Prozess um Mord in Wassenberg startet Brachte "Freund der Familie" den Tod?

Wassenberg · Drei Männer (66, 45 und 37 Jahre alt) müssen sich ab dem 3. Juli vor dem Landgericht Aachen wegen der Tötung eines 46-Jährigen in Wassenberg verantworten. Ein Freund der Familie soll das Opfer mit einem Ziegelstein erschlagen haben.

 In dieser Bauruine am Heesweg wurde die Leiche gefunden.

In dieser Bauruine am Heesweg wurde die Leiche gefunden.

Foto: UWE HELDENS (ARCHIV)

Den 66-jährigen Angeklagten hat die Familie des Opfers einmal als Freund betrachtet. Wenn sie dem Wassenberger am kommenden Mittwoch vor der Schwurgerichtskammer in Aachen wieder gegenübersteht, wird sie mit dem Mann konfrontiert, dem vorgeworfen wird, den Sohn, den Bruder am 21. Oktober 2012 auf einem Waldparkplatz bei Wassenberg mit einem Ziegelstein erschlagen zu haben. Die Eltern und der damals selbst attackierte Bruder des ermordeten Bonners wollen als Nebenkläger dem Prozessauftakt beiwohnen, erklärte am Donnerstag eine der Anwältinnen der Familie. Für den Strafprozess sind 25 Tage terminiert.

Ein Wassenberger Arzt und seine Angehörigen hatten dem 66-Jährigen so sehr vertraut, dass sie ihm seit 2009 rund zwei Millionen Euro für angeblich lukrative Geldanlagen überließen. Als die Brüder und ihre Eltern Geld zurückforderten, entschloss sich der Angeklagte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft, die Söhne für immer zum Schweigen zu bringen.

Der 46-Jährige aus Bonn wurde zu einem abgelegenen Parkplatz am Wassenberger Heesweg gelockt, sein 50-jähriger Bruder aus Wassenberg noch am gleichen Abend in einen Wald bei Maria Hoop/NL gelotst. Auch der Arzt wurde, nach Angaben von Oberstaatsanwalt Peter Jansen in Tötungsabsicht, mit einem Ziegelstein auf den Kopf geschlagen und schwer verletzt. Blutüberströmt konnte der Arzt fliehen. Die Leiche seines Bruders fand ein Jagdaufseher zwei Tage später — in einer Bauruine am Heesweg versteckt.

Als Verdächtige machten die Ermittler den Wassenberger und einen Wegberger aus, die sie am 8. November festnahmen. Der dritte mutmaßlich Beteiligte befand sich monatelang auf der Flucht. Der 37-Jährige wurde am 22. April in Krefeld gefasst. In ersten Vernehmungen soll er lediglich seine Anwesenheit am Tatort zugegeben haben. "Alle drei sind angeklagt wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung", sagte Richterin Daniela Krey, Pressedezernentin am Landgericht Aachen. Dem 66-Jährigen wird zusätzlich Betrug in besonders schwerem Fall zur Last gelegt.

Der Wassenberger hatte schon 1992/93 vor dem Landgericht Mönchengladbach auf der Anklagebank gesessen, weil er von betuchten Opfern von 1983 bis 1992 in 36 Fällen 14,5 Millionen D-Mark erschwindelt hatte. Das Urteil damals nach 80 Prozesstagen: zwölf Jahre Haft. Der Mann, der mit seiner Familie in einer stattlichen Wassenberger Villa wohnte, schwieg damals eisern. So mussten zahlreiche Zeugen geladen werden, darunter der Ehrenvorsitzende des Zentralrates der Sinti und Roma, Romani Rose.

Für die Angehörigen des ermordeten Bonners steht nicht das verlorene Geld im Interesse. Sie hoffen auf hohe Strafen für die Täter.

(RP)
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