Mönchengladbach Bücherei: Noch mehr teure Optionen

Mönchengladbach · Die Verwaltung versucht seit neun Monaten die Kosten für einen Neubau der Stadtbibliothek klein zu rechnen – vergebens. Keines der vielen Modelle ist unter 15 Millionen Euro zu haben. Das bleibt vorsichtshalber unter Verschluss.

Die Verwaltung versucht seit neun Monaten die Kosten für einen Neubau der Stadtbibliothek klein zu rechnen — vergebens. Keines der vielen Modelle ist unter 15 Millionen Euro zu haben. Das bleibt vorsichtshalber unter Verschluss.

Die Mönchengladbacher Politik hat ein neues Phantom. Nachdem wegen Streitigkeiten in der Ampel der Verkehrsentwicklungsplan über ein Jahr in der Schublade geblieben war, wartet die Öffentlichkeit nun seit neun Monaten auf die Berechnungen, wie teuer die Stadt der Neubau einer Stadtbücherei käme. Eigentlich hatten die Zahlen nach langem Hin und Her vergangene Woche im Kulturausschuss diskutiert werden sollen. Es gibt sie auch. Doch die Bürger sollen sie vorerst nicht erfahren — weil sie SPD, Grünen und FDP nicht in den politischen Kram passen. Denn bislang liegen die Varianten nach Informationen der RP bei zwischen 16 und 21 Millionen Euro. Möglicherweise lässt sich dieser Betrag noch leicht drücken. Doch seriös gerechnet ist eine neue Stadtbücherei selbst bei bestem Willen wohl nicht für unter 15 Millionen Euro zu haben.

Modelle, um die Kosten zu senken, gibt es zwar einige. So könnte die Entwicklungsgesellschaft die Bücherei bauen — und als Mieter zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, vielleicht auch noch mit der Marketinggesellschaft selbst einziehen. Die Entwicklungsgesellschaft könnte auch anstelle der Stadt Bauherr für das Projekt werden und an die Stadt vermieten. Vor allem aber lässt sich über die Größe des Neubaus noch an den Kosten schrauben. In ihren bisherigen Berechnungen geht die Stadt von 7000 Quadratmetern aus. Mit deutlich weniger käme man aus, wenn man die beiden Sammlungen — die Volksvereins- und die Franziskanerbibliothek — an anderer Stelle als in einem Neubau unterbringt. Beide dienen wissenschaftlichen Zwecken und haben praktisch keinen Publikumsverkehr. Doch wie viel sich dadurch sparen lässt, ist bis heute unklar. Wie überhaupt bei vielen Varianten noch relevante Informationen fehlen oder nur mit grobem Daumen geschätzt sind.

Dass all dies so lange dauert, hat auch damit zu tun, dass es in der Verwaltung ganz unterschiedliche Meinungen zum Thema gibt. Baudezernent Andreas Wurff will den Neubau unbedingt, seine eigene Fachverwaltung ist deutlich skeptischer. Kulturdezernent Dr. Gert Fischer wünscht sich zwar eine neue Bücherei, hält das aber wegen der Kosten für utopisch. Kämmerer Bernd Kuckels wiederum ist prinzipiell offen für die Idee — wenn sie denn zu halbwegs vertretbaren Kosten umzusetzen ist. Alle Fachleute sind sich jedoch einig: Für die zehn bis zwölf Millionen, die Lothar Beine in der Sitzung des Finanzausschusses als Ziel ausgegeben hatte, ist der Neubau bei weitem nicht zu haben.

Um die Sinnhaftigkeit des Neubaus einzuschätzen, ist auch wichtig zu wissen, wie viel Geld nötig ist, um den bisherigen Standort zu sanieren. Rund 1,7 Millionen Euro sind für Brandschutzmaßnahmen nötig. Seit Monaten heißt es, eine dringend nötige energetische Sanierung koste noch einmal das Gleiche. Bloß: Zahlen zu den Heizkosten gibt es in den Vorlagen nicht; sie sollen so überschaubar sein, dass sich aus wirtschaftlichen Gründen eine Sanierung nicht aufdrängt. Baudezernent Andreas Wurff wiederum hatte die Öffentlichkeit im Finanzausschuss mit der Nachricht verblüfft, an der Blücherstraße müssten sogar sieben Millionen ausgegeben werden — und zwar für Brandschutz, energetische Sanierung und die Ausweitung. Schließlich habe die Bücherei zu wenig Platz.

Nun wird weiter hinter verschlossenen Türen an dem Plan gearbeitet, den die Ampel zu ihrem großen Projekt erkoren hat. Neueste Wasserstandsmeldung: Im Februar sollen die Modelle mit allen Zahlen das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

(RP)
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