Hückelhoven Blick in die Welt Behinderter

Hückelhoven · Eine ungewöhnliche Filmvorführung erlebten die Gäste im Hilfarther Corso-Filmpalast. Die Dokumentation „Wir drei aus Wegberg“ schildert das Leben in einer Wohngemeinschaft geistig behinderter Menschen.

Sie mähen den Rasen, kaufen zusammen fürs Mittagessen ein, stopfen die Waschmaschine mit schmutziger Wäsche voll. Wie ganz normale Nachbarn. Aber etwas ist anders bei der Wohngemeinschaft, die am Neujahrstag 2007 am Wegberger Kringskamp eine Doppelhaushälfte bezogen hat. Sandra Busch, Helmut Schippers und Mario Neitzel sind geistig behindert. Mit Unterstützung der Lebenshilfe meistern sie ihren Alltag. Nebenan wohnen Irmgard und Peter Schleszies. Aus den Nachbarn wurden schnell Freunde. Weil das Ehepaar völlig ohne Vorbehalte auf den Einzug der drei Behinderten reagierte. Weil sie gut miteinander auskommen.

Projekt der Lebenshilfe

Einen Einblick in das Leben der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft liefert die Filmdokumentation „Wir drei aus Wegberg“, die im Rahmen des Projekts guckmalTV der Lebenshilfe entstand, gefördert von der Aktion Mensch. Im Hilfarther Corso-Filmpalast war der große Kinosaal gut gefüllt, als „Wir drei aus Wegberg“ zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen waren. Viele Behinderte, ihre Eltern und Freunde, Betreuer der Lebenshilfe und andere Interessierte sahen sich den knapp 15-minütigen Streifen an.

Für Kinochef Heinz Dohmen war es keine Frage, seine Räumlichkeiten für die ungewöhnliche Dokumentation der Filmfirma „different image“ zur Verfügung zu stellen. „Ich sehe immer in erster Linie den Menschen, nicht die Behinderung oder Erkrankung, die er hat“, sagte Dohmen nach der Vorführung.

Die Lebenshilfe Heinsberg setze sich dafür ein, Menschen mit Behinderung ein möglichst normales und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, erläuterte Vorstandsmitglied Agi Palm. Pädagogen, Pfleger und Therapeuten unterstützten täglich etwa 1400 Menschen mit Behinderung. Gemeinsames Ziel sei es, Behinderte selbstbestimmt am Leben in der Gesellschaft teilnehmen zu lassen, sagte Palm.

Edgar Johnen, der Vorsitzende der Lebenshilfe, verwies auf den 5. Mai als Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Gemeinsam mit der Aktion Mensch wolle man auf die Belange Behinderter aufmerksam machen. Das Film-Projekt guckmalTV sei entstanden, weil man vielen Menschen im Kreis Heinsberg tiefere Einblicke in die Lebenswelt der Behinderten geben wolle. Der Beitrag über die Wegberger Wohngemeinschaft soll der Auftakt sein. Geplant sind auch Einblicke in die Lebenshilfe-Werkstatt oder in den Alltag einer allein erziehenden Mutter mit behindertem Kind. „Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der es normal ist, verschieden zu sein“, sagte Johnen.

(RP)
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