Sittard Die Schule: Erst topmodern, dann abgerissen

Sittard · Der Weg endet plötzlich mitten im Grünen. Die Pflastersteine sind vermoost, hier geht es nicht weiter. Die paar Meter Stein, die abgelegen in der Honschaft Sittard zu finden sind, sind die letzten Überreste der früheren Grundschule in Sittard. Die Bewohner nennen sie die "neue Schule", das alte Gebäude steht noch und ist heute ein Wohnhaus. Doch die neue Schule wurde 2004, nur 40 Jahre nach der Erbauung, abgerissen.

 2004 machten die Bagger dem traurigen Anblick des Schulgebäudes in Sittard ein Ende.

2004 machten die Bagger dem traurigen Anblick des Schulgebäudes in Sittard ein Ende.

Foto: Detlef Ilgner

Seit 1864 gab es in Sittard immer eine Schule. Viele der Leute, die heute noch in dem Dorf leben, haben die alte Schule noch besucht. Die ist heute ein Wohnhaus, in dem Josef Küsters lebt. Hans Eckers erinnert sich noch genau an die Zeit, als er in Sittard zur Schule gegangen ist. "In diesem Haus hat unser Lehrer immer gewohnt", sagt der Senior und grinst vergnügt. "Und von hier", er geht ein paar Schritte weiter, "habe ich immer sein Fenster mit Steinen kaputt geschmissen." Von 1963 bis 1966 jedoch wurde das neue Schulgebäude mitten im Wald gebaut.

Damals galt die Architektur als vorbildlich. Bewohner Erhard Köntges meint sich sogar erinnern zu können, dass das Gebäude einmal als schönste Waldschule in NRW ausgezeichnet wurde. Doch die Investition hat sich irgendwie nicht gelohnt. Schon 1978 wurde der Unterricht eingestellt. "Obwohl wir massiv für unsere Schule gekämpft haben", sagt Hejo Kelzenberg. Zuerst wurde noch die Förderschule für Körperbehinderte in dem Gebäude untergebracht, die später allerdings an die Max-Reger-Straße umzog. Seitdem stand das Gebäude leer, es verfiel immer weiter und wurde zu einem beliebten Vandalismus-Objekt. 2004 entschied sich die Stadt für den Abriss. Seitdem wächst Gras über die letzten Mauerreste.

Mit Abrissen kennen sich die Sittarder bestens aus. Denn die alte Kapelle, die einst im Dorfzentrum stand, ist auch weggebaggert worden. Sie war so marode, dass sie saniert werden musste. Die Sittarder sammelten Geld, aber es kam einfach nicht genug zusammen. So entschied sich der Dorfrat dafür, die Kapelle abreißen zu lassen. Mit dem Rest der gesammelten Spenden wurde bis vor zwei Jahren jedem Verstorbenen der Honschaft ein Kranz zur Bestattung gestiftet. Eine Kirche hat Sittard trotzdem. Am Rita-Heim, in dem das St. Josefshaus ein Wohnhaus für Jugendliche mit Behinderung betreibt, ist eine neue, kleine Kirche entstanden.

(RP)
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