SPD in Mönchengladbach Aus für Barbara Gersmann

Mönchengladbach · Barbara Gersmann, Vorsitzende des Ortsvereins Rheydt-Odenkirchen, fiel in zwei Wahlgängen durch. Norbert Bude mit 91 Prozent als OB-Kandidat gewählt.

 Fiel in zwei Wahlgängen durch: Barbara Gersmann

Fiel in zwei Wahlgängen durch: Barbara Gersmann

Foto: Ilgner, Detlef

Durch ein Wechselbad der Gefühle mussten 113 Delegierte am Samstag beim Parteitag der SPD: Erst erklärte Ratsherr Uwe Bohlen seinen Verzicht auf eine Kandidatur bei der nächsten Ratswahl am 25. Mai 2014. Der Geschäftsführer der Mönchengladbacher Arbeiterwohlfahrt hatte am Freitagabend deutliche Kritik an seiner Partei geübt und zog die Konsequenzen. Danach gelang OB Norbert Bude ein souveränes Wahlergebnis: Mehr als 91 Prozent der Delegierten wählten ihn sowohl zum OB-Kandidaten der SPD als auch auf Platz 1 der Reserveliste für die Wahl des Rates.

Anschließend folgte wieder ein Paukenschlag: Barbara Gersmann, Vorsitzende des sehr einflussreichen SPD-Ortsverbandes Rheydt-Odenkirchen, bekam in zwei Wahlgängen nicht die erforderliche Mehrheit. In ihrem Wahlbezirk Pongs/Hockstein tritt im Mai nächsten Jahres die ehemalige Bundestagsabgeordnete Hildegard Wester an, die sich nach dem Aus für Gersmann zur Verfügung stellte.

Boltens Rückzug sorgte bei den Delegierten zwar für Gesprächsstoff, führte aber nicht zu großen Diskussionen. Gersmanns Aus dagegen empörte vor allem die Rheydter Sozialdemokraten. Der erste Wahlgang war als eine Art Denkzettel für die Rechtsanwältin gedacht: Vielen altgedienten Genossen ist Gersmann und da vor allem ihr Auftreten suspekt. Im zweiten Wahlgang hätte ihr die einfache Mehrheit der Stimmen gereicht, und diese Mehrheit hätte sie nach nach Meinung von Insidern auch bekommen. Doch in einer kurzen Rede vor der erneuten Kandidatur zerschlug sie viel Porzellan. Gersmann warf der Mönchengladbacher SPD vor, sie habe Defizite in der Streitkultur, würde dazu neigen, Probleme unter den Teppich zu kehren. Da müsse sich die SPD noch entwickeln, befand sie und mahnte, es sei nicht richtig, Personen abzustrafen, die dies ansprechen würden.

Die Quittung kam prompt: Sie erhielt im zweiten Wahlgang nur noch 41 Ja-, aber 66-Nein-Stimmen bei 6 Enthaltungen. Ihr Ortsverein war empört, weil die Mehrheit der Delegierten damit die "Souveränitätsrechte des Ortsvereins" ignoriert hatte. Auch die neue Kandidatin, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Hildegard Wester, war entsetzt: Sie bedankte sich bei Gersmann, dass sie sich zweimal "dieser unsäglichen Wahl" gestellt habe. An ihre Parteifreunde gewandt erklärte sie: "Wir müssen über unsere Kommunikationsstrukturen nachdenken."

Auch OB Norbert Bude rang in einer persönlichen Erklärung um Fassung: "Das beschämt mich im Moment. Da ist Wut und auch Traurigkeit. Ich kann nur hoffen, dass wir wieder zur Geschlossenheit zurückfinden. Denn ohne Geschlossenheit brauchen wir am 25. Mai gar nicht anzutreten." Bereits nach der Rede des Fraktionsvorsitzenden Lothar Beine, der bereits vor Monaten erklärt hatte, bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr anzutreten und aus der Kommunalpolitik auszuscheiden, war eine merkwürdige Stimmung spürbar. Es gab zwar viel Applaus. Aber die Delegierten aus Rheydt blieben im Gegensatz zu allen anderen dabei demonstrativ sitzen.

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