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Hückelhoven Yilmaz tritt in die zweite Reihe

Hückelhoven · Als Bundesvorsitzender stand der Doverener an der Spitze des Verbands der Islamischen Kulturzentren, jetzt ist er "Vize". In dieser Zeit lernte er auch viele Persönlichkeiten der Politik kennen. Künftig will er sich verstärkt um "seine" Moscheegemeinden in Hückelhoven kümmern.

Er nahm an Podiumsdiskussionen mit der damaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice und Bundeskanzlerin Angela Merkel teil, lernte die Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete und Buchautorin Lale Akgün ("Tante Semra im Leberkäseland") persönlich kennen. Dreieinhalb Jahre lang stand Mehmet Yilmaz als Bundesvorsitzender an der Spitze des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) mit seinen mehr als 300 Gemeinden, gehörte zu den wichtigsten Muslimen in Deutschland. Jetzt trat der Moslem, der mit Ehefrau Dilek und den drei Töchtern in Doveren lebt, freiwillig in die zweite Reihe zurück.

Bereit zur Integration

Das ständige Pendeln zur VIKZ-Zentrale in Köln wurde dem Angestellten, der bei RWE Power beschäftigt ist, zuviel. Yilmaz ist jetzt stellvertretender VIKZ-Bundesvorsitzender, möchte sich künftig auch wieder verstärkt für "seine" Moscheegemeinden an der Hückelhovener Ludovicistraße und an der Jacobastraße in Schaufenberg einsetzen. "So ein Wechsel ist nicht schlecht", sagt der 40-Jährige, der 1980 aus Ankara kam und mittlerweile einen deutschen Pass besitzt. Warum er seit 1997 deutscher Staatsbürger ist? "Es war ein Zeichen dafür, dass ich bereit war zur Integration und dauerhaft hier leben will."

Engagiert für Gefangene

Die Öffnung des Verbands ist dem gelernten Bergmann, der vor einiger Zeit ein BWL-Fernstudium aufgenommen hat, sehr wichtig. Mehmet Yilmaz war einer der Initiatoren der VIKZ-Kontaktgruppe, die seit 1999 junge Strafgefangene in der JVA Heinsberg betreut. Zurzeit ruhen die Aktivitäten der Gruppe, sollen aber bald wieder aufgenommen werden.

Yilmaz, im achten Jahr Schöffe am Erkelenzer Amtsgericht und am Landgericht in Mönchengladbach, war dabei, als Manuel P., der Friedhofsmörder von Schaufenberg, vor Gericht stand. Als Schöffe hatte der Doverener keine Akteneinsicht. "Mein interessantester und zugleich härtester Fall", sagt Mehmet Yilmaz rückblickend. Für Artur Frentzen, den Bruder des Getöteten, habe er sofort Mitleid empfunden, für die vier angeklagten Jugendlichen Unverständnis. "Es sind doch noch Kinder. Ich verstehe es nicht."

Strafmaß ist gerecht

Trotzdem glaubt Yilmaz, dass Haupttäter Manuel P. eine zweite Chance verdient hat. "Wenn er möchte und wenn er Hilfe braucht, werde ich mich mit unserer Kontaktgruppe um ihn kümmern", sagt er. Und: "Gott ist barmherzig. Man darf den Jungen nicht ein zweites Mal bestrafen." Das hohe Strafmaß ist eine Entscheidung, die Yilmaz mitgetragen hat. "Man darf schließlich andere nicht zum Nachahmen ermutigen", sagt er.

(RP)
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