Mit Horst-Peter Vennen Auf die Hindenburgstraße gehören keine Busse

Mönchengladbach · Der Vorsitzende des Bauausschusses sagt, warum er den öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt für "grottenschlecht" hält, weshalb er sich über FDP und Grüne ärgert, und er berichtet, wie er seine schwere Krankheit überstand.

Chronik der Abrissarbeiten am Schauspielhaus Mönchengladbach
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Herr Vennen, Sie haben eine schwere Krankheit überstanden: Wie geht es Ihnen?

Vennen Mir geht es wieder gut. Natürlich bin ich zunächst in ein tiefes Loch gefallen, auch psychisch. Man gräbt sich ein, hat den Kopf nicht mehr frei für andere Dinge. Aber ich hatte sehr gute Ärzte. Ich schau jetzt wieder nach vorne.

Eine Krankheit ist oft Anlass für eine Zäsur. Ergreifen Sie Konsequenzen?

Vennen Ich hatte mich recht früh entschieden abzuwarten, wie sich die Krankheit entwickelt. Der Spaß am Leben ist aber wieder da, ich will mittun. Die Partei bedrängt mich, nicht aufzuhören. Ich werde jetzt erst mal in Ruhe überlegen und mich mit meiner Familie besprechen.

Erfahrene SPD-Politiker haben schon angekündigt aufzuhören. Falls auch Sie bei der Kommunalwahl 2014 nicht mehr antreten werden: Hat Ihre Partei genug Leute, die nachrücken könnten?

Vennen Es hat immer Umbrüche gegeben. Aber natürlich wird es schwierig. Wir haben in den Ortsvereinen viele, die man protegieren könnte. Aber mit nur vier Stadtbezirken ist es nicht einfacher geworden. Einige sind frustriert, weil sie keine Chancen bekommen. Es ist wichtig, diese Leute an die Hand zu nehmen.

Geschieht das?

Vennen Ja, aber wir müssen bei unserem Personalkonzept gewisse Parameter setzen. Es reicht nicht aus, dass Leute intelligent sind. Sie sollten Erfahrungen sammeln dürfen, und sie müssen sich zu Gladbach als ihrer Heimatstadt bekennen. Darüber hinaus sollten sie in den kommenden Jahren in der Stadt leben und wohnen und die nötigen Zeitressourcen mitbringen.

Sie sind Vorsitzender des Bauausschusses, begleiten die Arbeit des Ausschusses seit vielen Jahren intensiv: Falls Sie aufhören, haben Sie schon einen Nachfolger gefunden?

Vennen Ich habe meinen Kollegen Thomas Fegers für den Posten des baupolitischen Sprechers gewinnen können. Er ist quirlig, ein typisches Allround-Talent. Das hat er schon als Sprecher in der Bezirksvertretung Rheindahlen bewiesen. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit ihm einen Mitstreiter habe, mit dem ich mich fachlich und auch persönlich sehr gut verstehe.

Herr Vennen, Sie gelten als jemand, der sehr zielstrebig ist, strategisch denkt und handelt: Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit mit FDP und Grünen?

Vennen Es ist immer schwer, in einer Gruppe Tritt zu fassen. Mittlerweile klappt es aber mit den Grundstrukturen ganz gut. Aber natürlich rege ich mich auf, wenn man unnötig Sachlagen drei- oder viermal bespricht, obwohl sie recht klar sind. Ich würde es begrüßen, wenn wir schneller zum Ziel kommen würden.

Wie beurteilen Sie die Chancen eines Bücherei-Neubaus?

Vennen Die Situation und die Kakophonie allerorten sind für mich nicht nachvollziehbar, ja: abstrus. Ich halte mich an Fakten. Wir haben einen Ratsbeschluss, der die Verwaltung beauftragt, dem Rat ihre Recherchen zur Standortfrage und zur Finanzierung vorzulegen. Bis heute habe ich noch keinen Plan gesehen. Angesichts der Größenordnung der Beträge, die immer wieder genannt werden, fehlt mir jede Phantasie, wie das finanziert werden soll.

Ihre Meinung zur Verkehrssituation in der Stadt?

Vennen Der öffentliche Personennahverkehr ist grottenschlecht. Er beruht noch auf alten Fabrik-Strukturen der Stadt und ist nie überarbeitet worden. Es gehören prinzipiell auf die Hindenburgstraße keine Busse. Warum fahren alle sternförmig in die Innenstadt und verteilen sich dann wieder in die Ortsteile? Ich habe meinen Unmut hierüber schon mehrfach geäußert. Die Verantwortlichen müssen endlich ihre Arbeit machen.

Von wem sprechen Sie?

Vennen Auch von der Stadtverwaltung. Ich habe noch gelernt, dass die Verwaltung ihre Aufträge aus der Politik bekommt und sie in einer akzeptablen Zeit erledigen sollte. Das muss endlich geschehen.

Braucht die Verwaltung mehr Personal?

Vennen Seit vielen Jahren haben wir im gesamten Dezernat Planen, Bauen und Verkehr fehlendes Personal. Es fehlen insbesondere gut ausgebildete Ingenieure. Insofern ist es richtig, dass wir in diesem Bereich dringend mehr Personal brauchen.

Woran scheitert bisher der Verkehrsentwicklungsplan?

Vennen An widerstrebenden Interessen, was mich sehr ärgert. Es sollten zumindest wichtige Teilbereiche vor die Klammer gezogen und verabschiedet werden. Das Meckern der CDU kann ich allerdings nicht nachvollziehen, sie hatte Chancen genug, ihn fertigzustellen. Damals wurde er sogar noch bezuschusst.

Es gibt Interessenten für die Bleichwiese: Wie soll sich die Stadt verhalten?

Vennen Ich bin sehr glücklich darüber, dass es den niederländischen Investor gibt, der das gesamte Konzept inklusive Bürogebäude stemmen kann. Ich wäre sehr überrascht, wenn wir noch einen ebenbürtigen zweiten finden würden. Ende des Monats will ich eine Beschlussfassung.

Was halten Sie vom Masterplan?

Vennen Ich habe nichts gegen fremden Sachverstand. Private Masterpläne sind eine schöne Sache, nur haben sie bisher selten geklappt. Andererseits hat der Masterplan Dinge wieder sichtbar gemacht, die verschüttet waren: etwa die Idee einer Schienenverbindung zwischen Gladbach und Rheydt. Ich bin dankbar für diesen Effekt.

Sie haben massiv für einen Baumarkt in der City-Ost geworben: FDP und Grüne haben das torpediert und auf den Masterplan verwiesen...

Vennen Ja, und deshalb bin ich noch immer stinksauer. So kann man Investoren und Privat-Industrie nicht verprellen. Wir hatten ja ein Zwischenmodell angestrebt: Der Investor hätte sogar das Geld mitgebracht, um die Umgebung aufzuwerten. Jetzt haben wir nichts.

Noch in diesem Jahr sollen die Tiefgarage und der Marktplatz in Rheydt fertig werden. Rechnen Sie mit Verzögerungen?

Vennen Nein, überhaupt nicht. Das liegt insbesondere an den handelnden Personen, wie etwa Stadtplaner Jürgen Beckmann. Ich habe großes Vertrauen zu ihnen.

Auch zu Baudezernent Andreas Wurff?

Vennen Die Frage kann ich so nicht beantworten. Ich habe ein gutes Arbeitsverhältnis mit ihm.

Zurück nach Rheydt: Wer soll die Tiefgarage betreiben?

Vennen Ich würde mir sehr wünschen, dass die Stadt über ihre Tochter PPG das Geld selbst erwirtschaftet. Die PPG hat sich sehr bewährt, zum Beispiel im Borussia-Park. Die Stadt kann das Geld gebrauchen.

Welche Probleme sehen Sie im Allgemeinen für Gladbach?

Vennen Wir haben nicht mehr genug große und mittlere Grundstücke im Angebot. Es ist zwingend, neue Gewerbeflächen auszuweisen. Eine Idee ist es, mit Viersen zu kooperieren. Wir müssen hier kreativer und offener sein. Darüber hinaus benötigen wir dringend ein zukunftsorientiertes Friedhofskonzept. Wir sind zu teuer, hier schlummern zudem Reserveflächen, die vielleicht für Gewerbe genutzt werden könnten.

Eine letzte Frage: Gewerbegebiet anstelle Trabrennbahn?

Vennen Ich habe nichts gehört, warum das nicht funktionieren sollte. Die Stadt verdient nichts an der Trabrennbahn. Es dabei zu belassen, hielte ich für sehr unvernünftig.

(RP)
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