Mönchengladbach Haustiere für Senioren oft zu teuer

Mönchengladbach · Hasen, Katzen und Hunde sind für viele alte Menschen häufig die einzige Gesellschaft. Doch Haustiere zu halten, ist teuer: Senioren mit kleiner Rente können sich Medikamente oder Behandlungen beim Tierarzt oft nicht leisten. Initiativen wie die Tiertafel versuchen, ihnen zu helfen.

 Tierarzt Arnd Stelljes von der Tierärztlichen Klinik am Bökelberg mit Hündin Lola. Viele ältere Menschen schämten sich, wenn sie Rechnungen für Operationen oder Behandlung der Tiere nicht bezahlen könnten, sagt er.

Tierarzt Arnd Stelljes von der Tierärztlichen Klinik am Bökelberg mit Hündin Lola. Viele ältere Menschen schämten sich, wenn sie Rechnungen für Operationen oder Behandlung der Tiere nicht bezahlen könnten, sagt er.

Foto: Detlef Ilgner

An manchen Samstagen fließen an der Futterausgabe der Mönchengladbacher Tiertafel Tränen. Selbst wenn die alte Dame nur ein paar Dosen Futter für ihre Katze bekommt oder der Rentner samt Schoßhund für eine Tüte Trockenfutter kilometerweit mit dem Fahrrad zur Tafel kommen muss, sind sie oft gerührt über die Hilfe.

"Für viele alte Leute sind ihre Haustiere der einzige Lebensinhalt", sagt Vorsitzende Michaele Schommertz. Ein Drittel derjenigen, die bei der Tiertafel auf dem Pescherhof Futter oder Kastrationsgutscheine für ihre Haustiere holen, sind mittlerweile Rentner.

Etwa 1,5 Millionen Senioren halten sich einen Hund, fast zwei Millionen eine Katze. Studien belegen, dass Haustiere Senioren nicht nur über Einsamkeit hinweg helfen, sondern sie auch beruhigen und ihre Gesundheit positiv beeinflussen. Doch der kleine Gefährte kann zu einem teuren Vergnügen werden: Unterhalt, Futter und Besuche beim Tierarzt summieren sich auf einige hundert bis tausend Euro – je nachdem, ob jemand ein Meerschweinchen oder einen Rassehund besitzt.

Wird das Tier chronisch krank, braucht es eine Operation oder spezielle Medikamente, wird es schnell noch teurer. Zu teuer für viele Senioren, die nur eine geringe Rente beziehen. Oder – wie 391 Mönchengladbacher über 65 Jahren – sogar von der Grundsicherung leben. Das Sozialamt zahlt für Lebensunterhalt, Unterkunft und Heizkosten. Die Kosten für Futter, Medikamente oder Pflege eines Haustiers sind darin nicht vorgesehen.

"Man kann diesen Menschen aber nicht einfach sagen: Du hast zu wenig Geld, du darfst kein Haustier haben", sagt Michaele Schommertz. In schweren Fällen gibt die Tafel auch Gutscheine für einen ihrer Vertragstierärzte an arme Rentner aus. "Wenn mit dem Tier etwas nicht stimmt, können sie es dann zumindest untersuchen lassen."

Das tun sie zu oft, findet Arnd Stelljes von der Tierärztlichen Klinik am Bökelberg. Viele Senioren mit chronisch kranken Tieren, die alle sechs Wochen vorbeikommen müssten, sind beinahe jede Woche da – oft wegen Kleinigkeiten. Für den Tierarzt auch ein Zeichen von Vereinsamung. "Neben der Sorge um das Tier ist da auch das Gefühl: Mit dem Tierarzt kann ich reden, der hört mir zu." Würde er jeden Besuch in Rechnung stellen – die Kosten summierten sich rasend.

Muss ein Haustier dringend behandelt oder operiert werden, könnten die Besitzer die Behandlung auch in Raten bezahlen, sagt Stelljes. Allerdings meist nur nach Bonitätsprüfung – zu viele unbeglichene Rechnungen hat die Tierklinik zu vermelden. Doch besonders alten Leuten sei es peinlich, sich die Behandlung für ihr Tier nicht leisten zu können. "In vielen Fällen kann man das Problem aber lösen", sagt der Tierarzt. "Wenn der Hund zum Beispiel einen Hüftschaden hat, gibt es nicht nur die eine, teure Behandlung, sondern auch Alternativen."

Eine Krankenversicherung für ein Tier sei mit 40 bis 50 Euro pro Monat sehr teuer. Da neben chronischen Krankheiten besonders Operationen bei Tieren kostspielig werden können, könne eine OP-Versicherung sinnvoll sein. Kann der Besitzer sich das Tier partout nicht mehr leisten, könne er es auch in der Klinik abgeben, die es dann weiter vermittle. Ein gesundes Tier als letzten Ausweg einzuschläfern, ist nicht erlaubt: Der Tierarzt macht sich in solch einem Fall sogar strafbar. "Aber natürlich kann man das kaum prüfen", sagt Stelljes.

Ist ein eigenes Haustier für Senioren zu teuer, gibt es laut MichaeleSchommertz auch andere Möglichkeiten: "Einige Tierschutzvereine geben Tiere auch in Pflege. Und mit vielen Tierheimen könnte man sicher aushandeln, dass schwer vermittelbare Tiere gegen Übernahme des Unterhalts bei einem Rentner wohnen könnten", sagt sie. "Es findet sich immer eine Lösung."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort