Bau Kleines Bau, große Wirkung

Bau · Die Honschaft Bau besteht aus einer und einer halben Straße, und dabei wird es bleiben – wachsen kann sie nicht mehr. Dafür glänzt sie Jahr für Jahr mit ihrer Blumenpracht und warmherzigen Menschen.

 Das "Dorfplätzchen" in Bau ist eine Sitzecke unter der großen Eiche. Da haben sich Rolf und Renate Mertens, Heinz Hartkorn,Heinz Gerhards und Jochen Rotzoll (von links) versammelt.

Das "Dorfplätzchen" in Bau ist eine Sitzecke unter der großen Eiche. Da haben sich Rolf und Renate Mertens, Heinz Hartkorn,Heinz Gerhards und Jochen Rotzoll (von links) versammelt.

Foto: Detlef Ilgner

Die Honschaft Bau besteht aus einer und einer halben Straße, und dabei wird es bleiben — wachsen kann sie nicht mehr. Dafür glänzt sie Jahr für Jahr mit ihrer Blumenpracht und warmherzigen Menschen.

Unglücksfälle haben schon Großes bewegt. So geht die Gründung der freiwillige Feuerwehr Woof auf die Honschaft Bau zurück — genauer, auf einen Großbrand darin. Im Jahr 1897 fielen dem verheerenden Feuer drei Wohnhäuser, eine Scheune und etliches Vieh zum Opfer. Zwei Monate später wurde die Feuerwehr gegründet.

Bau besteht aus 30 Häusern entlang einer und einer halben Straße — seitdem vor vielen Jahren eine Baulücke geschlossen wurde, gehen Bau und die Honschaft Woof ineinander über. Bei der jährlichen Maifeier trifft sich das ganze Dorf irgendwo im Garten oder im Partykeller. Der Dorfplatz — "unser Dorfplätzchen", sagen die Bauer — ist eine Sitzecke unter einer großen Kiefer an der Straße. Wo auch sonst, in Bau liegt alles an der Straße: Die Adressen bestehen aus "Bau" und der Hausnummer.

"Die Leute hier sind ganz normal", sagt Einwohner Heinz Hartkorn leichthin, "mit allen positiven und negativen Eigenschaften." "Wir waren mal eine verschworene Gemeinschaft", ergänzt Heinz Gerhards heiter, "aber im Laufe der Jahrzehnte verläuft sich das." Und Rolf Mertens fügt warmherzig hinzu: "Ach, und wenn wer zuzieht — den haben wir ruck-zuck eingemeindet." Die Bauer wollen gelassen sein, geerdet und frei von Dünkel. Ihre Traditionen pflegen sie mit gewisser Selbstverständlichkeit.

Diese zeugen allerdings doch davon, dass man in Bau ziemlich eng zusammenrückt. Natürlich sind so gut wie alle per "Du". Fürs Kränzen zu Hochzeiten, fürs Schmücken bei Jubiläen, fühlen sich die Nachbarn zuständig. Zu Geburten und besonderen Geburtstagen gibt's ein Geschenk von allen — dafür wird in der Dorfgemeinschaftskasse zusammengelegt. Auch Beerdigungen sind Sache der ganzen Honschaft: "Wie vor 100 Jahren tragen hier die Dorfmänner bei jeder Beerdigung den Sarg", sagt Heinz Hartkorn.

Wenn es im Sommer etwas Großes zu feiern gibt — einen Schützenkönig zum Beispiel — werden ganze Wintermonate mit den Vorbereitungen verbracht: Likörchen auf den Tisch, und die Frauen basteln Papierröschen, die Männer schneiden Draht zurecht.

In historischen Dokumenten wird Bau schon 1731 erwähnt. 1801 hatte es 34 Einwohner — 18 Erwachsene, 16 Kinder unter zwölf Jahren. 1871 gab es 14 Wohnhäuser mit 63 Einwohnern: 30 Männer, 33 Frauen, alle katholisch. Inzwischen kann Bau nicht mehr wachsen: Bebauung ist nur entlang der Straße zugelassen, und da ist alles dicht. Manchen Hausbesitzer, der seinen großen Garten ganz gern zu Bauland machen würde, mag das stören. Dafür erhält es das dörfliche Idyll. In fünf Minuten ist man im Wald oder zwischen Feldern, nachts fährt hier kein Auto. Rolf Mertens: "Die Städter sagen immer: Kurort Bau."

(RP)
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