Mönchengladbach Einzigartige Kunst-Sammlung für die Stadt?

Mönchengladbach · Es winkt ein Geschenk, das der Stadt einen internationalen Spitzenplatz bescheren könnte. Dr. Gernot Blum, Vorsitzender der Deutschen Exlibris-Gesellschaft (DEG) denkt darüber nach, seine Sammlung an seine Heimatstadt zu verschenken.

Der Mönchengladbacher besitzt über 150 000 dieser kleinen Meistergrafiken, mit denen auch heute noch Literaturliebhaber ihre Bücher kennzeichnen. Zusammen mit dem DEG-Archiv, das sich bereits als Dauerleihgabe in der Stadtbibliothek an der Blücherstraße befindet, könnte Mönchengladbach damit die zweitgrößte Exlibris-Sammlung der Welt aufweisen. "Nur das Britische Museum besitzt mit rund 250 000 Exemplaren mehr dieser kleinen Meisterstücke", weiß Dr. Blum, der die DEG seit über 20 Jahren leitet.

Bedeutende Erbschaft

Dass in Mönchengladbach bald mehr als 200 000 Exlibris präsentiert werden könnten, dazu trägt auch eine Erbschaft bei. Der deutsch-schwedische Grafiker und Künstler Jo Erich Kuhn vermachte dem DEG-Archiv in der Gladbacher Stadtbibliothek 18 000 Exlibris. In 28 großen Kartons kam die Sammlung, die noch genau gesichtet werden muss, an der Blücherstraße an. "Eines der ältesten Stücke stammt aus dem Jahr 1892", sagt Archivar Joachim Schlosser.

Auch Dr. Gernot Blum besitzt in seiner weltweit wohl größten Exlibris-Sammlung seltene Stücke bedeutender Künstler. Das älteste Exemplar wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen. Das war laut Blum die Zeit, in der die Meistergrafiken als Besitzerkennung für Bücher in Deutschland erfunden wurden. Bedeutende Künstler schufen die Werke "en miniature". Dürer beispielsweise oder Cranach. Rasch habe sich die Sitte, Bücher mit kleinen Kunstwerken zu kennzeichnen, über die ganze Welt ausgebreitet.

Blum entdeckte seine Liebe für Exlibris im Alter von 15 Jahren. Da bekam er von seinem Onkel, einem Ordinarius für Neurologie und Psychologie in München, vier Bücher. In einem klebte eines dieser Mini-Kunstwerke. "Ich fand das so schick, dass ich mir selbst eins gezeichnet habe", erzählt Blum. Wenig später schickte er eines seiner Buchkennzeichnungsblätter an einen Sammler in Norddänemark. "Zurück kam ein ganzer Packen mit Radierungen und der Bemerkung: "Ich sehe Hinweise, dass hier ein Sammler heranwachsen kann."

Die Prophezeiung sollte eintreffen. Dr. Gernot Blum, der einer Mönchengladbacher Ärztedynastie entstammt (sein Großvater war der behandelnde Arzt von Louise Gueury, die ihr Vermögen für den Bau der Hardter Waldklinik vermachte), begann mit dem Kauf und dem Tausch von Exlibris. Keines seiner gelesenen Bücher ist ohne diese kleinen Kunstwerke. 450 hat er selbst bei Künstlern in Auftrag gegeben.

Nun soll diese bedeutende Sammlung komplett in eine Stiftung übergehen. Doch Dr. Blum hat ein paar Bedingungen: Die Werke sollen weiter gepflegt, mit der Sammlung soll intensiv gearbeitet werden, und wenn möglich soll sie auch erweitert werden. "Ich möchte nicht, dass diese kleinen Kunstwerke in irgendeinem Keller verrotten", sagt er. Das wolle er sich vertraglich zusichern lassen.

Guido Weyer, Leiter der Stadtbibliothek, ist trotz der misslichen finanziellen Lage der Stadt optimistisch, dass man Blums Wünsche erfüllen und in Mönchengladbach die Voraussetzungen für ein Internationales Exlibris-Zentrum schaffen kann. Er möchte dieses einzigartige Archiv ausbauen.

(RP)
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