Rauchverbot in NRW Über 50 Kneipen seit Mai geschlossen

Krefeld · Wegen des Rauchverbots beklagen Krefelder Wirte zwischen 40 und 65 Prozent Umsatzverlust. Hinzu kommen erhöhte Gebühren und Abgaben für den Bezahlsender Sky oder die Gema. Wirt Lothar Rouß nennt Zahlen und Fakten.

Rauchverbot in NRW: Über 50 Kneipen seit Mai geschlossen
Foto: kdi (archiv)

Der Stadt Krefeld gehen die Kneipen aus. "Über 50 Lokale haben in den vergangenen drei Monaten geschlossen", sagt Walter Sosul, Krefelds Dehoga-Kreisvorsitzender und Präsidiumsmitglied des Gaststättenverbandes. Ob dies nun allein mit dem Rauchverbot in den Gaststätten zusammenhängt, das seit 100 Tagen gilt, wollte Sosul nicht bestätigen. "Wir hatten auch einen Mai mit schlechtem Wetter; außerdem sind die Gebühren für die Nutzung von Terrassen erhöht worden. Und außerdem kann auch nicht jeder Wirt richtig wirtschaften."

Allerdings: "Das absolute Rauchverbot schadet vor allem den Eckkneipen extrem, die über keine Außengastronomie verfügen." Zwischen 40 bis 65 Prozent Umsatzverlusten beklagen die Wirte, sagt Sosul. Erschwerend hinzu kommen weitere steigende Kosten, wie etwa höhere Terrassengebühren, gestiegene Gema-Abgaben oder die Preiserhöhung des Bezahl-Fernsehsender Sky für Gastronomiebetriebe.

"Das Modell der Eckkneipe wird auslaufen, weil die Wirte kein neues Konzept aufweisen. Die Eckkneipe lebt davon, dass Gäste kommen, die ein frisches Bier wünschen, mit dem Wirt oder anderen Gästen sprechen, und viele rauchen eben dabei. Das fällt nun weg, man nimmt den Gästen diese Plätze immer mehr. Das zeigt auch, wie extrem wir von Europa und auch der nationalen Politik bevormundet werden. Mal ehrlich: Wenn abends in den Eckkneipen geraucht wird, dann ist doch kein kleines Kind mehr dabei. Wenn an der Tür ein Warnhinweis ab 18 Jahren hängt und der Hinweis auf eine Raucherkneipe, das hätte doch vielleicht auch gereicht."

Verstoßen die Wirte gegen das Verbot und werden bei Kontrollen erwischt, dann müssen sie mit erheblichen Strafen rechnen: Für jeden rauchenden Gast werden bis zu 1500 Euro fällig, raucht der Wirt in seinem eigenen Laden, muss er bis zu 2500 Euro Strafe zahlen.

Lothar Rouß ist Inhaber einer typischen Eckkneipe: Seit nunmehr 37 Jahren führt er die "Schwemme" an der Ecke Geldernsche Straße und Neuer Weg im Nordbezirk als reine Bierkneipe — ohne Küche. "Seit Inkrafttreten des Rauchverbots im Mai habe ich als Wirt ohne Biergarten eine Umsatzeinbuße von gut 40 Prozent", sagt Krefelds wohl längstjähriger Pächter in ein und demselben Lokal. Zu denen, die wegen des Rauchverbots nicht mehr kommen, gehören auch zwei Skat-Klubs.

Zwei Aushilfen, eine Putzfrau, die Pacht, Wasser und Strom, Gewerbesteuer und Versicherungen machen für den Wirt Fixkosten von rund 3000 Euro aus. "Allein dafür muss ich sieben Hektoliter Bier verkaufen, die mich rund 1500 Euro plus Mehrwertsteuer kosten. Hinzu kommen Umsatz- und Vergnügungssteuer für die Spielautomaten." Vor diesem Hintergrund hat Rouß auch seinen Vertrag mit Sky gekündigt, weil der Sender statt 189 künftig mehr als 300 Euro plus Mehrwertsteuer haben will. "Es gibt Leute, die zu Hause Sky haben. Die laden Gäste ein, holen ein paar Kästen Bier und sehen sich genüsslich rauchend die Fußballspiele an, ohne auch nur eine Minute zu verpassen."

Rouß hat 95 Prozent Stammkunden, von denen 90 Prozent rauchen. "Die gehen dann vor die Türe, dürfen aber ihr Bier nicht mit rausnehmen. Eine Erlaubnis dafür würde mich auch wieder Geld kosten."

Trotz dieser Erschwernisse durch das Rauchverbot — er selbst raucht seit fünf Monaten nicht mehr — macht der 65-Jährige weiter, solange es seine Gesundheit zulässt. Denn noch verkauft er etwas mehr als die sieben Hektoliter. "Sonst könnte ich ja nicht überleben."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort