Hückelhoven Früheres Kino verschwindet endgültig

Hückelhoven · Das 1952 gebaute Annelsa-Theater an der Parkhofstraße wird bald abgerissen. Bis 1968 wurden dort Filme gezeigt.

 Ein Stück Geschichte verschwindet: Das ehemalige Kino von 1952 an der Parkhofstraße – später unter anderem als Kaufhaus genutzt – wird bald abgerissen. Nach Plänen des Architekten Wolfgang Emondts entsteht dort ein viergeschossiger Kubus mit Ladenlokal und darüber liegenden Seniorenwohnungen.

Ein Stück Geschichte verschwindet: Das ehemalige Kino von 1952 an der Parkhofstraße – später unter anderem als Kaufhaus genutzt – wird bald abgerissen. Nach Plänen des Architekten Wolfgang Emondts entsteht dort ein viergeschossiger Kubus mit Ladenlokal und darüber liegenden Seniorenwohnungen.

Foto: Jürgen Laaser

Wandel durch Handel — das steht in Hückelhoven über dem seit 16 Jahren laufenden Strukturwandel. Vor allem die Parkhofstraße ändert rasant ihr Gesicht, Altbauten aus den 30er bis 60er Jahren machen Neubauten Platz. In Kürze auch das ehemalige Annelsa-Theater, das dritte Kino in der Hückelhovener Innenstadt, 1952 gebaut, 1968 geschlossen und von der Eigentümerfamilie Meurer an das "Kaufhaus Kurze" verkauft und bis vor kurzem — mit häufigen Leerständen — als Ladenlokal genutzt.

Gekauft haben das Areal zwischen der ehemaligen Post, heute Haag-Apotheke, und ehemals Möbel Bitter, heute Edeka, die Hückelhovener Bau-Investoren Heinz und Werner Ohlenforst, wobei weitere bekannte Investoren mit im Rennen waren. Nach Plänen des Hückelhovener Architekten Wolfgang Emondts wird ein viergeschossiger Kubus in moderner Architektur mit Ladenlokal und darüber liegenden Seniorenwohnungen entstehen und sich damit an die vorhandene Bebauung anpassen. Investoren und Architekt waren auch schon bei der alten Post, Haus Nummer 45, tätig.

Das erste Hückelhovener Kino richtete Leonhard Meurer an der Ecke Jülicher/Hilfarther Straße, heute Shell-Tankstelle, ein. Das war in den 20er Jahren, wie sich sein gleichnamiger Enkel und Bauingenieur an die Familiengeschichte erinnert. Eine Tankstelle gehörte auch dazu, und der Bahnhof war nur ein paar Schritte entfernt.

An dem durch die Zeche Sophia-Jacoba ausgelösten Boom nahm Leonhard Meurer Senior in den 20er und 30er Jahren auch als weitsichtiger und dynamischer Bauunternehmer und -investor teil, indem er große Areale an der gerade entstehenden Parkhofstraße erwarb und mit Geschäftsbebauung belegte, die teils heute noch existiert. Der Unternehmer begleitete die Entwicklung auch als Gemeinderatsmitglied und sogar als Bürgermeister.

Da sich die Innenstadtentwicklung auf die Parkhofstraße zwischen Zeche und "Dorf" konzentrierte, ließ die Familie Meurer auch ihr Kino, das an der Jülicher Straße im Krieg zerbombt worden war, in den Beritt verlegen. Für ihr später "Modernes Theater" genanntes Haus mietete sie den Saal des Casinos Sophia-Jacoba am ebenfalls der Zeche gehörenden Bürgerhof an der Ecke Parkhof-/Martin-Luther-Straße. In den 30er/40er Jahren hieß das Kino denn auch "Bürgerhof-Lichtspiele".

Der Filmboom nach dem Krieg, zwei Stunden bewegte und vertonte Träume auf der Leinwand, und die Konkurrenz in Ratheim mit zwei Kinos ließ die Meurers 1952 eine Filiale an der unteren Parkhofstraße errichten — das Annelsa-Theater.

Der ungewöhnliche Name setzt sich aus den Namen der Leonhard-Enkelinnen Anneliese und Elsa zusammen. Das neue Haus war äußerst erfolgreich. Leonhard Meurer Junior: "Wir hatten sogar eine Fahrradwache. Ein Rentner hat sieben Jahre lang damit sein Salär aufgebessert."

In den 60er Jahren brach dem Kino dann ein Halstuch den Hals. "Das Halstuch", ein Sechsteiler-Krimi nach dem Engländer Francis Durbridge, machte mit etlichen Nachfolgern das Fernsehen zum Straßenfeger, die Straßen zu den Kinos blieben zunehmend leer. Leonhard Meurer Junior verrät ein Familiengeheimnis: "Mein Vater Wilhelm hat am Annelsa einen Dachschaden als Schließungsgrund angegeben. Man wollte einfach den Niedergang der Kinokultur nicht wahrhaben."

(isp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort