Mönchengladbach Gesamtschule Neuwerk heißt jetzt Hans-Jonas-Schule

Mönchengladbach · Es ist die erste Gesamtschule in der Stadt, die sich einen Namen gibt: Die Wahl fiel auf den Gladbacher Philosophen.

 Es sei ein sehr emotionaler und wundervoller Moment für sie, sagte Gabrielle Jonas-Bloom (Mitte) während der Veranstaltung.

Es sei ein sehr emotionaler und wundervoller Moment für sie, sagte Gabrielle Jonas-Bloom (Mitte) während der Veranstaltung.

Foto: detlef ilgner

Nach zehn Jahren der Namenlosigkeit hat sich die Gesamtschule Neuwerk, als erste Gesamtschule im Stadtgebiet, jetzt einen Namen gegeben.

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen der Schule wurden der neue Name und das dazugehörige Schullogo offiziell eingeführt. Aus den gesammelten Schülervorschlägen fiel die Wahl am Ende auf den in Gladbach geborenen jüdischen Philosophen Hans Jonas. Die Tochter des Philosophen Gabrielle Jonas-Bloom war extra aus New York zur Namensgebung angereist.

Hans Jonas wurde am 10. Mai 1903 in Gladbach geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wanderte er 1933 zuerst nach London und später nach Israel aus. Im Juli 1945 kehrte Jonas in seine Heimatstadt zurück, wo er von der Ermordung seiner Mutter in Auschwitz erfuhr. Daraufhin kehrte er Deutschland den Rücken. Von 1955 bis 1976 lehrte Hans Jonas an der New School for Social Research in New York City. Bekannt wurde er mit seiner Arbeit über "Das Prinzip der Verantwortung". Am 5. Februar 1993 verstarb Jonas in New York.

Nicht nur was die Namensgebung angeht, sondern auch bei der Gestaltung der Jubiläumsveranstaltung präsentierte sich die Schule von ihrer kreativen Seite. Zwei Moderatoren führten durch die Veranstaltung wie in einer TV-Talkshow, auf einem großen weißen Sofa nahmen nacheinander die Ehrengäste Platz. Unterbrochen wurden die Gesprächsrunden von diversen künstlerischen Darbietungen der Schüler.

"Wir haben nach einem Leitbild für die Schule gesucht. Gemeinsam mit den Schülern wurden dann Vorschläge gesammelt", berichtete Oberstufenleiterin Leonore Braunisch. Der Namensgebungs-Prozess habe zwei Jahre gedauert. "Hans Jonas und seine Arbeit passen sehr gut zu uns. Es geht um das Miteinander der Schüler und um die Vorbereitung auf das Leben", sagte Braunisch. Ab sofort sei der Name Hans Jonas Programm. "Ein Name ist wichtig, denn er gibt der Schule ein Gesicht und sagt etwas über das Selbstverständnis aus."

Emotional äußerte sich auch die Tochter des Philosophen: "Wenn mein Vater gewusst hätte, dass eine Schule in Gladbach seinen Namen über den von Leonardo Da Vinci auswählt, wäre er begeistert gewesen", sagt Gabrielle Jonas-Bloom. Er wäre sehr stolz gewesen, ergänzte sie. Zudem sei die Reise nach Gladbach für sie historisch gesehen eine sehr "heilende Erfahrung" gewesen. "Die Stadt hat sich wunderschön entwickelt. Es ist ein tolles Zeichen, dass sich eine Schule nach einem jüdischen Denker benennt."

(RP)
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