Mönchengladbach Angst vor Rocker-Krieg

Mönchengladbach · Nach der Massenschlägerei zwischen den verfeindeten Gruppen Hells Angels und den Bandidos in der Altstadt sind Wirte in Sorge: "Wenn solche Leute bei uns auftreten, leiden alle." Niemand wolle einen Rockerkrieg in der Stadt.

Januar 2012: Rocker prügeln sich in Mönchengladbach
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Januar 2012: Rocker prügeln sich in Mönchengladbach

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Die Massenschlägerei zwischen den beiden berüchtigten Rockergruppen "Hells Angels" und "Bandidos" vor einer Diskothek an der Waldhausener Straße hat in der Nacht zum Sonntag für einen Ausnahmezustand in der Stadt gesorgt: Eine Stunde lang ertönten ununterbrochen Martinshörner. Der Theatervorplatz und die Hindenburgstraße standen voll mit Rettungswagen. Die Altstadt blieb stundenlang abgeriegelt, und überall waren starke Polizeikräfte zu sehen.

Schau auf die Straße: Überall Blut

"Die machen keinen Spaß", das hatte ein Augenzeuge sofort erkannt, als er die rivalisierenden Gruppen sah. "Mir ist richtig schlecht geworden. Ich dachte sofort: Duisburg, Tote, schnell weg", sagt er. Auch andere berichten von gespenstischen und dramatischen Szenen.

Uwe Schmitz, Chef im "Graefen und König" am Alten Markt, wurde Samstagnacht sofort angerufen, als sich unmittelbar vor seinem Lokal 20 bis 30 Rocker in Kutte trafen. Per Telefon und über Facebook wurde er über die Schlägerei und das Riesenpolizeiaufgebot auf dem Laufenden gehalten. "So etwas haben wir hier noch nie erlebt", sagt er. Jahrzehnte arbeite er schon in der Mönchengladbacher Altstadt, aber noch nie hätten sich Rockergruppen hier eine Schlacht geliefert. Schmitz macht sich Sorgen: "So etwas kann die Altstadt nicht gebrauchen. Das schadet dem Image, wenn sich solche Leute hier aufhalten."

Er ist froh, dass sofort so viel Polizei im Einsatz war: "Solche Gruppierungen sollen merken, dass ein starkes Aufgebot an Ordnungshütern da ist, sobald sie irgendwo auftauchen." So sei das Signal da gewesen: "Wir in der Stadt sind dagegen." Uwe Schmitz ist dankbar, dass es am Alten Markt eine Videobeoachtungsanlage gibt. "Hier hat sich wieder einmal gezeigt, wie wertvoll die ist", sagt er. Im Club der Wirte soll heute über den Rockerkrieg geredet werden. Schließlich sei das gemeinsame Ziel, mehr Gäste in die Altstadt zu locken. Ereignisse wie in der Nacht zum Sonntag würden da ganz und gar nicht helfen, sagt der Altstadtwirt.

Die Sorge, dass die Rockerszene sich in der Stadt etablieren will, ist groß. Ein Altstadtbesucher, der die Schlägerei nicht mitbekam, dafür aber das große Polizeiaufgebot sah, fragte den Türsteher eines Lokales an der Waldhausener Straße, was denn geschehen sei. Als Antwort habe er erhalten: "Darf nichts sagen, aber schau doch auf die Straße, überall Blut. Eine von den Rockerbanden will die Herrschaft über Gladbach an sich reißen."

Einige Altstadtbesucher wollen Schüsse gehört haben. Den Einsatz von Schusswaffen kann Polizeisprecher Jürgen Lützen nicht bestätigen. "Es gab zumindest keine Verletzten mit Schussverletzungen", sagt er.

Die Ermittlungen der Polizei wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung in mehreren Fällen und versuchten Totschlags dauern an.

(RP/url/jco)
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