Einbruchserie in Mönchengladbach Bürger lassen Wachdienst Streife gehen

Mönchengladbach · Nach einer Einbruchserie haben sich 60 Bürger aus dem Bereich Großheide zusammengetan und einen Securitydienst engagiert. Auch am Bunten Garten und in Hockstein organisieren sich Anwohner. Sie wollen 50 Euro pro Monat zahlen.

 Um sich vor Einbrechern zu schützen, buchen Anwohner Sicherheitsdienste wie den von Bodo Schmitz. Er patrouilliert im Bereich Großheide, nachdem sich dort 60 Anwohner zusammengetan haben.

Um sich vor Einbrechern zu schützen, buchen Anwohner Sicherheitsdienste wie den von Bodo Schmitz. Er patrouilliert im Bereich Großheide, nachdem sich dort 60 Anwohner zusammengetan haben.

Foto: hans-peter Reichartz

Die Zahl der Mönchengladbacher, die sich in ihren eigenen vier Wänden nicht sicher fühlen, ist offenbar größer, als Polizei und viele Politiker wahrhaben wollen. Zu einem Sicherheitsgipfel hatte Renate Schaffrath ins Möbelhaus an der Theodor-Heuss-Straße Bürger eingeladen, die sich vorstellen können, einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Es kamen fast 200 — und zwar nicht nur aus Großheide und dem Bunten Garten, wo es zuletzt einige spektakuläre Einbrüche gegeben hatte, sondern auch aus Hockstein, Venn und Windberg. Am Ende des Abends mit viel Information und einiger kontroverser Diskussion war klar: Viele Bürger fühlen sich durch die Polizei nicht ausreichend geschützt. Und nachdem in Großheide schon jetzt Security Schmitz patrouilliert, sind auch am Bunten Garten und in Hockstein Bürger kurz davor, für einen eigenen Sicherheitsdienst zusammenlegen.

"Wir kennen Familien, die nach einem Raubüberfall auf ihr Haus so traumatisiert sind, dass sie am liebsten sofort verkaufen und wegziehen würden", sagt Unternehmerin Renate Schaffrath. Darum holte sie sich Unterstützung von Bodo Schmitz. Der Security-Fachmann soll helfen, die Wohngebiete wieder sicherer machen. "Das geht nur durch Abschreckung", ist Renate Schaffrath überzeugt. Bodo Schmitz ist schon seit drei Wochen regelmäßig in Großheide unterwegs. "Ich muss mir von dem Viertel ein möglichst genaues Bild machen", sagt er. Dafür lässt er sich von den Anwohnern derzeit noch nicht bezahlen. Ab Mitte Juli wird das anders. "Es gibt 60 Anwohner, die bereit sind, uns vertraglich zu engagieren." Die zahlen dann ein Jahr, so lange soll die Aktion dauern, monatlich 50 Euro für seine Dienste. Dafür sind Bodo Schmitz und seine Mitarbeiter vier bis sechs Mal zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten in den Straßen im Einsatz.

"Einbrüche finden nicht vornehmlich nachts statt", sagt der Security-Fachmann. "Die Diebe kommen gern auch am Nachmittag und in den frühen Abendstunden." Vorher baldowern sie üblicherweise das Viertel und die Gewohnheiten der Bewohner über "Google Earth" oder persönlich vor Ort aus. Die Firmenfahrzeuge von Bodo Schmitz sind mit Videokameras ausgestattet. Verdächtige, nicht ins Viertel passende Personen und Autos — oft mit ausländischem Kennzeichen — werden aufgenommen und umgehend der Polizei gemeldet. "Unsere Zusammenarbeit ist sehr gut", sagt Schmitz. Die alarmierten Beamten seien zuverlässig innerhalb kürzester Zeit vor Ort.

Dass ein Wachdienst nur ein Sicherheitsbaustein sein kann, ist den beunruhigten Bürgern klar. Darum ging es bei dem Sicherheitsgipfel auch um Sicherheitstechnik und ganz handfeste Tipps, wie sich jeder vor Einbrechern schützen kann. Bodo Schmitz etwa rät, eine Kassette mit etwas Bargeld als Köder sichtbar auszulegen. "Ein Dieb hat keine Zeit, sich lange umzuschauen. Der schnappt sich die Kassette und haut wieder ab." Außerdem empfiehlt Schmitz, ein Verzeichnis der Wertgegenstände anzulegen. Wie wirksam Sicherheitsdienste sein können, zeigen Beispiele aus der Region. Alleine im Rhein-Kreis-Neuss gibt es 18 vergleichbare, von Nachbarschaften angestoßene Aktivitäten. Und in Köln-Hahnwald, Ratingen-Hösel und Meerbusch sanken die Einbruchszahlen sofort, wie ein Sicherheitsfachmann bei der Veranstaltung berichtete.

Die Polizei versichert, die Zahl der Einbrüche im Stadtgebiet sei rückläufig. Doch diese Statistik beruhigt die Bewohner der zuletzt besonders betroffenen Viertel nicht. Der CDU-Parteivorsitzende Dr. Günter Krings kann dies verstehen. "Viele Bürger sind nach den Einbrüchen um ihre Sicherheit besorgt. Wir brauchen mehr Polizeipräsenz auf den Straßen", sagte er beim CDU-Parteitag am Wochenende.

Für den 12. Juli, 17 Uhr, lädt Bodo Schmitz zu einer Informationsveranstaltung in Hockstein ein. Sie ist im "Statthotel Freiraum", Böningstraße 151. Anmeldung unter info@schmitz-security.de.

(RP)
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