Mönchengladbach Beruf und Pflege: Sozial-Holding hilft

Mönchengladbach · Acht Stunden Arbeit, fünf Stunden Versorgung eines Angehörigen: Das ist das Schicksal von 4,2 Millionen Menschen bundesweit. Ab 2013 soll ein Netzwerk in Mönchengladbach pflegende Arbeitnehmer entlasten und Betriebe stärken.

 Im kommenden Jahr startet die Sozial-Holding das Projekt "Pflegend Beschäftigt": Es soll kleineren und mittleren Unternehmen dabei helfen, Angebote für Arbeitnehmer zu entwickeln, die neben dem Beruf einen Angehörigen pflegen.

Im kommenden Jahr startet die Sozial-Holding das Projekt "Pflegend Beschäftigt": Es soll kleineren und mittleren Unternehmen dabei helfen, Angebote für Arbeitnehmer zu entwickeln, die neben dem Beruf einen Angehörigen pflegen.

Foto: HERMANN J. KNIPPERTZ

1,1 Millionen Menschen in Deutschland werden durch 4,2 Millionen Angehörige versorgt und gepflegt. 73 Prozent der Pflegenden sind Frauen. Der Pflegeaufwand beträgt durchschnittlich 36,7 Stunden pro Woche — oder 5,2 Stunden am Tag. Die durchschnittliche Pflegezeit beträgt sechs bis acht Jahre. Und: Zwei Drittel der Pflegepersonen sind im erwerbsfähigen Alter.

"In jüngeren Jahren mussten Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut gebracht werden, jetzt sind die pflegebedürftigen Eltern an der Reihe", sagt Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding. Gemeinsam mit Konkret Consult Ruhr und begleitet von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein startet die Holding Anfang des kommenden Jahres das Projekt "Pflegend Beschäftigt". Gefördert wird das Vorhaben durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA).

Die Frage, so Wallrafen-Dreisow, sei doch: Was können Unternehmen für die wachsende Zahl der Mitarbeiter tun, die sich zwischen der Pflege von Angehörigen und dem Beruf aufreiben? "Oftmals führt die Mehrfachbelastung zu erhöhten Fehlzeiten, die berufliche Belastbarkeit leidet. Und manche Arbeitnehmer geben ihren Job ganz auf", sagt der Chef der Sozial-Holding. Darunter wiederum leidet der Arbeitgeber — vor allem vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftemangels.

"Unser Projekt soll kleineren und mittleren Unternehmen Hilfestellungen anbieten. Die großen Konzerne sind ohnehin schon im Thema", sagt Wallrafen-Dreisow. Oftmals seien es kleine Dinge, wie etwa die Organisation eines Essensdienstes, einer hauswirtschaftlichen Unterstützung oder die Klärung einer finanziellen Frage, mit denen sich scheinbar unüberbrückbare Probleme lösen lassen.

Durch den Aufbau eines Netzwerkes sollen für betroffene Beschäftigte in den teilnehmenden Unternehmen Angebote geschaffen werden, die kleinere Betriebe alleine nicht stemmen können. "Dafür stehen uns im Projekt drei zusätzliche Vollzeitstellen zur Verfügung", berichtet Helmut Wallrafen-Dreisow. Die Teilnahme ist für alle beteiligten Unternehmen kostenfrei. 30 Betriebe haben sich bereits verbindlich für das Projekt, das vom 1. Januar 2013 bis zum 15. Juli 2015 laufen wird, angemeldet. "20 weitere können wir jetzt noch aufnehmen."

Die Sozial-Holding stellt den Unternehmen ihre Kompetenz zur Verfügung. "Wir gehen in die Betriebe, beraten dort und besuchen auch, wenn gewünscht, die pflegenden Angehörigen in ihrer häuslichen Umgebung", sagt Wallrafen-Dreisow. "Wir wollen von den Betroffenen konkret erfahren, wo der Schuh drückt." Dann könne maßgeschneidert geholfen werden. Wallrafen-Dreisow hat eine Vision: "In zehn Jahren wird es neben den Betriebskindergärten Tagespflegeangebote geben."

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort