Mönchengladbach Buchhändler kämpfen gegen Amazon

Mönchengladbach · Regionale Literatur, Hauslieferungen, persönlicher Kontakt: Kleine Buchhandlungen behaupten sich mit speziellen Angeboten gegen Amazon & Co. Der in die Kritik geratene digitale Marktführer bekommt auch einen Seitenhieb ab.

Hier kommen die Amazon-Päckchen her
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Bei vielen von seinen Kunden ist es so, als würde Klaus Wackes einen alten Bekannten begrüßen. "Viele Leser kommen bereits in der fünften Generation hierher. Schließlich wird seit 170 Jahren in diesem Gebäude Literatur verkauft", sagt der Buchhändler. Der 59-Jährige weiß um die unterschiedlichen Vorlieben seiner Stammkunden, nimmt sich viel Zeit, um so zielgerichtet wie möglich zu beraten. "Das ist ein großes Plus des Einzelhandels. Das kann ein noch so großes Versandhaus nicht bieten", erklärt er. Trotzdem seien digitale Anbieter wie "Amazon" eine große Konkurrenz, die kleine Buchhandlungen in Bedrängnis bringen können. Umso wichtiger sei es, die guten Eigenschaften des Einzelhandels hervorzuheben, betont Wackes.

"Dafür muss man nicht nach Amazonien"

Es ist aber auch zu einfach: Nur wenige Klicks am heimischen Computer, und bereits am nächsten Tag liegt das Wunschbuch im Briefkasten. Bequem, aber kein Alleinstellungsmerkmal der Internetanbieter. "Wir haben einen Boten, der die Bücher mindestens dreimal pro Woche zum Kunden liefert", sagt Wackes, "es ist ein Fehler von uns Einzelhändlern, dass wir zu wenig auf unsere Qualitäten aufmerksam machen. Wir müssen uns schließlich nicht verstecken."

Der Ansicht ist auch Volker Degenhardt. Der Geschäftsführer der Gladbacher Buchhandlung macht ebenfalls auf die zeitige Lieferung der Buchläden aufmerksam. "Wenn ein Kunde ein Buch bis 18 Uhr telefonisch bestellt, kann er es am nächsten Tag abholen", sagt der 56-Jährige. Um dies dem Kunden mitzuteilen, bietet er ein kostenloses Lesezeichen an, auf dem steht: "Dafür muss man nicht nach Amazonien" — ein kleiner Seitenhieb auf den digitalen Marktführer.

Dass man die Not auch zur Tugend machen kann, beweist Sylvia Lingen, seit elf Jahren Inhaberin des Geschäftes "Bücher und mehr" in Wickrath. In ihrem vergleichsweise kleinem Handel bietet sie eine große Auswahl regionaler Literatur an. "Gerade die lokalen Krimis laufen sehr gut", sagt sie. Lingen hat nur das auf Lager, was auch gekauft wird: "Da ich weiß, dass in den umliegenden Schulen regelmäßig dieselben Bücher durchgenommen werden, habe ich bestimmte Werke immer vor Ort." Auch Lingen verfügt über einen langjährigen Kundenstamm, nutzt zudem neue Medien, um mit den Lesern in Kontakt zu treten. Auf ihrer Internetseite verrät sie außerdem ihre persönlichen Buchtipps.

Fazit: Gewiss beanspruchen die scheinbar übermächtigen Internet-Riesen wie "Amazon" einen Großteil des Marktes für sich. Die Existenz der kleinen Buchhandlungen ist jedoch nicht bedroht, wenn die Einzelhändler sich auf ihre Stärken konzentrieren.

(jasi)
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