Mönchengladbach Königreich für Freizeit-Ritter

Mönchengladbach · Am Wochenende zog es 11 850 Menschen aus ganz Deutschland zum Ritterfest auf Schloss Rheydt. 450 Aktive übernachteten in Wohnwagen in Schlossnähe. Die Stunt-Reitgruppe "Compania Ferrata" sorgte mit ihrer Show für die Höhepunkte der Veranstaltung.

 Gestatten, König Lino und das Burgfräulein Madita. Die beiden Nachwuchskünstler hatten beim Ritterfest am Schloss Rheydt ihren Spaß. Und nicht nur sie.

Gestatten, König Lino und das Burgfräulein Madita. Die beiden Nachwuchskünstler hatten beim Ritterfest am Schloss Rheydt ihren Spaß. Und nicht nur sie.

Foto: Isabella Raupold

Mit frisch gebackenem Brot und einem Glas Met über den mittelalterlichen Kunsthandwerkermarkt schlendern, dazu Musik aus einer fremden Zeit auf sich wirken lassen. Tausende Besucher nutzen am Wochenende die Möglichkeit, auf Schloss Rheydt in die Welt der Ritter und Handwerksleute um das zwölfte Jahrhundert einzutauchen.

 Die Besucher kamen zu Tausenden und sahen unter anderem Ritterkämpfe und Tänze der Rittersleut'.

Die Besucher kamen zu Tausenden und sahen unter anderem Ritterkämpfe und Tänze der Rittersleut'.

Foto: Raupold, Isabella

Ursprüngliches Leben

Vor Jahren steckte ihr Mann Katja Schäfer (48) mit dem Mittelalter-Fieber an. Gemeinsam betreiben die beiden einen kleinen Selbstversorger-Bauernhof in der Eifel. Ziegen, Schweine, Gänse, sogar eine Kuh — alles haben die Betreiber der "Ziegenschmiede" mit zum Schloss Rheydt gebracht. Der Zoo erfreut sich besonders bei den kleinen Besuchern größter Aufmerksamkeit. Auf die Frage eines kleinen Mädchens, warum sie so viele Tiere habe, antwortet Katja Schäfer: "Weil ihr Kinder oft gar nicht mehr wisst, wie ein Schwein oder eine Kuh in echt aussieht. Das kann ich euch hier zeigen." Ihre eigene Tochter habe ein ganz anderes, sehr offenes Verhältnis zu Tieren.

Morgaines (4) Liebling auf dem elterlichen Bauernhof ist die Kuh Sarotti. "Weil die mich immer abschleckt", sagt das kleine Mädchen. Die Tage auf dem Mittelalterfest seien schön, aber auch sehr anstrengend, erzählt Katja Schäfer: "Abgesehen vom Futter bringen wir hier bis hin zum Salzstreuer alles selbst mit." So geht es auch den anderen Teilnehmern des Heerlagers, die ihre Zelte auf einer Wiese neben dem Schlossweiher aufgeschlagen haben.

Auch Guido Voßen (38) tauscht gelegentlich seinen Job als Orthopädieschuhmacher gegen ein mittelalterliches Gewand. Für ihn liegt die Faszination in der Einfachheit: "Man hat direkt eine ganz andere Luft um die Nase und kann vom Alltag richtig abschalten. Nach ein paar Tagen freue ich mich dann aber auch wieder auf die Zivilisation. Das macht den Reiz aus." Das ganze Wochenende stehen die Wohnzelte im Heerlager offen, Fragen zum mittelalterlichen Lebensstil werden gerne beantwortet. So manche Frau kann sich vor Einladungen zum gemeinsamen "Zubern", also Baden, kaum retten.

Großer Andrang zur Stunt-Show

Wer auf dieses Angebot nicht eingehen möchte, erlebt das Mittelalter aus sicherer Entfernung beim Schaukampf der "Compania Ferrata". Das Publikum fiebert mit, als Kaiser Barbarossa und sein Cousin Heinrich von Braunschweig sich bekämpfen und als Ritter zu Pferd die Lanzen gegeneinander erheben. Bösewicht Heinrich von Braunschweig erntet Schmach und Buhrufe, während Barbarossa von den Zuschauern gefeiert wird. Feuer, Pferde, imposante Musik, die "Compania Ferrata" hat alle Register gezogen, um Groß und Klein in Bann zu ziehen. Bei einigen Vorstellungen musste der Schauplatz sogar gesperrt werden, um Überfüllung zu verhindern. Zu viele Zuschauer folgten der lauten Musik auf die Tunierwiese.

Das Zusammenspiel von Handwerk und Show vor der Kulisse des Schlosses lockt seit Jahren Besuchermassen zum Ritterfest. Reinhard Thiel (55) traf Sonntag mit seiner Familie ein: "Wir kommen schon einige Jahre hierher. Die Mischung aus Kunsthandwerk und Exotik macht das Ganze so interessant." Seine Frau Marianne Müller (53) hat aber auch Einwände: "Die Eintrittspreise sind auf zehn Euro gestiegen, außerdem gibt es keine Familienkarte mehr. Das finden wir sehr schade."

Elmar Eßer, Prokurist der Marketing Gesellschaft (MGMG), zieht zum Ende des Ritterfestes ein positives Fazit: "Die Veranstaltung ist ruhig und sehr zu unserer Zufriedenheit abgelaufen. Das Rote Kreuz hatte fast keine Einsätze."

(ansc)
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