Borussia Mönchengladbach Arango macht den Unterschied

Borussia Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs Mittelfeldspieler erzielt das Tor zum 1:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern. Seit Trainer Favre das Team übernommen hat, blüht der Fußball-Künstler aus Venezuela regelrecht auf.

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Es gibt Siege, die haben eine historische Dimension. Wie der Mönchengladbacher beim FC Bayern am ersten Spieltag. Es gibt Siege, die sind wunderschön. Wie das 4:1 der Borussia gegen Wolfsburg am dritten Spieltag. Und es gibt Siege, die einfach nur drei Punkte bringen, Arbeitssiege, Siege voller Pragmatismus. Ein solcher war das 1:0 gegen Kaiserslautern am fünften Spieltag.

Es war Geduld nötig gegen die Pfälzer, die "ein unangenehmer Gegner" waren, wie Marco Reus sagte. "Wir haben immer nach Lösungen gesucht", betonte Trainer Lucien Favre. Doch so recht fanden sich diese nicht, und zwischenzeitlich ging der rote Faden verloren. Borussia war zu wenig inspiriert, zu bieder, vor allem vor der Pause: "zu überhastet, zu viele Ballverluste", monierte Favre. Nach der Halbzeit war Borussia geduldiger, spielte schneller, mehr über außen. Doch es blieb zäh.

In solchen Spielen, die auch ein böses Ende haben können (wie in der vergangenen Saison), ist es gut, Spieler zu haben, die den Unterschied ausmachen. Spieler wie Juan Arango. Der Venezolaner hat alle seine zehn Zweikämpfe gewonnen, 75 Prozent seiner Pässe kamen an, er hat die meisten Torschüsse abgegeben (5) und die meisten Torschussvorlagen produziert (8). Und er war für die ästhetischen Höhepunkte zuständig.

Zweimal leitete er den Ball mit der Hacke weiter, so als sei es die leichteste Übung des Fußballs. Vor allem war da aber das Tor, das Arango in der 58. Minute schoss: Roman Neustädter spielte den Ball hinaus auf die rechte Seite zu Tony Jantschke, der Außenverteidiger flankte gezielt zu Arango — und der donnerte das Spielgerät seinem begabten linken Fuß aus recht spitzem Winkel in die kurze Ecke.

Das gewisse Extra am Ball

Arango wollte nicht sprechen über sein Tor, er winkte ab. So würdigten die Kollegen die Taten des stillen Helden. "Juan ist sehr wichtig für uns. Auch wenn er im Spiel nicht zwölf Kilometer läuft. Er ist ein Superlinksfuß, erfahren und macht solche Tore", sagte Dante, und wie immer wenn die Borussen über die außergewöhnlichen Fähigkeiten des "Hurrikan der Karibik" sprechen, schwingt Bewunderung mit. Arango ist anerkannt, weil er das gewisse Extra am Ball hat.

Er spricht nicht viel. Und er lacht auch nicht so oft. Aber nach seinem Tor, als seine Kameraden ihn unter sich begruben, da war ein zufriedenes Lächeln zu sehen. Dank Arangos erstem Saisontreffer hat Borussia zehn Punkte, so viele wie in der vergangenen Saison nach 17 Partien.

Arango hat mit seinem Tor und zuvor drei Vorlagen Anteil daran, ist aber auch als Angriffseinfädler und Tempomacher ein wesentlicher Baustein im 4-4-2-System von Lucien Favre, zudem arbeitet er gut nach hinten. Weswegen sie ihn geschont haben nach dem 0:1 "auf" Schalke vor der Länderspielpause. Arango durfte eine Woche frei machen. Er reiste nach Mallorca, von wo er 2009 nach Gladbach kam. Dort gibt es Sonne, dort spricht man spanisch, dort will er nach seiner Karriere wieder ständig leben, dort lebt Arango auf.

Doch seit Favre Trainer ist, tut er das auch bei Borussia. Der spielerische Aufschwung der Borussen in den vergangenen Monaten ist eng mit der ansteigenden Formkurve des Feintechnikers verknüpft. Dass er nicht der Geselligste ist, verzeihen ihm die anderen. "Er muss ja nicht viel sprechen, wichtig ist, dass er auf dem Platz gut ist", sagt Kapitän Filip Daems.

"Es war ein verdienter Sieg, aber es war sehr eng", sagte Favre. Und mahnet: "Es wird eine schwere Saison für uns." Es klingt nach taktischem Understatement.

(RP)
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