Mönchengladbach Gladbachs Straßen sind Marterstrecken

Mönchengladbach · Schlaglöcher, Risse und Buckel: Etwa ein Drittel des 1450 Kilometer langen Straßennetzes in der Stadt ist in einem desolaten Zustand. Der Sanierungsstau vergangener Jahre rächt sich. Es drohen Millionen-Investitionen.

 Die Straße oberhalb des Adenauerplatzes ist in einem katastrophalen Zustand. Zwischen Kaiserstraße und Yorckstraße rumpeln Auto- und Radfahrer über eine Schlagloch-Piste. Auch andere Seitenstraßen sind Marterstrecken.

Die Straße oberhalb des Adenauerplatzes ist in einem katastrophalen Zustand. Zwischen Kaiserstraße und Yorckstraße rumpeln Auto- und Radfahrer über eine Schlagloch-Piste. Auch andere Seitenstraßen sind Marterstrecken.

Foto: Raupold

Wer mit dem Auto von der Kaiserstraße in die Straße Adenauerplatz abbiegt, sollte die Mitfahrer warnen: Denn hier ist eine Marterstrecke. Ähnliche Erfahrungen machen Radfahrer, die, von der Blücherstraße kommend, den Adenauerplatz erreichen — da ist ein gut gefederter Sattel von Vorteil.

Die kleine Straße Adenauerplatz steht für das Dilemma, das die Straßenplaner seit mehreren Jahren schier verzweifeln lässt: Gerade Seitenstraßen haben sich in den vergangenen Jahren zu regelrechten Schlagloch-Pisten entwickelt. Und der Sanierungsstau, der jedes Jahr dramatischere Züge annimmt, weil zu lange nichts gemacht oder allenfalls Flickschusterei betrieben werden konnte, wird immer alarmierender: Rund 30 Millionen Euro sind notwendig, um das 1450 Kilometer lange Straßennetz auf Vordermann zu bringen. Geld, das die Stadt nicht hat und — mit Blick auf die Sparanstrengungen des Stärkungspakts — auch in Zukunft kaum haben wird.

Die halbe Wahrheit

Und doch sieht Olaf Neef, Leiter des Gladbacher Straßenmanagements, im Vergleich zu früher nicht mehr ganz so schwarz. "Wenn mein Freund aus Krefeld zu uns kommt, lobt er immer den Zustand unserer Straßen. Die in Krefeld seien viel schlechter, kritisiert er regelmäßig", sagt Neef. Das ist aber — leider — nur die halbe Wahrheit. Denn Neefs Freund fährt vornehmlich über Hauptverkehrsstraßen — und die sind in Mönchengladbach tatsächlich in einem durchaus akzeptablen Zustand. Möglich gemacht hat dies das Konjunkturpaket.

Als die Bundesregierung vor einigen Jahren einen wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands abwenden wollte, hat sie ein milliardenschweres Investitionsprogramm gestartet. Städte und Gemeinden konnten sich da kräftig bedienen, und taten es auch. Mönchengladbach steckte rund 3,9 Millionen Euro in Straßensanierung mit geräuscharmem Asphalt. Dohler Straße, Viersener Straße, Gartenstraße, Theodor-Heuss-Straße, Limitenstraße, Aachener Straße — sie alle zählten zu dem Gesamtpaket, das mit "LOA", dem lärmoptimierten Asphalt, versehen wurde.

Interessanterweise sind das alles Hauptverkehrsstraßen, die damals wegen Schlaglöchern den städtischen Straßenbauer Kopfschmerzen bereitet hatten. Heute sagt Neef deshalb: "Ein Drittel unserer Straße ist in einem guten, ein Drittel in einem zufriedenstellenden und ein Drittel in einem schlechten Zustand." Viele Seitenstraßen gehören zum letzteren Drittel — und das regt zahlreiche Bürger auf, weil diese Straßen direkt vor ihrer Haustür liegen.

Große Sprünge kann Neef mit dem ihm zur Verfügung gestellten Geld nicht machen. Oft muss er dabei über seinen Schatten springen und sich mit weniger Qualität zufriedengeben. Man habe zuletzt einige Straßen mit vergleichsweise wenig Aufwand saniert: "Und das hält — auch wenn das nicht dem Ingenieurwissen entspricht."

(RP)
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