Mönchengladbach Mehr Haushalte ohne Strom

Mönchengladbach · Wegen steigender Energiekosten können viele Menschen ihre Rechnungen nicht bezahlen. Die NEW muss immer öfter den Strom sperren. Deshalb will sich der Versorger an dem Projekt "NRW bekämpft Energiearmut" beteiligen.

Wer früher in die Verbraucherzentrale zur Energieberatung kam, der wollte sich in der Regel eine neue Heizungsanlage anschaffen oder hatte Fragen zur Wärmedämmung. Heute hat jeder zweite Ratsuchende Schwierigkeiten, seine Stromrechnung zu bezahlen. "Manche wundern sich über hohe Nachforderungen, anderen wurde der Strom bereits gesperrt", sagt Ursula Winbeck von der Verbraucherberatung. Und: "Die gestiegenen Energiekosten sind für viele ein drängendes Problem. Und wie es aussieht, wird das noch schlimmer."

Kompetente Beratung

Auch bei der NEW sieht man das Problem mit Sorge. "Es sind nicht nur die Stromrechnungen, die nicht bezahlt werden", sagt NEW-Sprecherin Christina Achtnich. Die Bereiche Wasser und Gas seien ebenfalls betroffen. Nach einer Studie der Verbraucherzentrale, die jetzt veröffentlicht wurde, hat es in NRW 2010 rund 120 000 Stromsperren gegeben. Mönchengladbacher Zahlen kann Christina Achtnich nicht nennen. Aber sie bestätigt den steigenden Trend bei der Energiearmut. "Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema", erklärt die NEW-Sprecherin. Und weil das Problem drängend sei, wolle man sich an dem Modellprojekt des Landes "NRW bekämpft Energiearmut" beteiligen, in dem auch die Verbraucherzentralen involviert sind.

Wer in eine solche Notlage gerät, soll kompetent beraten werden, fordert das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Beispielsweise bei der Erarbeitung eines Zahlungsplans mit dem Energiedienstleister oder durch die Übernahme der Energieschulden im Wege eines Darlehens durch das Jobcenter oder das Sozialamt.

Bis jetzt sei die Bereitschaft der Energieversorger, die Rechnungen oder Nachforderungen in Raten abzustottern, noch sehr gering, weiß Ursula Winbeck.

"Sehr viele Zuwendungsempfänger wenden sich an uns, weil sie eine hohe Nachzahlung hatten und das Jobcenter sich weigert, die Rechnung zu übernehmen", sagt die Verbraucherschützerin. Und: "Oft wird ihnen geraten, den Anbieter zu wechseln. Aber welcher Versorger nimmt sie schon, wenn es noch alte Forderungen gibt?" Und es gibt noch andere Probleme: Bezieher von Transferleistungen leben oft in Wohnungen, die nicht auf dem neuesten Stand und deshalb nicht ordentlich wärmegedämmt sind. Weil das Budget knapp ist, können viele nicht im vollen Umfang am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, sind deshalb häufiger in ihrer Wohnung, die im Winter warm sein muss.

Ursula Winbeck fürchtet, dass sich das Problem mit der Energiewende verschärfen wird. "Wir Verbraucherschützer sind für die Energiewende. Aber sie muss finanziert werden. Und die damit verbundenen Kosten werden sehr wahrscheinlich auf die Bürger umgelegt", sagt sie. Wenn das so kommt, dann liefen auch Menschen mit geringem Einkommen Gefahr, in die Energiearmut abzugleiten.

(RP)
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