Mönchengladbach Als Uli Hoeneß Borussia rettete

Mönchengladbach · Auf dem Fußballplatz werden sich Borussia und Bayern am Freitag nichts schenken. Vor 20 Jahren sah das ganz anders aus. Im Sommer 1992 war Borussia zahlungsunfähig. Der damalige Vize-Präsident Hans Peter Moll reiste zum FC Bayern und kam mit einem Scheck über rund 900 000 Mark zurück.

Uli Hoeneß: FC Bayern München, Abteilung Attacke, Steuerhinterzieher
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Das ist Uli Hoeneß

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Foto: dpa/Matthias Balk

Es ist lange her, dass sich Borussia und die Bayern auf tabellarischer Augenhöhe getroffen haben. Morgen Abend um 20.30 Uhr fordert der Tabellenvierte aus Gladbach den Ligaprimus aus München heraus. Hans Peter Moll (73) freut sich auf Borussias Treffen mit dem FC Bayern.

Einmal, weil der frühere Vize-Präsident der Gladbacher wieder richtig Spaß hat am Spiel des Teams von Lucien Favre. Aber auch, weil er wohl Uli Hoeneß treffen wird. Dann werden die Herren vielleicht auch ein Weilchen über die spektakulären Ereignisse des Sommer 1992 plaudern. Denn damals verhinderte ein Scheck von Uli Hoeneß wohl die Insolvenz der Gladbacher.

Zum Konkursrichter?

"Für zwei Spieler waren Transferraten fällig. Das waren etwa 700 000 Mark. Aber die Banken wollten nichts überweisen. Die Kassen waren leer, wir konnten nicht mal mehr die Löhne bezahlen. Es drohte sogar ein Verfahren von der Uefa. Nicht wenige sagten, wir sollten den Konkursrichter aufsuchen", erinnert sich Moll, der den Vize-Job von 1991 bis 1992 machte. Borussia hatte am 23. Mai das Pokalfinale gegen den Zweitligisten Hannover im Elfmeterschießen verloren, Manager Rolf Rüssmann war Tage beurlaubt worden und der Druck auf das Präsidium um Dr. Helmut Beyer wuchs.

Moll erinnert sich an eine vertragliche Vereinbarung mit dem FC Bayern. 1990 war Stefan Effenberg an den Rekordmeister verkauft worden, doch der reichte ihn 1992 weiter an den AC Florenz — für umgerechnet 3,75 Millionen Euro. "Ich wusste, dass die Borussia zu 20 Prozent am Weitertransfer von Effenberg von München nach Florenz beteiligt war und die Borussia somit eine Forderung an Bayern München hatte", sagt Moll. Doch es gab ein Problem: "Die Zahlung war eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt fällig. Für Borussia wäre es zu spät gewesen."

Doch Moll hatte einen Kontakt nach München. Seit Ende der 1980er Jahre war Paul Breitner sein Geschäftspartner. Den bat Moll um Hilfe. "Er sollte mit Uli Hoeneß reden, das Transfergeld von etwa 900 000 Mark sofort auszuzahlen", sagt Moll. Breitner konnte Hoeneß überzeugen. "Die Bayern waren großzügig. Am nächsten Tag bin ich nach München geflogen und Uli Hoeneß überreichte mir den Scheck. So waren wir wieder zahlungsfähig", erzählt Moll.

Hoeneß' Großzügigkeit rettete Gladbach. "Was aus Borussia ohne dieses Geld geworden wäre, kann man nicht sagen. Aber es war eine sehr prekäre Lage. Gut, dass ich den Kontakt zu Paul Breitner hatte", sagt Moll. Kurz nach der Rettungsaktion traten er und Schatzmeister Dieter Frantzen zurück. Karl-Heinz Drygalsky wurde Präsident, Rüssmann kam als Manager zurück.

(RP/rl)
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