Mönchengladbach Acht Millionen Euro frisches Kapital für Gardeur

Mönchengladbach · Konzernchef Gerhard Kränzle und ein Beteiligungsfonds der NRW-Bank wollen den Hosenhersteller übernehmen.

Eigenkapital aufgebraucht, Branchenkrise, die Produktion in Tunesien durch den Arabischen Frühling beeinträchtigt, die Zukunft ungewiss: Vor zwei Jahren war der Gladbacher Hosenspezialist Gardeur arg auf Schlingerkurs geraten. Dann kam der "Restart 2011": Mit frischen Zuwendungen seitens der Banken, einem Ausstieg aus der Tarifbindung und einer zielgruppenangepassten Neuorientierung auf den Ideal-Kunden bekam das Traditionsunternehmen die Kurve. Seit gestern ist klar, dass Gardeur acht Millionen Euro an frischem Eigenkapital bekommen wird, um die Sanierung weiter voranzutreiben. Zwei Investorengruppen, die Zustimmung des Bundeskartellamts vorausgesetzt, wollen die Gardeur-Gruppe übernehmen.

Dabei handelt es sich um die Kränzle Beteiligungs GmbH, eine Gesellschaft des Gardeur-Konzernchefs Gerhard Kränzle, sowie einen Beteiligungsfonds der NRW-Bank. Die Absichtserklärung über den kurzfristigen Erwerb sämtlicher Anteile vom bisherigen Gesellschafter Capcellence wurde gestern unterzeichnet. "Gerhard Kränzle übernimmt nun die unternehmerische Verantwortung und wird Gardeur in seiner Tradition als unternehmergeführtes Haus in die gemeinsam erarbeitete Wachstumsphase steuern — darauf sind wir stolz", sagt Spyros Chaveles, geschäftsführender Partner von Capcellence. Die Hamburger Beteiligungsgesellschaft war seit dem Jahr 2008 Alleineigner, hatte das Unternehmen damals den Gründerfamilien Janssen und Roesner abgekauft.

Gardeur, 1920 in Gladbach von Dieter Janssen als Textilunternehmen gegründet und später Deutschlands erste Hosenmarke, beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter und beliefert rund 3000 Kunden in rund 50 Ländern. Zuletzt hatte das Atelier nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit wieder für positivere Schlagzeilen gesorgt. Mit Modeschöpfer Thomas Rath, bekannt aus "Germany's Next Topmodel", kreierte man eine erfolgreiche Damenhosenkollektion. Seit 2012 werden erstmals seit 14 Jahren wieder Modenäherinnen ausgebildet. Und mit der Herbst-/Winterkollektion wird das Angebot an nachhaltig gefertigten Hosen ausgeweitet.

(RP)
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