Mönchengladbach Mehr Vorsicht in der VIP-Loge

Mönchengladbach · Bundesliga gucken und Geschäftsbeziehungen pflegen: Das ist für viele Unternehmen ohne Beigeschmack. Doch immer öfter werden Einladungen in die VIP-Loge abgelehnt – um jedem Verdacht von Bestechung vorzubeugen.

 Spiele von Borussia Mönchengladbach sind auch für Geschäftsleute und Politiker (im Bild: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, M.) attraktiv. Beim Fußball lässt sich eben über vieles leichter reden.

Spiele von Borussia Mönchengladbach sind auch für Geschäftsleute und Politiker (im Bild: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, M.) attraktiv. Beim Fußball lässt sich eben über vieles leichter reden.

Foto: dieter wiechmann

Bundesliga gucken und Geschäftsbeziehungen pflegen: Das ist für viele Unternehmen ohne Beigeschmack. Doch immer öfter werden Einladungen in die VIP-Loge abgelehnt — um jedem Verdacht von Bestechung vorzubeugen.

Die Sache mit dem Finanzamt ist ausgestanden, im Grunde jedenfalls. Einladungen auf teure Plätze bei Sportereignissen sind, so heißt es im Behördendeutsch, ein geldwerter Vorteil für den Eingeladenen. Und den muss entweder er versteuern oder derjenige, der eingeladen hat. Das hat der Gesetzgeber mit dem "Logenerlass" nach Bekanntwerden extensiver Einladungen bei der Fußball-WM 2006 geregelt.

"Wenn wir Kunden in unsere Logen bei Borussia einladen, versteuern wir dies für sie pauschal. Die Kunden haben dann nichts mehr damit zu tun", sagen zum Beispiel Horst Wateler von der Stadtsparkasse und Lothar Erbers von der Volksbank Mönchengladbach. Eine Regelung, die inzwischen die allermeisten Sponsoren praktizieren.

Der Staat kassiert dabei kräftig, denn ein Logenplatz im Borussiapark kostet etwa 300 Euro pro Spiel; der Steuersatz liegt bei 40 bis 50 Prozent. Einige hiesige Politiker haben, wie berichtet, derzeit Ärger mit dem Finanzamt, weil sie trotz des Hinweises Borussias, dass sie den Wert ihrer Freikarten versteuern müssten, dies nicht getan haben.

"Zum Geschäft gehören Kontakte"

Doch es gibt noch ein anderes, immer aktuelleres Problem mit derlei Einladungen in all die Logen und auf die nicht viel günstigeren Businessplätze der deutschen Sportarenen. "Compliance" heißt es im unschönen Neudeutsch. Es geht, platt gesagt, darum, ob da schon mal versuchte oder gar vollzogene Bestechung im Spiel sein könnte und dies die Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft.

Ein Problem, das vor allem Großkonzerne dazu veranlasst hat, für ihre Mitarbeiter sehr rigide Regeln aufzustellen, was das Annehmen von Geschenken betrifft — und dazu gehören auch Einladungen zu Ereignissen wie Fußballspielen. Ohne Genehmigung des Vorgesetzten geht da gar nichts. Und wer beim Verstoß erwischt wird, muss sogar mit Kündigung rechnen. "Wir erleben es immer öfter, dass eine Einladung in unsere Loge bei Borussia als Bestechungsversuch angesehen und abgelehnt wird", sagt Geschäftsführer Michael Lang vom Übersee-Spediteur und Schiffsmakler Overseas Logistik mit Sitz in Mönchengladbach.

"Das trifft vor allem auf Großkonzerne etwa im Bereich Stahl oder Aluminium zu. Mittelständler haben damit weniger ein Problem. Und für die Japaner gehört solch eine Einladung ganz normal dazu. Beim Fußball lässt sich eben über vieles leichter reden. Es macht doch Spaß bei Borussia — meist jedenfalls. Und wir haben so manchen Kunden, dem tut man mit Oper oder Ballett keinen Gefallen, wohl aber mit Fußball."

Ein anderer Sponsor der Gladbacher: "Zum Geschäft gehören nun mal Kontakte. Und ein Fußballspiel ist da eine sehr gute Möglichkeit. Das hat mit Bestechung gar nichts zu tun, auch wenn der eine oder andere Staatsanwalt das vielleicht mal anders sieht."

Es kommt natürlich schon darauf an, ob eine solche Einladung etwa in Zusammenhang mit einer Ausschreibung steht. Was auch Gladbachs OB Norbert Bude so sieht: "Ich nehme grundsätzlich keine Einladung von Investoren zu deren Veranstaltungen an." Umgekehrt lädt die Stadt aber schon potenzielle Partner in ihre Stadionloge ein. Ob die dies als normales Gespräch oder als Bestechungsversuch sehen, ist dann wohl deren Sache.

(RP)
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