Mönchengladbach Angriff auf Islam-Laden: Polizei ermittelt

Mönchengladbach · Unbekannte Täter haben am Samstagmorgen zwischen 4 und 9 Uhr die Scheibe eines Geschäfts für islamische Literatur und Kleidung mit einem Kanalgitter eingeworfen.

Die Bruchstelle ist genau in einem Werbebanner für Hadsch-Reisen, das die Kaaba zeigt, das zentrale Heiligtum des Islam. Da ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. Hinweise an die Polizei unter Tel. 02161/290.

Geschäftsführer des Ladens an der Waldhausener Straße ist Sven Lau, zweiter Vorsitzender des umstrittenen salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP). Er machte in einem Internetvideo zum wiederholten Mal die "Medienhetze" sowie die vermeintliche Untätigkeit der Stadt für den Vorfall verantwortlich. "Wir hätten im Gewerbegebiet schon längst eine neue Räumlichkeit bekommen können, so dass wir sagen: Okay, wir gehen aus Eicken weg, dann haben wir alle unsere Ruhe."

Bereits am Freitag hatte es einen Zwischenfall gegeben. Ein weiteres Video zeigt, dass der Hof, den die Salafisten für ihre Freitagsgebete nutzen, mit Hundekot verschmiert worden war. Lau und Pierre Vogel bezichtigen darin Vertreter der Eickener Bürgerinitiative der gezielten Provokation. "Die sind auf unserem Privatgrundstück, haben hier Plakate angebracht, haben Hundekot hier drauf verlagert — und wir sind nicht berechtigt, dann direkt hier eine Anzeige aufzugeben?", kritisierte Lau die Polizei, die keine Anzeige habe aufnehmen wollen: "Wie viel Ungerechtigkeit denn noch?" Das Nicht-Beseitigen von Hundekot gilt als Ordnungswidrigkeit, nicht als Straftat. Die neuen Zwischenfälle seien "keine Kampfansage gegen die Salafisten, sondern den Islam", so Lau. Das Portal "Dawa News", ein "deutsch-islamischer Nachrichtenblog", kommentierte: "Selbst die Polizei hat keinen Polizeischutz gewährt nach der dritten Attacke. Auch den Staatsschutz scheint es nicht zu interessieren, obwohl sie sehr genau wissen, wer dahinter steckt."

Wenn die Behörden "diesen Hass dieser rechtsradikalen, islamfeindlichen Hassbewegung" — gemeint ist die Bürgerinitiative — nicht stoppten, wisse jeder Muslim in Mönchengladbach, "dass es auf einen Mord hinauslaufen wird": "Muss erst wieder ein Muslim oder Muslima abgeschlachtet werden, bevor hier endlich reagiert wird?"

Nach einer Prügelei zwischen Salafisten und einer Gruppe von Karnevalisten vor zwei Wochen, den Erstere als "Mordversuch" gegen Lau auslegten, stellen die jüngsten Ereignisse den vorläufigen Höhepunkt der Auseinandersetzungen dar. Polizeisprecher Willy Theveßen wollte die neuerlichen Vorfälle nicht mehr kommentieren. Lau und Vogel riefen alle Muslime auf, bei der Demo der Bürgerinitiative am 26. März Flagge zu zeigen: "Wenn wir uns verstecken, werden die immer dreister."

(RP)
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