Mönchengladbach Islam-Demo: Hitzige Debatten

Mönchengladbach · Fast 300 kamen am Montag zur Demonstration gegen die geplante Islamschule. Dabei verwickelten sich höchst unterschiedlichste Gruppierungen in heftige Wortgefechte. Eickener überlegen, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Fast 300 kamen am Montag zur Demonstration gegen die geplante Islamschule. Dabei verwickelten sich höchst unterschiedlichste Gruppierungen in heftige Wortgefechte. Eickener überlegen, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Es kamen die ganz Linken von der antifaschisten Bewegung, ein paar ganz Rechte — und mittendrin: Die Eickener Bürger und Mitglieder des Vereins "Einladung zum Paradies". Auch Sven Lau und Muhamed Ciftci vom Vorstand des Vereins "Einladung zum Paradies" ließen sich auf dem Marktplatz in Debatten verwickeln.

Die allerdings verliefen wenig konstruktiv. Zu aufgebracht redeten die Kontrahenten aneinander vorbei und brüllten sich immer wieder an. "Warum bringt Ihr Eure Frauen nicht mit?", rief ein erregter Rentner.

"Ich bin Deutscher so wie Ihr", erwiderte in ähnlicher Lautstärke einer der Moslems. Sie verteilten Flugblätter, in denen Oberbürgermeister und Polizeipräsident aufgefordert wurden, "die Lügenmaschinerie gegen uns als Muslime zu unterbinden". All dies wurde fleißig gefilmt — und zwar nicht nur von Fernsehjournalisten.

Sowohl Moslems als auch Vertreter der verschiedenen Gruppierungen nahmen das Geschehen, und vor allem die Demonstrierenden, auf. Mittendrin Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD). Er wurde von vielen Seiten attackiert.

"Warum tut die Politik nichts. Ihr seid doch zu feige!", ging ihn ein Demonstrant an. Schiffers Erwiderung, man käme nur auf sachlicher Ebene weiter, ging unter. Angelika und Wolfgang Haas waren eigens aus Düsseldorf angereist. "Wir haben in Rath mit Salafisten genau dasselbe erlebt und wollen die Anwohner hier unterstützen", sagte Angelika Haas. Rolf Elke, Elektroinstallateur und gebürtiger Eickener, konnte der chaotischen Veranstaltung auf dem Marktplatz etwas Positives abgewinnen.

"Hier wird Öffentlichkeit geschaffen. Ich sehe das als Chance, dass auch andere muslimische Vereinigungen sich von ,Einladung zum Paradies' distanzieren können und über sich selbst Aufklärung betreiben können", sagte Elke. Volker Heine, kaufmännischer Angestellter erklärte: "Mich ärgert es, dass wir hier alle von den linken Demonstranten als ausländerfeindlich abgestempelt werden."

Er habe nichts gegen den Islam, aber gegen Fanatiker. Ein Moslem berichtete, er habe Angst, dass er bald seinen Beruf als Klempner nicht mehr ausüben könne, weil er im Betrieb nun jeden Tag auf die Diskussionen um seine Moschee angesprochen werde. "Ich finde es bedauerlich, dass wir hier inhaltlich nicht weiterkommen", sagte eine 67-jährige Rentnerin. Sie vermisse Struktur, so dass alle etwas von den Streitgesprächen haben könnten. Organisatorin Gabi Schmidt war hingegen hoch zufrieden mit der Resonanz.

"Es werden immer mehr Demonstranten gegen die Islamschule. Wir bleiben dran", versprach sie. Das wollen auch einige Eickener Anwohner, die überlegen, eine Bürgerinitiative zu gründen und sich deswegen gestern in einer Kneipe getroffen haben. Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz soll nach einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers zwei Wohnungen in unmittelbarer Nähe der Moschee an der Eickener Straße angemietet haben, um die Aktivitäten des eingetragenen Vereins zu beobachten. Die nächste Demonstration wird es noch in dieser Woche geben.

Die rechtspopulistische Partei "Pro NRW" hat auf ihrer Homepage für Freitag, 13 Uhr, eine Protestkundgebung unter dem Motto "Unser Grundgesetz gegenüber dem radikalen Islam verteidigen" angekündigt. Diese sei auch offiziell angemeldet, so die Partei.

(RP)
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