Kreis Heinsberg 2012 kommt der Telenotarzt

Kreis Heinsberg · Der Rettungsdienst im Kreis Heinsberg geht neue Wege: Ab August 2012 wird testweise ein Telerettungswagen mit fest montierter Kamera im Einsatz sein, der eine Online-Diagnose ermöglicht. Standort ist Hückelhoven.

 So funktioniert's: Der Philips MRx (Gerät mit den roten Seitentaschen) übermittelt sämtliche Daten (Messwerte, Videobilder, Sprache) in Echtzeit an den Telenotarzt in Aachen. Der entscheidet dann von dort, was zu tun ist.

So funktioniert's: Der Philips MRx (Gerät mit den roten Seitentaschen) übermittelt sämtliche Daten (Messwerte, Videobilder, Sprache) in Echtzeit an den Telenotarzt in Aachen. Der entscheidet dann von dort, was zu tun ist.

Steigenden Einsatzzahlen des Rettungsdienstes auf der einen Seite steht seit Jahren eine sinkende Anzahl von Notärzten auf der anderen Seite gegenüber – ein Dilemma. Abhilfe soll TemRas schaffen. Die Abkürzung steht für "Telemedizinisches Rettungsassistenzsystem" – eine neue Form des Rettungsdienstes, der am 1. August 2012 an fünf Standorten in NRW für ein Jahr den Testbetrieb aufnimmt – darunter im Kreis Heinsberg.

Das Ganze funktioniert so: Eine festmontierte Kamera in einem Rettungswagen samt weiterer Spezialtechnik ermöglicht eine Live-Übertragung von Daten (Messwerte, Videobilder, Sprache) an die Notarztzentrale in Aachen.

Dort sitzt ein speziell ausgebildeter Telenotarzt, der die Daten empfängt und sich am Bildschirm ein buchstäblich genaues Bild über den Zustand des Patienten verschafft. Anschließend gibt er dem Rettungsteam vor Ort genaue Anweisungen, was bei der Erstversorgung zu tun ist – bis der Notarzt eintrifft.

Entlastung für den Notarzt

Denn den will TemRas nicht abschaffen, sondern gehörig entlasten. Ein Großteil der Einsätze erfordert nämlich nicht die manuellen Fähigkeiten des Notarztes, sondern vielmehr entweder dessen medizinisches Fachwissen oder seine Entscheidungsbefugnis.

"Bei vielen Einsätzen erledigen die eigentliche Arbeit die Rettungsassistenten, während der Notarzt nur für eine Unterschrift dabei ist", erläutert Christian Büscher, Mitarbeiter der Forschungsgruppe E-Health am Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA) an der RWTH Aachen.

Sein Institut koordiniert TemRas, das ein interdisziplinäres Forschungsprojekt ist und zur einen Hälfte vom Land NRW und zur anderen Hälfte von den beteiligten Industrie-Partnern p3 communications, Philips und 3M finanziert wird.

Der Notarztmangel mache sich auch an konkreten Zahlen fest, sagt Büscher: "1995 brauchte ein Notarzt durchschnittlich 18 Minuten bis zum Einsatzort, 2005 waren es schon 22 Minuten." Auch da soll der "Online-Notarzt" Abhilfe schaffen.

Zuständig für den mit acht Dachantennen (sechs für GPS, je eine für Tetra und W-Lan) ausgerüsteten Telerettungswagen im Kreis Heinsberg ist Thomas Kähler, Leiter der Leitstelle für Feuerschutz und Rettungsdienst. Auf Nachfrage gab er gestern bekannt, wo der Telerettungswagen stationiert wird: bei der Rettungswache Hückelhoven.

"Hinter Erkelenz und Heinsberg fährt Hückelhoven die meisten Einsätze, hat aber keinen eigenen Notarzt", begründet er. Im Januar 2012 wird eine Informationsveranstaltung für die Rettungsassistenten stattfinden, ehe im Juni diese einen Tag lang am Gerät praktisch geschult und so auf die am 1. August beginnenden Tele-Einsätze vorbereitet werden.

(RP)
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