Interview mit dem Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Peter Schlipköter Mönchengladbach ist deutlich attraktiver geworden

Mönchengladbach · Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft spricht über den neuen Stolz der Bürger auf ihre Stadt, die Zukunft der Nobelpreisträger-Reihe und seine Bedenken bei der JU 52-Halle und dem geplanten Hotel auf dem Abteiberg.

Sie vermarkten die Stärken Mönchengladbachs. Der Job müsste doch leichter geworden sein in den vergangenen Jahren?

Peter Schlipköter (lacht) Mönchengladbach ist tatsächlich in vielen Bereichen deutlich attraktiver geworden. Wenn ich nur mal Revue passieren lasse, was in den vergangenen zehn Jahren neu dazu gekommen ist: der Borussia-Park, der Hockeypark, das Kunstwerk, die Nobelpreisträger-Reihe. Dadurch gibt es mehr und anspruchsvollere Veranstaltungen. Außerdem gibt es immer mehr hochwertige Gastronomie, neue Hotels. Die Stadt hat mehr Aufenthaltsqualität. Das ist schon ein echter Sprung, der auch so wahrgenommen wird.

Auch von den Mönchengladbachern selbst?

Schlipköter Absolut. Als ich vor elf Jahren in die Stadt kam, hatte ich das Gefühl, dass viele Bürger über ihre eigene Stadt gerne gemoppert haben. Inzwischen ist selbst die Arcaden-Baustelle weniger ein Ärgernis als ein Ereignis. Alle bleiben stehen und freuen sich, dass etwas passiert in der Stadt. Besonders bemerkenswert finde ich das Maß, in dem sich die Bürger inzwischen für ihre Stadt einsetzen, und zwar nicht nur mit Ideen, sondern auch mit Taten: Ich denke an den Masterplan, das Netzwerk Bunter Garten, das Gründerzeitviertel. Auf diese Vielzahl an Initiativen können wir sehr stolz sein.

Ist Mönchengladbach jetzt so sexy, dass man es mit einer eigenen Merchandising-Linie vermarkten kann?

Schlipköter Merchandising-Produkte gibt es schon länger. Wir verkaufen ja über das Internet unsere Gladbach-Produkte und die Produkte der Freimeister. Wir haben aber zunehmend gemerkt, dass die Produkte einer Stadt Emotionskäufe sind. Das heißt: Die will man mitnehmen, wenn man in der Stadt ist und nicht nachträglich im Internet bestellen.

Stehen denn Frühstücksbrettchen und Schreibsets für Mönchengladbach?

Schlipköter Alle acht Produkte, die wir anbieten, sind mit Mönchengladbach gebrandet. Auf dem Frühstücksbrettchen ist die Skyline von Mönchengladbach. Auf dem edlen Notizbuch ist das Stadtwappen eingeprägt. Wir haben etwas für jede Altersgruppe und jedes Budget. Das ist eine schöne Möglichkeit, sich zu seiner Heimatstadt zu bekennen - oder sich als Gast ein nützliches Andenken an den Besuch mitzunehmen. Wir bauen das Produktportfolio in den nächsten Monaten weiter aus.

Füllt das die Stadtkasse?

Schlipköter Nein. Wir erwirtschaften mit diesen Produkten keinen Gewinn. Das ist nicht das Ziel.

Wenn ich die Namen der Gäste bei der Nobelpreisträger-Reihe Revue passieren lasse: Was kann da überhaupt noch kommen?

Schlipköter Man darf natürlich nicht glauben, dass man jedes Jahr jemanden wie den Dalai Lama oder Kofi Annan nach Mönchengladbach holen kann. Der Vorrat an Prominenten dieser Kategorie ist tatsächlich begrenzt. An manchem arbeiten wir fünf Jahre, bis er dann tatsächlich auf der Bühne der Kaiser-Friedrich-Halle steht. Aber unser Netzwerk ist hervorragend, wir haben inzwischen einen Ruf, der manche Tür öffnet. Und wenn ich den aktuellen Verhandlungsstand sowohl bei den Nobelpreisträgern als auch bei den Pionieren sehe, kann ich versprechen: Wir werden die Qualität halten. Auch in den nächsten Jahren werden Redner kommen, um die uns viele deutlich größere Städte beneiden werden.

Mit der JU 52-Halle gibt es bald eine neue Veranstaltungshalle. Macht die der Kaiser-Friedrich-Halle und dem Haus Erholung, die Sie verpachten, Konkurrenz?

Schlipköter Die Aufgabe dieser mit öffentlichen Geldern geförderten Halle ist es ja, mehr Touristen in die Stadt zu holen. Darüber freue ich mich. Gelingt es, auch Veranstaltungen von außerhalb in die Stadt zu bekommen, also den Markt zu erweitern, ist das eine hervorragende Sache. Ansonsten hat der Satz "Konkurrenz belebt das Geschäft" am Broadway sicher seine Berechtigung. Ob er in diesem Fall als Leitsatz gelten sollte, bezweifle ich allerdings. Der Markt ist schon sehr eng, weil in den vergangenen Jahren einige Veranstaltungsorte dazugekommen sind. Diesen privaten Unternehmern nun mit öffentlichen Mitteln einen Teil ihres Geschäfts wegzunehmen, wäre sicher kein erstrebenswertes Ziel.

Auf dem Abteiberg soll ein neues Hotel gebaut werden. Stärkt das Haus Erholung?

Schlipköter Von diesen Plänen habe ich in der Zeitung gelesen. Hier gilt dasselbe wie bei der JU 52-Halle: Gelingt es, den Markt zu erweitern, ist das eine große Bereicherung für die Stadt. Aus anderen Städten weiß ich, dass ein Hotel und eine daneben liegende Veranstaltungshalle eine ideale Kombination ergeben können. Ob der Markt ein weiteres Hotel dieser Größe verträgt, vermag ich nicht zu beurteilen. Oberste Priorität hat für mich der Abteiberg, der für Mönchengladbach auch eine sehr große touristische Bedeutung hat, mit seinen Einrichtungen, also dem Museum und dem Haus Erholung, dem schönsten Veranstaltungshaus in der Innenstadt. Wer dort neu baut, muss sich an der bestehenden Architektur orientieren. Wenn zum Beispiel jemand auf die Idee käme, den denkmalgeschützten Garten der Erholung zu einer Liegewiese oder einer Hotel-Einfahrt umzufunktionieren, müsste ich mich zu Wort melden.

Vieles in der Stadt ist im Wandel. Bleiben die Stadtfeste immer gleich?

Schlipköter Ganz und gar nicht. Bei einem Stadtfest ist es sehr wichtig, immer wieder neue Angebote, neue Anreize zu haben. Keiner kommt, um die "same old soup" zu sehen. Darum haben wir beim Fest am See, Turm- und Ritterfest immer wieder neue Elemente. Das Turnier beim Ritterfest ist sehr gut angekommen und wird inzwischen von anderen Veranstaltern auch angeboten. In das Turmfest integrieren wir alle zwei Jahre das Theaterfestival von Hephata. In diesem Jahr werden zwei Konzerte der Ensemblia beim Turmfest stattfinden.

Und das Nato-Musikfest?

Schlipköter Wird es voraussichtlich 2014 zum letzten Mal im Borussia-Park geben. Wir haben zwar vorsichtshalber festgelegt, dass es nur stattfindet, wenn im Vorverkauf ausreichend Karten verkauft werden. Daran habe ich aber gerade wegen des Abschiedsthemas keinerlei Zweifel.

RALF JÜNGERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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