Mönchengladbach Noch kein Entscheid für Flüchtlingsheim

Mönchengladbach · Ist die Brucknerallee der richtige Standort für ein Flüchtlingsheim? Darüber stritten die Politiker im Sozialausschuss. Die Entscheidung soll jetzt im Hauptausschuss fallen. Sicher ist: Die Zeit drängt. Denn neue Flüchtlinge werden erwartet.

Eine Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge an der Brucknerallee — mitten in der Rheydter Innenstadt? Ist das der richtige Standort? Die meisten Politiker äußerten gestern im Sozialausschuss erhebliche Bedenken. Nur die SPD sah das etwas anders: "Egal welcher Standort für ein Übergangswohnheim ausgesucht wird, es wird in der Nachbarschaft immer Befürchtungen geben", sagte Uwe Bohlen. Und so hätte die SPD wohl der Verwaltungsvorlage zugestimmt, die das Gebäude an der Brucknerallee als Flüchtlingsheim vorschlägt. Doch dazu kamen die Genossen gar nicht. Mit den Stimmen von CDU, FDP, Grünen, FWG und der Linken — also allen anderen vertretenen Fraktionen — wurde die Entscheidung in den Hauptausschuss vertagt. Lange Zeit bleibt nicht. Denn der Hauptausschuss tagt morgen.

Sicher ist: Die Stadt braucht ein weiteres Übergangsheim. Denn spätestens zum Herbst werden neue Flüchtlinge erwartet. Fakt ist auch: Die Gemeinschaftsunterkünfte Bockersend und Hardter Straße werden im gemeinen Sprachgebrauch Baracken genannt, und so ist auch ihr Zustand. Und die bereits beschlossenen, insgesamt drei Millionen Euro teuren Neubauten in Eicken und im Luisental werden 2014 beziehungsweise 2015 fertig. "Wenn wir jetzt nicht entscheiden, werden Menschen hier in Mönchengladbach einen ganzen Winter lang in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht", sagte Uwe Bohlen (SPD).

Theoretisch könnten im Gebäude an der Brucknerallee, das laut Sozialdezernent Dr. Michael Schmitz nur als Ausweichquartier dienen würde, 180 Flüchtlinge untergebracht werden. Theoretisch. Denn eine hundertprozentige Auslastung ist fast nie möglich. In den zur Verfügung stehenden Räumen ist zwar jeweils Platz für zwei bis acht Menschen, man kann aber nicht immer verschiedene Einzelpersonen in einem Zimmer unterbringen.

Die Grünen und die Linken gaben jedoch zu bedenken, dass die Räume in dem Gebäude an der Brucknerallee zu klein sind. Aus einer Verwaltungsvorlage geht hervor, dass auch in Räumen zwischen 14 und 17 Quadratmetern bis zu vier Personen untergebracht werden können. So viele Menschen an einem Platz, die noch nicht einmal eine Freifläche an dem Haus haben, und dann so kleine Räume, da dürfte man nach deutschen Richtlinien nicht einmal vier Schäferhunde unterbringen, sagte Anna Bögner von den Grünen. Auch Karl Boland befürchtet, dass es bei der Situation Ärger mit den Nachbarn geben könnte. "Die Erfahrungen aus der Zeit, als das Gebäude noch als Übergangswohnheim genutzt wurde, waren ja auch nicht so positiv", fügte Karl Boland an.

Leicht war es für die Verwaltung nicht, einen möglichen Standort für ein neues Flüchtlingsheim zu finden. Auf ihre Nachfragen "war die Resonanz sehr verhalten", sagte Schmitz. Vor ein paar Jahren hatte es das Problem, einen Standort für eine dritte Gemeinschaftsunterkunft zu suchen und zu finden, noch nicht gegeben. Die neue Wanderungswelle sei erst mit dem Wegfall der Visumspflicht in einigen EU-Staaten gekommen, berichtete Ausschuss-Vorsitzende Monika Berten (SPD). Jetzt kommen nicht nur Flüchtlinge aus den Balkanstaaten, "wir haben auch viele Krisenherde — wie in Syrien. Diese Flüchtlinge müssen wir bei uns unterbringen", sagte Monika Berten. Und: "Es gibt nie den richtigen Standort. Das war damals beim Café Pflaster auch so."

Nun bleibt die Frage erst einmal weiter offen, ob an der Brucknerallee ein Übergangswohnheim eingerichtet wird. Lange bleibt das allerdings nicht so. "In diesem Ratszug muss eine Entscheidung fallen", sagte Ralf Kremer (CDU).

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort