Mönchengladbach Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938

Mönchengladbach · Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft" gedachten am Mittwochabend rund 100 Bürger den Opfern der Pogromnacht am 9. November 1938 – und zwar dort, wo in jener Nacht auch eine Synagoge in Flammen stand, am Mahnmal an der Ecke Wilhelm-Strater-Straße und Werner-Gilles-Straße in Rheydt. Oberbürgermeister Norbert Bude legte gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Mönchengladbach, Leah Floh, einen Kranz nieder.

"Was am 9. November 1938 geschah, geschah nicht irgendwo, irgendwann und irgendwem", sagte Bude. "Es geschah hier. Die Opfer waren nicht anonym. Es waren Nachbarn, Kollegen, Mitschüler, der Arzt nebenan, der Ladenbesitzer, bei dem man einkaufte, und die Kinder, die auf der Straße spielten." Die Pogromnacht, so Bude, sei ein Teil "unserer" Geschichte. Schwer wiege die Last der Erinnerung. "Doch dass wir darunter nicht zusammenbrechen, ist wichtig. Denn unsere Kraft und Stärke sind gefordert, um im Jetzt und Hier die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Vieles in der Gegenwart stimme hoffnungsvoll. Zum Beispiel der Halt des "Zuges der Erinnerung" am Hauptbahnhof im März dieses Jahres, den 3500 Menschen besucht hätten. Ebenso die zahlreichen Patenschaften für Stolpersteine. "228 Steine im Stadtgebiet erinnern an Menschen, die von den Nazis verhaftet, deportiert und ermordet wurden."

Leah Floh erklärte: "Wir führen einen alljährlichen, einen alltäglichen Kampf gegen das Vergessen. Manche fragen, warum wird der 9. November immer nur auf die Pogromnacht reduziert? Wir aber, wir können nicht vergessen." Der Mensch, so Floh, sei ein Ebenbild Gottes. "Die Nazis allerdings waren keine Geschöpfe Gottes." Zwar gäbe es keine kollektive Schuld. "Aber es gibt eine kollektive Verantwortung, aus dieser furchtbaren Zeit, Lehren zu ziehen."

(fae)
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