Mönchengladbach Bistum beobachtet „Bischof“

Mönchengladbach · Unter einer Postanschrift in Jüchen firmiert im Internet die so genannte Neu-Katholische Kirche. Deren Bischof ist auf der Homepage in vollem Ornat zu sehen. Das Bistum Aachen beobachtet die Internetseite.

Von Beruf ist er Rettungsassistent, er nennt sich aber „Bischof“: Matthias Braun (33), gebürtiger Mannheimer, sorgt zurzeit in Jüchen für Gesprächsstoff. Auf einer Internetseite ist er im Bischofsornat als Bischof der so genannten Neu-Katholischen Kirche abgebildet. Dazu hätten ihn die Gründungsmitglieder der Kirche am 2. Februar dieses Jahres gewählt, heißt es im Internet. Die Bischofsweihe stehe noch aus, verlautet dort weiter. Zurzeit liefen Gespräche über eine Weihe mit Bischöfen, die in der apostolischen Sukzession (siehe Info-Kasten) stünden.

Nach Brauns Angaben hat die „Kirche“ derzeit etwa 50 Anhänger in Deustchland. Der Großteil lebe in Thüringen und Baden Württemberg, zwei Anhänger in Jüchen. Dort, am Sitz des Diözesankapitels, gebe es sonntags einen Wortgottesdienst, berichtet Braun, der im Studienheim der Oblaten im Nikolauskloster das Abitur nachholte.

Die Rechtsabteilung prüft

Anfang November veröffentlichte „Bischof Matthias“ im Internet einen „Brief an die Kinder zur Advents- und Weihnachtszeit“. Der schließt mit der in Hirtenbriefen römisch-katholischer Bischöfe üblichen Segensformel „Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist“und ist von „Bischof Matthias“ mit dem Zusatz versehen: An dieser Stelle dürfe in seinem Auftrag „der bischöfliche Segen mit dreifachem Segenskreuz erteilt werden“.

Franz Kretschmann, Sprecher des Bistums Aachen, sagt, das Bistum überwache die Internetseiten aufmerksam. Matthias Braun lasse man vorerst in Ruhe, man nehme ihn nicht für voll. Die Rechtsabteilung prüfe die Angelegenheit, sehe zurzeit keinen Handlungsbedarf. Pater Andreas Petit, Leiter des Studienheims im Nikolauskloster, sagt, er habe den Eindruck, dass Braun krank sei. „Er ist ein armer Tropf, der dringend Hilfe braucht.“

Nach Angaben von Matthias Braun habe das Bistum Aachen erwogen, „uns den Offizial (Kirchenrichter (Red.)) auf den Hals zu hetzen“. Bislang sei nichts geschehen. Er selbst habe einen guten Kontakt zum römisch-katholischen Pfarrer von Jüchen, Ulrich Clancett. Der bestätigt auf Anfrage, Matthias Braun zu kennen, lehnt darüber hinaus aber jede weitere Stellungnahme ab. Wie aus dem Malteser Hilfsdienst (MHD) in Jüchen verlautet, bei dem Braun als Rettungsassistent beschäftigt war, sei Braun dort zunächst als sehr zuverlässig und einsatzfreudig aufgefallen. Als er dann auf einem Rechner des MHD begonnen habe, eine Homepage für die „Neu-Katholiche Kirche“ zu basteln, und von einem Versandhandel ein Bischofsstab an Braun über die Adresse der Malteser geschickt wurde, habe der Malteser Hilfsdienst sich entschlossen, Braun zu entlassen.

Dem sei dieser aber durch eine Kündigung seinerseits zuvorgekommen.

(RP)
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