Mönchengladbach Krebspatientin Hurtz schafft zehn Kilometer
Mönchengladbach · Vor einem Jahr brauchte die 44-Jährige noch einen Rollator, um ein paar Schritte zu gehen. Am Sonntag zählte sie zu den Siegern beim Nordic Walking.
Als Melanie Hurtz gestern kurz vor Mittag den Einlaufkanal erreichte, war es für sie ein ganz besonderer Augenblick. Es war ein Moment, den sie, ihr Ehemann André (44) und die beiden Söhne Fabian (8) und Tobias (10) in den vergangenen Monaten immer wieder herbeigesehnt hatten. Noch ein paar Schritte, noch einmal ein kräftiges Abstoßen mit den Nordic-Walking-Stöcken, dann überquerte sie die Ziellinie und wusste, dass sie etwas geschafft hatte, was viele andere gute sportliche Leistungen an diesem Tag in den Schatten stellte. Denn vor einem Jahr wäre an eine Zehn-Kilometer-Distanz nicht in Ansätzen zu denken gewesen: Vor zwölf Monaten um diese Zeit machte Melanie Hurtz nach vier Krebs-Operationen mit dem Rollator die ersten Schritte in ein neues Leben.
"Fit für 10" schreibt viele Geschichten. Die von Melanie Hurtz ist eine besondere, zeitweise dramatische und, wie es aussieht, eine, die ein gutes Ende nehmen kann. Vor drei Jahren war sie mit Ehemann André im Laufteam und bereitete sich auf die zehn Kilometer vor. "Ich hatte aber so große Probleme mit meinem Asthma, dass ich aufgeben musste", erzählt sie. Melanie Hurtz stand am Ziel, als ihr Mann die zehn Kilometer laufend bewältigte. "Ich versuche es 2011 noch mal", versprach sie damals.
Doch dann erreichte sie eine Nachricht, die alles veränderte. Bei ihr wurde Gebärmutterkrebs festgestellt. Der Krebs hatte gestreut, so dass am Ende vier Operationen notwendig wurden. Außerdem noch Chemotherapie — das volle Programm. Im Vorjahr brauchte Melanie Hurtz die Unterstützung eines Rollators, um sich langsam gehend fortbewegen zu können.
Damals fasste sie einen Entschluss, der vor diesem Hintergrund als kühn zu bezeichnen ist: Sie meldete sich Anfang des Jahres für das Nordic-Walking-Team von "Fit für 10" an. Obwohl damals bereits alle Plätze im 'Team vergeben waren, bot ihr NC-Cheftrainerin Conny Kerkhoff einen Sonderplatz an. "Ich bin damals dem Tod so gerade von der Schippe gesprungen. Ich wollte unbedingt ins Team, auch wenn ich noch wenig Gefühl in den Beinen habe", sagt Melanie Hurtz.
Gestern schaffte sie die zehn Kilometer. Und im Ziel stand dieses Mal ihr Ehemann André und jubelte ihr zu. Er wusste: Seine Frau hat eine große Leistung vollbracht. Vermutlich sogar die größte von allen.
