Borussia Mönchengladbach "Der Job wird mir Spaß machen"

Borussia Mönchengladbach · Gestern gab Borussia bekannt, dass Ex-Trainer Hans Meyer künftig das vierte Präsidiumsmitglied ist. Der 68-Jährige erzählt, wie es dazu kam, warum er sich auf die Arbeit in Gladbach freut und sagt, wie er seine neue Rolle als Funktionär interpretiert.

 Zusammenarbeit: Hier war Hans Meyer (re.) noch Cheftrainer, künftig ist er Rainer Bonhofs Präsidiumskollege.

Zusammenarbeit: Hier war Hans Meyer (re.) noch Cheftrainer, künftig ist er Rainer Bonhofs Präsidiumskollege.

Foto: AP

Willkommen zurück in Gladbach.

Meyer Danke.

Manch einer hatte vermutet, Sie wären während der Saison als Retter-Trainer noch mal eingesprungen.

Meyer (grinst) Das wäre doch logisch gewesen. Aber im Ernst. Ich habe mich in den letzten Monaten bewusst gegen eine nochmalige Tätigkeit als Vereinstrainer entschieden. Die Aussicht, mich in Borussias Präsidium bei der sportlichen Entwicklung des Vereins einzubringen, hat mich dagegen gereizt.

Wie kam es dazu?

Meyer Ich habe schon mal gesagt, dass es sehr schön ist, wenn man sich nicht bewerben muss, sondern wenn jemand Interesse hat, dass man mitarbeitet. Borussia hatte mir eine solche Position im Präsidium schon im Sommer 2009 angeboten, als wir gerade gemeinsam den Klassenerhalt geschafft hatten. Damals kam so etwas für mich aber noch nicht infrage.

Warum?

Meyer Ich wollte erst mal mein Leben sondieren ohne eine verantwortliche Tätigkeit im Fußball. In den letzten zwei Jahren habe ich mich damit sehr wohl gefühlt. Jetzt wurde ich wieder gefragt, und die Situation ist eine andere. Ich weiß um meine Freiräume und wie wichtig sie für mich sind. Und ich weiß, was mich bei dieser Tätigkeit erwartet.

Borussia ist einer der Klubs, die mir am Herzen liegen und ich bin froh, helfen zu können. Darum hat sich jetzt alles schnell ergeben. Wir haben bis jetzt gewartet, weil wir nicht wollten, dass es im Umfeld der Mitgliederversammlung wie eine Wahlkampfmaßnahme aussieht. Das wäre das falsche Signal gewesen.

Sie haben Sich aber im Fohlenecho zu der Versammlung eindeutig positioniert.

Meyer Aber das ist doch alles vorbei. Wir schauen nach vorn.

Was bringen Sie ein, um Borussia voranzubringen?

Meyer Was meinen Sie denn, was ich mitbringe?

Fachkompetenz zum Beispiel.

Meyer Dann wird es wohl so sein. Gehen Sie aber mal davon aus, dass ich jetzt in der Öffentlichkeit keine klugen Reden schwingen werde und Sprecher des Präsidiums bin. Ich denke, wir werden das, was wir machen wollen, intern besprechen. Mit meinem Präsidiumskollegen Rainer Bonhof, Sportdirektor Max Eberl und Trainer Lucien Favre haben wir sicherlich genug sportliche Kompetenz, um Borussia voranzubringen

Was muss sich in Gladbach ändern?

Meyer Es ist doch gar nicht so viel falsch gelaufen, wie der eine oder andere in den letzten, so unruhigen Wochen behauptet hat. Der Verein hat mit Michael Frontzeck nach meiner zweiten Amtszeit als Trainer eine gute Saison gespielt. Und wirtschaftlich steht Borussia sowieso auf gesunden Beinen. Dass das Team in der vergangenen Saison, als Michael einen so schweren Herbst hatte, solche Probleme bekommen würde, war nicht abzusehen. Ich finde, es ist bei Borussia vieles so gelaufen, dass man mit gutem Gewissen dahinter stehen kann. Ich freue mich darauf, Rainer Bonhof, Max Eberl und Lucien Favre zu unterstützen.

Sie haben das Geschehen bei Borussia von Nürnberg aus, wo Sie leben, innig verfolgt?

Meyer Gehen Sie mal davon aus, dass ich nicht in Gladbach-Bettwäsche geschlafen habe und auch keine schlaflosen Nächte hatte. Aber es ist doch so, dass ich in Gladbach während meiner ersten Amtszeit dreieinhalb wunderbare Jahre hatte und hier viele nette Leute kennengelernt habe. So etwas vergisst man nicht. Außerdem habe ich damals, als der Klub seine große Zeit hatte in den 1970er Jahren, den Fußball, der hier gespielt wurde, sehr geschätzt.

Ist diese Vergangenheit heute nicht zuweilen ein Problem?

Meyer So etwas kann immer belastend sein, ja. Eine große Historie ist wichtig, darf aber nicht immer wieder als Vergleich für die Gegenwart herhalten.

Wie wird ein Arbeitstag des Präsidiumsmitglieds Hans Meyer aussehen?

Meyer Das kann ich jetzt noch gar nicht sagen. Es wird Präsidiumssitzungen geben, ich werde Unterlagen durchsehen. Und ob Sie es glauben oder nicht, mit meinen 68 Jahren bin ich technisch auf dem neusten Stand. Wir werden uns also austauschen können. Man wird sich auch bei Spielen treffen und darüber hinaus. Grundsätzlich bin ich ja nicht als Manager oder Trainer angestellt. Machen Sie sich also keinen Sorgen, dass wir von einem problematischen Zeitbudget reden. Der Job wird mir Spaß machen und ich werde mich voll einbringen, aber er bringt meinen Lebensrhythmus nicht völlig durcheinander.

Wann wird es Ihren ersten Auftritt als Präsidiumsmitglied geben?

Meyer Sie kennen mich doch: Wir werden das medientechnisch richtig aufbereiten, mit sieben Kameras und so weiter.

(RP)
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