Mönchengladbach Radfahrer zeigen mehr als 60 Top-Wege

Mönchengladbach · Wer vom Auto aufs Rad umsteigt, denkt um: Autorouten sind meist nicht rad-tauglich. Gefragt sind schöne, schnelle, sichere City-Wege.

 Konzeptkünstler Norbert Krause und zahlreiche Vorschläge für Radrouten. Daraus soll ein Routenplan entstehen.

Konzeptkünstler Norbert Krause und zahlreiche Vorschläge für Radrouten. Daraus soll ein Routenplan entstehen.

Foto: Isabella Raupold

Der Arbeitstag beginnt gleich mit einer Denkaufgabe: Wie komme ich denn mit dem Fahrrad von der Lüpertzender Straße nach Hardt zum Haierbäumchen? Fahre ich die klassische Autofahrer-Route über Fliethstraße, Hittastraße und Waldnieler Straße? Gibt's da überhaupt einen Radweg? Und dann die vielen Autos, die Rad fahren zum Graus machen. Oder pirsche ich mich an, indem ich die freie Landschaft wähle und schließlich irgendwann in Hardt eintrudele? Ach ja, es gibt ja auch noch die Möglichkeit über die Roermonder Straße . . .

 Ein echter Krause: Der Konzeptkünstler wünscht sich noch weitere Fahrtrouten, die nach Gladbach und Rheydt führen. Wer es nicht lesen kann, ab oben im Uhrzeigersinn: Viersen, Neuwerk, Korschenbroich, Giesenkirchen, Odenkirchen, Wickrath, Rheindahlen, Nordpark, Hardt.

Ein echter Krause: Der Konzeptkünstler wünscht sich noch weitere Fahrtrouten, die nach Gladbach und Rheydt führen. Wer es nicht lesen kann, ab oben im Uhrzeigersinn: Viersen, Neuwerk, Korschenbroich, Giesenkirchen, Odenkirchen, Wickrath, Rheindahlen, Nordpark, Hardt.

Foto: Krause

Dies ist die typische Situation für jemanden, der zumindest ab und an das Auto in der Garage lassen und stattdessen das Rad im täglichen Berufsalltag nutzen will. Im Gehirn sind die Autorouten durch Mönchengladbach allerdings bereits so programmiert, dass die Mechanismen wirken und den Radler beim Umstieg erst einmal geistig innehalten lässt. Plötzlich ist ein anderes Streckendenken erforderlich. Diese Erfahrung machen nicht nur die Plötzlich-Vom-Auto-Aufs-Rad-Umsteiger. Selbst Norbert Krause (32), passionierter Radfahrer und treibende Kraft der Aktion "200 Tage Fahrradstadt Mönchengladbach", weiß dies: "Obwohl ich die Radfahr-Routen gut kenne, muss ich oft neu nachdenken, wenn ich zu einem Ort will, den ich nicht so oft mit dem Fahrrad ansteuere."

 Drei Verbindungen empfehlen Radler für die Strecke zwischen den beiden Hauptbahnhöfen Gladbach und Rheydt.

Drei Verbindungen empfehlen Radler für die Strecke zwischen den beiden Hauptbahnhöfen Gladbach und Rheydt.

Foto: 200 Tage Fahrradstadt

Damit dieses "Neu-Nachdenken" ein bisschen leichter fällt, haben die Initiatoren des Projekts "200 Tage Fahrradstadt" zu einer besonderen Aktion aufgerufen: Radfahrer sollten ihre Top-Strecken nennen, wie sie von A nach B kommen. In der Stadtbibliothek in Rheydt konnten auf den ausgehängten Stadtkarten die Lieblingsstrecken eingezeichnet werden — nicht mit großem Brimbamborium, sondern einfach mit einem farbigen Stift. Inzwischen liegen mehr als 60 Vorschläge vor, und die erste Sichtung hat begonnen.

Da ergibt sich für einen praktizierenden Radler nicht unbedingt Überraschendes. Aber durchaus Sinnvolles. Zum Beispiel bei der klassischen Radwege-Verbindung zwischen den beiden Hauptbahnhöfen Gladbach und Rheydt. Die schnelle Route führt an Rathenaustraße, Theodor-Heuss-Straße, Gartenstraße, Limitenstraße und Moses-Stern-Straße bis zum Rheydter Bahnhof — beziehungsweise in umgekehrte Richtung. Die schönere bezieht die Brucknerallee ein. Und die dritte nimmt einen Grünzug, der unter anderem am Geneickener Bahnhof vorbeiführt. Letztere Strecke scheint die längste zu sein. Aber das hindert passionierte Radfahrer nicht, sie trotzdem zu nehmen. "Meist sind diese längeren Strecken landschaftlich schöner und vor allem wesentlich ruhiger. Wenn man auf der vermeintlich kürzesten Strecke mehrfach minutenlang an roten Ampeln warten muss, lohnt es sich durchaus, die längere Strecke zu nehmen", sagt Experte Krause.

Eines fällt dabei allerdings auf: Radler kurven meist auf Zick-Zick-Routen durch die Stadt. "Als Radfahrer muss man sich durch die Stadt schlängeln. Und in Mönchengladbach ist das besonders ausgeprägt, weil die Radwege nicht als System erkennbar sind und sich die Fahrstrecken nicht von selbst erschließen. Das ist in anderen Städten besser", sagt Krause. Er wünscht sich, dass die Stadt darauf reagiert und zum Beispiel mehr Einbahnstraßen in gegenläufiger Richtung für Radfahrer freigibt. Krause: "Das würde schon sehr helfen, damit die Radfahrer schneller ihr Ziel erreichen." Ein Vorstoß der CDU zu diesem Thema brachte bislang noch keine konkreten Ergebnisse.

Die mehr als 60 Vorschläge für gute Radwege bilden die Grundlage für einen Routenplan, den die Initiatoren von "200 Tage Fahrradstadt Mönchengladbach" herausgeben wollen. Dies könnte Ende des Jahres, vielleicht aber auch im Frühjahr 2014 der Fall sein. "Als Start in die neue Fahrradsaison wäre das gar nicht schlecht", sagt Krause. Bei der Mobilitätsausstellung am 8. September im Nordpark werden die besten vorgeschlagenen Routen gezeigt. Und auch bei der großen Abschlussaktion der Fahrradstadt am 22. September wird das Projekt "Zeig uns Deinen besten Radweg!" ein Thema sein. Bis dahin wünscht sich Krause noch weitere gute Routenvorschläge: "Wir brauchen noch Tipps und Strecken — aus allen Richtungen in die Stadt."

(RP)
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