bekommen und damit alle Anträge bedienen können. Statt 4,66 Millionen Euro in 2011 flossen fünf Millionen Euro, statt 4,5 Millionen Euro, in 2012 waren es 5,8 Millionen Euro. Für dieses Jahr sind für Krefeld fünf Millionen Euro bewilligt.

Jürgen Wettingfeld (CDU) sieht trotz bereits umfangreich erteilter Informationen weiteren Bedarf. Ihn interessiert zum Beispiel der Anteil der Gelder, der statt in den Neubau in die Instandhaltung des Bestandes fließt. Außerdem möchte er die Rolle der Wohnstätte AG einmal detailliert dargelegt bekommen.

"Die Wohnstätte kann schließlich nicht alles regeln", meinte er in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung. Jürgen Hengst (SPD) möchte einen Verantwortlichen in der Stadtverwaltung benannt wissen. "Das ist Voraussetzung für gezielte Einwirkungsmöglichkeiten der Politik", so der planungspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion.

Die Krefelder Wohnstätte ist ein stadteigenes Wohnungsunternehmen und mit rund 9250 Wohnungen das größte im Stadtgebiet. Die Haupttätigkeit liegt in der Vermietung und Verwaltung der über Krefeld verteilten Alt- und Neubauwohnungen, öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohnungen. Darüber hinaus findet eine Beratung in Finanzierungsfragen und ein Dienstleistungsangebot zur Verwaltung von Eigentumswohnungen statt.

Die Zahl der Sozialwohnungen in Krefeld ist im zurückliegenden Jahrzehnt dramatisch gesunken. Darüber gibt ein Bericht der Stadtverwaltung Auskunft. Waren es 2001 noch 17 172 Sozialwohnungen im Stadtgebiet, standen 2012 nur noch 6593 in der Statistik. Das bedeutet einen Rückgang um mehr als 60 Prozent. Weitere 1316 Wohnungen befinden sich in der so genannten Nachwirkungsfrist.

Das heißt, die Bauherren haben die öffentlichen Mittel vorzeitig und vollständig zurückgezahlt, und damit endet demnächst auch die Belegungs- und die Preisbindung. Bauherren, die öffentliche Mittel für den sozialen Wohnungsbau bekommen haben, sind verpflichtet, zu festgeschriebenen günstigen Konditionen an Einkommensschwache zu vermieten. Dass der Bedarf an öffentlich geförderten Mietwohnungen in Krefeld vorhanden ist, zeigt die Statistik für Wohnungssuchende in der Samt- und Seidenstadt. Allein in der Altersgruppe der Rentner und Pensionäre (ältere Menschen) werden mehr als 500 Sozialwohnungen nachgefragt. Knapp 300 warten auf eine Wohnung für einen Einpersonenhaushalt, 130 auf eine für einen Zweipersonenhaushalt und knapp 100 auf eine für Großfamilien ab fünf Personen.

Dabei liegt der durchschnittliche Mietpreis in Krefeld sowohl unter dem Mittel des Landes als auch des Bundes. Schon jetzt lässt sich in Krefeld günstig wohnen. Richtig ist aber auch, dass den Krefeldern ein sehr durchschnittliches Einkommen zur Verfügung steht. Viele Einwohner müssen sehr rechnen, um mit ihrem Geld auszukommen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort