Mönchengladbach Integration mit Wohlfühlfaktor

Mönchengladbach · Auch in der Fitnessbranche funktioniert Integration: Return beschäftigt als erstes Integrationsunternehmen der Branche 18 Mitarbeiter mit Schwerbehinderung. Bis Ende des Jahres sollen es sogar 31 werden.

 Für Rebecca Tourney (M.) bedeutet der Arbeitsplatz Selbstständigkeit. Um die behinderten Mitarbeiter richtig betreuen zu können, macht Return-Personalleiterin Natalie Kratzki (r.) eine Zusatzausbildung.

Für Rebecca Tourney (M.) bedeutet der Arbeitsplatz Selbstständigkeit. Um die behinderten Mitarbeiter richtig betreuen zu können, macht Return-Personalleiterin Natalie Kratzki (r.) eine Zusatzausbildung.

Foto: Ilgner

Die Chancen, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz zu finden, waren für Ricarda Tourney sehr gering. Wenn man die 19-Jährige fragt, woran das liegt, dann antwortet sie: "Ich lerne langsamer als andere." Aber trotz ihrer Lernbehinderung hat sie es geschafft, einen Arbeitsvertrag zu bekommen. Während eines Praktikums in den Return Studios überzeugte sie Personalleiterin Natalie Kratzki von ihrer Leistungsfähigkeit. Seit August gehört die 19-Jährige fest zum Team.

18 der 64 Return-Mitarbeiter sind schwerbehindert. Damit ist das Mönchengladbacher Unternehmen das erste seiner Branche in Nordrhein-Westfalen, das sich Integrationsunternehmen nennen darf. "Bei einem Integrationsunternehmen müssen mindestens 25 bis 50 Prozent der Mitarbeiter schwerbehindert sein", sagt Dr. Helga Seel vom Integrationsamt vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). "Als Voraussetzung dafür muss eine pädagogische Fachkraft für den erhöhten Betreuungsbedarf dieser Mitarbeiter vorhanden sein", sagt Personalleiterin Natalie Kratzki. Die 40-Jährige macht gerade selbst die Zusatzausbildung zur Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung. Denn für die Führung und Betreuung der Mitarbeiter sind besondere Kenntnisse in Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik und Gesundheitsförderung erforderlich.

Die Entscheidung, schwerbehinderte Mitarbeiter einzustellen, wurde 2010 getroffen. "Wir hatten schon Geschäftsbeziehungen mit Hephata", berichtet Utto Reugels, Inhaber von Return. "Weil es in unserer Branche sehr wichtig ist, die Räume sauber und instand zu halten, wir aber immer wieder Probleme mit externen Dienstleistern hatten, haben wir Alternativen gesucht."

Im November 2010 wurde mit den ersten sechs Mitarbeitern in Brüggen eine Integrationsabteilung eingerichtet. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Reinigung der Anlage und die Gartenpflege. "Und sie sind mit sehr viel Freude dabei", sagt Reugels. "Das war uns auch wichtig." Nach der erfolgreichen Pilotphase hat das Unternehmen die Integrationsabteilung erweitert. Bis Ende des Jahres soll die Zahl der Arbeitsplätze für Schwerbehinderte auf 31 ausgebaut werden. Die Mitarbeiter werden neben der Reinigung und der Gartenpflege auch im Service eingesetzt.

Rebecca Tourney wird im Service eingesetzt. "Ich mache Aufgüsse in der Sauna, bereite kleine Speisen und Getränke für die Gäste zu und achte auf die Sauberkeit in der Küche", erzählt die 19-jährige. An den Tag der Vertragsunterzeichnung erinnert sie sich gerne: "Das war ein tolles Gefühl. Sein eigenes Geld zu verdienen und einen Job zu haben macht Spaß."

Als finanziellen Ausgleich für den erhöhten Aufwand wird jeder Arbeitsplatz eines Schwerbehinderten vom LVR mit 20000 Euro gefördert. Dazu gibt es einen monatlichen Lohnkostenzuschuss von 30 Prozent des Arbeitgeber-Bruttos und 210 Euro pro Mitarbeiter als Betreuungszuschuss.Bezahlt werden die Fördergelder von den Ausgleichsabgaben anderer Betriebe. "Die Regel sieht vor, dass Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten, fünf Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt", erklärt Seel. Alternativ kann die Ausgleichsabgabe gezahlt werden. Die Zuschüsse dienen dazu, die Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern. Mindestens fünf bis zehn Jahre müssen die Mitarbeiter beschäftigt werden. "Bevor die Gelder bewilligt werden, überprüfen wir die Unternehmen auf Herz und Nieren auf ihre betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit", sagt Seel. In Mönchengladbach wird Return das Geld unter anderem zur Erweiterung des Sportparks mit Schwimmhalle und Dampfbad verwenden.

(gam)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort