Krefeld Unterwegs mit den Sternsingern

Krefeld · In diesen Tagen ziehen die Sternsinger wieder von Haus zu Haus. Als Kaspar, Melchior und Balthasar singen auch die Kinder der Herz-Jesu-Pfarrgemeinde an sechs Abenden in den Häusern des Königshof-Viertels. Im Vorjahr kamen so 4000 Euro zusammen.

 Sternsinger sind in Königshof unterwegs, das Bild zeigt Paul Nagel links mit Stern, v.l. Vivien Rückert, Niklas Rückert und Timo Krause. Die Kinder der Herz-Jesu-Pfarrgemeinde gingen in den vergangenen Tagen von Tür zu Tür, egal, wer dort wohnte und welche Religion man hat.

Sternsinger sind in Königshof unterwegs, das Bild zeigt Paul Nagel links mit Stern, v.l. Vivien Rückert, Niklas Rückert und Timo Krause. Die Kinder der Herz-Jesu-Pfarrgemeinde gingen in den vergangenen Tagen von Tür zu Tür, egal, wer dort wohnte und welche Religion man hat.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Das Reihenhaus in der Wichernstraße ist nicht beleuchtet. Kein Lichtschein dringt heraus. Die kleinen Sternsinger der Herz-Jesu-Gemeinde läuten dennoch an der dunklen Haustür. Lange Zeit rührt sich nichts. Als die Kinder schon weitergehen wollen, öffnet sich doch noch ein kleines Fenster im Obergeschoss. "Moment, ich komme gleich", ruft die Bewohnerin des Hauses, eine alte Dame, der Gruppe zu. Wenig später öffnet sich die Tür. Mit sichtlicher Freude hört die Seniorin sich Lied und Segenssprüche der als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder an, zum Dank gibt es eine Spende in die Kasse und Süßigkeiten für den Weg.

"Wir klingeln an jeder Haustür unserer Gemeinde, egal ob die Bewohner katholisch, evangelisch oder muslimisch sind", sagt Martina Thelen, die die Gruppe begleitet. "Meist werden wir freundlich empfangen. Nur die Mehrfamilienhäuser sind immer etwas schwierig. Zwar wird die Haustür per Summer geöffnet, doch manchmal bleiben alle Wohnungstüren geschlossen", berichtet Thelen, die seit 27 Jahren mit den Sternsingern unterwegs ist. "Deshalb gehen wir am ersten der sechs Tage meist noch nicht zu den großen Wohnblocks, damit die Kinder nicht gleich so ein Frusterlebnis haben."

Auch an diesem stürmischen, nasskalten Abend öffnen sich einige Wohnungstüren nur zögerlich. Ein älterer Herr gibt nur schnell seine Geldspende ab, aber will Lied und Segenssprüche gar nicht hören. Im nächsten Haus bleibt alles dunkel, der Gesang verhallt ungehört im Treppenhaus. "Wir singen hier für die Geister", flachst ein kleiner Sternsinger, bevor die Gruppe weiterzieht.

Doch wenn die Türen sich öffnen, ist der Zuspruch für die Kinder groß. "Besonders die älteren Leute sind oft zu Tränen gerührt", erzählt Martina Thelen. "Sie spenden nicht nur Geld, sondern geben den Kindern auch Süßigkeiten. Die sammeln wir während der ganzen Woche und teilen sie am Ende unter allen Sternsingern auf." Bei Kälte und Regen allerdings gibt es auch manchmal unterwegs schon eine kleine süße Stärkung, bevor die Kinder sich nach zwei Stunden Singen und Sammeln bei einer der Familien mit Würstchen und Kakao wieder aufwärmen. Sechs Abende lang sind die Herz-Jesu-Kinder in ihrem Stadtteil unterwegs. Im letzten Jahr wurden allein in Königshof rund 4000 Euro an Spenden gesammelt.

Während in Krefeld das Spendenvolumen in den letzten Jahren insgesamt rückläufig war, kann die Herz-Jesu-Gemeinde sogar von leicht steigenden Summen berichten. Das gesammelte Geld kommt nicht der eigenen Gemeinde, sondern dem weltweit tätigen Kindermissionswerk "Die Sternsinger" zugute. Damit werden zahlreiche Kinder-Entwicklungshilfeprojekte von Bildung bis Gesundheit gefördert. Sternsinger ist seit vielen Jahren die weltweit größte Solidaritätsaktion, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren.

Sie wird getragen vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Jährlich können mit den Mitteln aus der Aktion mehr als 2100 Projekte für notleidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt werden.

Leitwort 2012 ist "Klopft an Türen, pocht auf Rechte!" Damit wollen die Sternsinger deutlich machen, dass die Rechte von Kindern überall auf der Welt respektiert und unterstützt werden müssen.

(RP/rl)
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