Krefeld Straßenbahn-Verbot für Rennbahn

Krefeld · Gastronom Herdick wollte vor der historischen Kulisse der Rennbahn eine alte Krefelder Straßenbahn aufstellen. Die Verträge waren fertig, die Stadt entschied sich dagegen – wegen des Natur- und Denkmalschutzes.

 Gastronom Volko Herdick wollte mit dem Krefelder Rennclub vor der Rennbahn eine alte Straßenbahn aufstellen. Die Stadt erteilte ihm keine Genehmigung.

Gastronom Volko Herdick wollte mit dem Krefelder Rennclub vor der Rennbahn eine alte Straßenbahn aufstellen. Die Stadt erteilte ihm keine Genehmigung.

Foto: Thomas Lammertz

Der Plan war konkret, die Schenkungsurkunde war geschrieben, sogar die Gleise lagen schon. Der Rennbahn-Gastronom Volko Herdick hatte geplant, eine der alten Krefelder Straßenbahnen zu übernehmen, um sie vor der Rennbahn als Kinderspielplatz und Bewirtungsfläche zu nutzen. Die Stadt versagte ihm die Erlaubnis; jetzt werden die letzten acht Krefelder Straßenbahnen des Typs 8GTW verschrottet, ohne dass auch nur eine von ihnen auf Krefelder Stadtgebiet verbleibt.

 Alte Krefelder Straßenbahn des Typs 8GTW – keines dieser

Alte Krefelder Straßenbahn des Typs 8GTW – keines dieser

Foto: Thomas Lammertz

Stadtwerke waren zum Deal bereit

Der Krefelder SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Hahnen hörte vor wenigen Wochen von dem Fall und schrieb einen Brief an Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Der bestätigte die Absage in seiner Antwort. Letztlich hegte die Stadt Bedenken. Die Stadtwerke hatten sich zuvor aber zur Schenkung der Straßenbahn bereiterklärt. Hahnen erklärte unserer Zeitung: "Das ist völlig unverständlich, es wäre die einzigartige Chance gewesen, eine alte Straßenbahn für die Nachwelt zu erhalten." Die Stadtwerke hätten eine Bahn noch gerne auf Krefelder Stadtgebiet gesehen und waren bereit für das Geschäft: "Leider hat es nicht geklappt", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann.

Die Idee kam Volko Herdick im Herbst 2009. Damals wurde die neue Krefelder Straßenbahn "Flexity Outlook" auf dem Gelände der Rennbahn präsentiert. Extra für diese Präsentation hatten die Stadtwerke 30 Meter Schienen verlegen lassen; diese hätten auch für die dauerhafte Ausstellung der alten Straßenbahn genutzt werden können.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) hat Rennbahn-Sprecherin Tania Cosmann eine schriftliche Absage erteilt: Die Straßenbahn stelle "eine erhebliche visuelle Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Gebäude der Rennbahn und deren Umgebung" dar, schreibt Kathstede. Die Stadtwerke mussten deshalb im Sommer 2010 die Gleise wieder abbauen. Der Krefelder Rennclub ist immer noch enttäuscht über diese Entwicklung: "Der Plan hatte Hand und Fuß", sagt Tania Cosmann.

Eine Straßenbahn auf dem Rennbahngelände würde aus ihrer Sicht auch historisch Sinn machen: "Zu den ersten Rennen auf unserer Bahn kamen die Zuschauer schließlich Anfang des 20. Jahrhunderts mit der damals neu geschaffenen Straßenbahnlinie Traar/Verberg."

Derby-Gastronom Volko Herdick selbst will im Nachhinein nicht mehr viel Wirbel machen: "Es war eine witzige Idee, aus der Laune heraus entstanden. Frau Törkel vom Grünflächenamt war hier und hat mit uns die Situation geklärt. Wir liegen eben in einem Naturschutzgebiet, das müssen wir akzeptieren. Eine Bahn passt hier einfach nicht ins Gesamtbild." Zudem seien die alten Bahnen sehr pflegeintensiv.

Herdick hat bereits reagiert. Seit geraumer Zeit steht ein roter Doppeldeckerbus direkt neben seinem Restaurant Derby, den er auch zu Bewirtungszwecken nutzt. "Der hat TÜV- und ein Oldtimer-Kennzeichen, den kann ich jederzeit von A nach B fahren."

Die alten Straßenbahnen verschwinden somit aus dem Krefelder Stadtbild – die einzige Bahn, die nicht verschrottet oder verkauft ist, wird demnächst nach Informationen unserer Zeitung in der Region fahren. Wo genau, das werden die Stadtwerke mitteilen, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind.

(RP)
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