Mönchengladbach Prozess um brutale Entführung

Mönchengladbach · Fünf Männer im Alter von 20, 21, 22, 30 und 31 Jahren, alle türkischer Herkunft, sitzen seit gestern vor der Ersten Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts auf der Anklagebank.

Der Staatsanwalt wirft dem Quintett unter anderem Entführung, Geiselnahme, schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Anfang Februar des vergangenen Jahres sollen die Mönchengladbacher den Bruder (29) eines Odenkirchener Imbissladen-Besitzers in wechselnder Tatbeteiligung entführt, geschlagen, auf übelste Weise bedroht und erpresst haben.

Nachdem der Staatsanwalt gestern die umfangreiche Anklage verlesen hatte, machten die fünf Männer ausnahmslos von ihrem Aussageverweigerungs-Recht Gebrauch. Sie äußerten sich weder zur Person noch zur Anklage. Deshalb musste gestern als erster das Opfer über den Fall berichten. Was der 29-Jährige im Schwurgerichtssaal schilderte, hörte sich an wie eine italienische Mafiageschichte.

Kopfstoß und Faustschlag

Als er am 1. Februar 2010 auf der Duvenstraße in Rheydt mit seinem Pkw unterwegs war, sei er von drei der Angeklagten zum Halten gezwungen worden. Er sei sofort mit einem Kopfstoß und mit einem Faustschlag ins Gesicht traktiert worden, so der 29-Jährige. Er wurde mit einer Pistole bedroht und gezwungen, seinen Wagen stehen zu lassen und sich in ein Fahrzeug der Angeklagten zu setzen, so die Aussage. Man habe ihm die Arme gefesselt, eine Jacke über den Kopf gezogen und sei stundenlang mit ihm umhergefahren. Ständig sei er geschlagen und bedroht worden.

"340 Euro, mein Mobiltelefon und die Ausweise musste ich hergeben", erinnerte sich der 29-Jährige. Sie seien von der Mafia und würden ihn vergewaltigen, habe man ihm erklärt. "Ich musste mich bis auf die Unterwäsche ausziehen", sagte er verlegen. Schließlich seien einige der Angeklagten mit ihm in einem anderen Fahrzeug zur A 61 gefahren. Hier wurde ihm klargemacht, worum es bei dieser Entführung tatsächlich ging, nämlich um den Imbiss des Bruders. "Morgen müsst ihr den Laden übergeben oder jede Woche 500 Euro Schutzgeld zahlen", so die Forderung.

Angeklagte entschuldigten sich

Danach sei er zu seinem Pkw gebracht worden. Später habe der 31-jährige Angeklagte über Dritte versucht, ihn zu einer "Aussöhnung" zu bewegen. Auch Mitangeklagte hätten sich bei ihm entschuldigt. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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