Mönchengladbach Neuer Salafisten-Streit droht

Mönchengladbach · Am Freitag, 4. Mai, will die rechtspopulistische Bewegung Pro NRW an der Moschee in Mülfort Mohammed-Karikaturen zur Schau stellen. Nach den Ausschreitungen in Solingen ist die Polizei gewarnt. Dabei gibt es in der Stadt schon genug Sicherheitsrisiken.

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Am Freitag, 4. Mai, will die rechtspopulistische Bewegung Pro NRW an der Moschee in Mülfort Mohammed-Karikaturen zur Schau stellen. Nach den
Ausschreitungen in Solingen ist die Polizei gewarnt. Dabei gibt es in der Stadt schon genug Sicherheitsrisiken.

Schon vor den schweren Ausschreitungen in Solingen hatte sich die Polizei auf ein mögliches Sicherheitsrisiko eingestellt, nun hat sich die Situation verschärft. Zwar rechnen Sicherheitsexperten nicht damit, dass es in Mönchengladbach einen gezielten Angriff von Salafisten geben wird. Aber die Polizei muss sich auf alle möglichen Situationen einstellen. In Solingen hatten Islamisten gegen die Aktion von Pro NRW protestiert. Als die Rechtspopulisten die Karikaturen zur Schau stellen wollten, kam es zur Eskalation. Salafisten bewarfen Polizisten mit Steinen. Am Ende gab es vier Verletzte und 81 vorläufige Festnahmen.

Ausschreitungen mit solchen Ausmaßen hat es in Mönchengladbach im Zusammenhang mit den Salafisten bislang zum Glück noch nicht gegeben. Doch brenzlig wurde die Situation oft genug, nachdem am 4. August 2010 bekannt geworden war, dass der vom Verfassungsschutz beobachtete islamistische Verein "Einladung zum Paradies" eine Islamschule in Eicken errichten will.

Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun: Die rechtsextreme NPD zog in der Stadt auf, Bürgerinitiativen demonstrierten, die Salafisten verlegten ihr Freitagsgebet demonstrativ auf den Eickener Marktplatz. Es gab Mahnwachen, Provokationen, Sachbeschädigungen und auch Schlägereien. All das erforderte Polizeieinsätze. Dazu kamen noch Objekt- und Personenschutz, weil es ständig Bedrohungen von allen Seiten gab.

Auch wenn sich der Verein "Einladung zum Paradies" mittlerweile offiziell aufgelöst hat — die Personen gibt es noch, viele leben in der Stadt. Nach längerer Zeit der Ruhe wollen die Islamisten ab morgen in Mönchengladbach mit der Koran-Verteilungsaktion beginnen. Auch das wird von der Polizei nicht unbeobachtet bleiben.

Doch die Salafisten sind nicht das einzige Sicherheitsrisiko. Nach der Massenschlägerei zwischen "Hells Angels" und "Bandidos" am 21. Januar in der Altstadt schließt das Landeskriminalamt weitere gewalttätige Konfrontationen verfeindeter Rockergruppen nicht aus. Die Polizei fährt in der Altstadt am Wochenende ständig Sondereinsätze. Nach dem Rockerstreit mussten die Kontrollen noch einmal verstärkt werden.

Ausnahmezustände herrschen beinahe regelmäßig bei sogenannten Risikospielen im Fußball, wenn die Polizei dafür sorgen muss, dass Hooligans gar nicht erst in die Stadt kommen und gewaltbereite Anhänger strikt getrennt bleiben. Beim rheinischen Derby Mönchengladbach gegen Köln sind oft über 1000 Polizisten im Einsatz. Auch wenn bei den letzten Spielen alles ruhig geblieben ist — man weiß ja nie, was passiert. Kommt es zu keinen Ausschreitungen, wird leicht über das Ausmaß des Einsatzes mit Hubschraubern und Wasserwerfern geschimpft ("Das zahlt doch alles der Steuerzahler."). Gibt es eine Eskalation, möglicherweise mit Verletzten, wird wieder der Ruf nach der Polizei laut ("Wo sind die eigentlich, wenn man sie braucht?").

Bei allem muss bedacht werden, dass die Gladbacher Polizei manchmal schon an einem ganz normalen Samstag mit schönem Wetter so viel zu tun hat, dass ein Verkehrsunfall mit Verletzten warten muss, weil einfach alle Streifenwagen gerade in anderen wichtigen Einsätzen sind.


Rund 800 Polizisten arbeiten in Mönchengladbach. Sieben bis neun Prozent sind im Schnitt krank, drei Prozent langzeiterkrankt. Burn-out wird ein immer größeres Problem. Überlastung ist wohl auch ein Grund dafür.

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