Mönchengladbach Bürger kämpfen für Stadtportal

Mönchengladbach · 500 Postkarten hat Peter Hoeveler gedruckt, um den Widerstand gegen den Abriss des mehr als hundert Jahre alten Stadtkasse-Eingangs auf dem Rheydter Marktplatz zu organisieren. Die CDU will das Portal erhalten.

Bauarbeiten am Rheydter Markt - Abbau des Brunnens
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Wenn Peter Hoeveler sich für ein Thema interessiert, dann redet sich der 66-Jährige oft in Rage. Derzeit beschäftigt er sich mit dem Portal der ehemaligen Stadtkasse auf dem Rheydter Marktplatz, das die Planer abreißen wollen, weil es die Sichtachse in die Marktstraße stört.

Hoeveler kämpft wortreich für die Erinnerung an das vor mehr als hundert Jahren erbaute — und längst abgerissene — Stadtkasse-Gebäude und will es an der jetzigen Stelle erhalten wissen. Seit er diese Absicht in der RP verkündete, wächst der Widerstand gegen den drohenden Abriss: Bei Hoeveler klingelt das Telefon pausenlos, und viele Rheydter sprechen ihn darauf auf der Straße an.

Den Protest trägt der Rheydter mit einer Postkarten-Aktion in eine breite Öffentlichkeit. "Ich möchte, dass das Sparkassen-Portal in seiner jetzigen Form und Funktion an seinem Standort verbleibt!", heißt es da. Wer dafür ist, kann seinen Namen eintragen und soll die Postkarte in einen Briefkasten des Rheydter Rathauses werfen. Mehr als 500 Postkarten seien bereits in Umlauf, sagt Hoeveler. "Wenn ich das nicht machen würde, bekäme ich Herzklabaster", sagt der 66-Jährige.

CDU kritisiert Verwaltung

Diese "Schmerzen" hat er — zum Glück nicht wirklich, sondern mehr symbolisch. Seit Bürgern und Politikern bewusst wird, dass Planer das Portal abbauen, zerlegen und lagern wollen, hagelt es Kritik am Vorgehen der Stadt. "Das alles war uns gar nicht bewusst. Die Verwaltung hat uns da über den Tisch gezogen", schimpft Joachim Roeske, CDU-Sprecher in der Bezirksvertretung Süd. Selbstkritisch fügt er hinzu: "Allen politischen Fraktionen war die Tragweite nicht bewusst, als wir die Planung beschlossen haben. Jetzt müssen wir die Notbremse ziehen. Das muss korrigiert werden."

Die CDU fordert in einem Antrag, der in der Bezirksvertretungssitzung am Mittwoch, 29. August, 17 Uhr (Rathaus Rheydt), behandelt wird, das Portal an seinem derzeitigen Standort zu belassen, freizustellen und zu erhalten. Roeske: "Nach unserer Meinung stellt es keine optische oder gar tatsächliche Barriere zwischen Marktplatz und Marktstraße dar."

Der Rheydter CDU-Ratsherr Karl-Heinz Schiffer hat den Versuch gestartet, das Stadtkassen-Portal unter Denkmalschutz zu stellen. Nach eigenen Angaben hat er dabei 50 Bürger hinter sich. Noch mehr Unterstützer fand ein Aufruf im sozialen Netzwerk "Facebook", den der CDU-Bezirksvertreter Wolfgang Wolff initiiert hat. Mehr als 250 Unterstützer plädieren da für den Erhalt des historischen Eingangs am jetzigen Standort.

Horst Hoeveler freut sich darüber und will seinen Widerstand weiter forcieren. Der Druck von weiteren Protest-Postkarten ist geplant. "Wir haben schon so viele historische Bauten verloren. Und jetzt baggern wir das bisschen, was wir noch haben, auch noch selbst weg. Dagegen müssen wir etwas tun", sagt er.

(RP/rl)
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