Serie 55 Dinge, Die Man In Mönchengladbach Erlebt Haben Sollte (23) Romanisches Juwel und die Hüterinnen

Mönchengladbach · Hat der Jesus auf dem Gemälde "Christus an der Geißelsäule" Wurstfinger oder nicht? Diese Frage beschäftigt Kunsthistoriker. Doch auch darüber hinaus hat die Klosterkirche einiges zu bieten. Etwa eine Madonnen-Statue aus der Zeit um 1500.

 Die Klosterkirche ist nicht nur zu den Gottesdiensten besucht.Oft kommen Menschen in die Kirche, um zu beten und die Ruhe zu genießen.

Die Klosterkirche ist nicht nur zu den Gottesdiensten besucht.Oft kommen Menschen in die Kirche, um zu beten und die Ruhe zu genießen.

Foto: Raupold

Der Künstler hat die Hauptfigur des Gemäldes "Christus an der Geißelsäule" in helles Licht getaucht. Mit nach links geneigtem Kopf steht Jesus da mit aneinander gefesselten Handgelenken. Der Oberkörper ist mit schmalen Wunden übersät. Als Werk aus der Schule Rembrandts gilt dieses großformatige Gemälde, das unter der Nonnenempore der Klosterkirche Neuwerk hängt. Doch es gibt Kritiker. Neulich sah sich etwa eine Kunsthistorikerin das Bild an, betrachtete ganz entrüstet die Hände Jesu und soll so etwas geäußert haben wie: "Solche Wurstfinger sind doch nicht die Schule Rembrandts. Da dreht sich Rembrandt ja im Grabe um."

 Die Klosterkirche im Jahr 1885.

Die Klosterkirche im Jahr 1885.

Foto: Stadtarchiv

Schwester Esther vom Orden der Salvatorianerinnen schüttelt lächelnd den Kopf, als sie an diese Episode zurückdenkt. Seit 1961 führen die Salvatorianerinnen das Kloster, das mit jenem geschichtsträchtigen Gotteshaus verbunden ist: Die Klosterkirche Neuwerk gilt als Juwel romanischer Baukunst. Das angrenzende Kloster bewohnten erst rund 700 Jahre lang Benediktinerinnen, für 70 Jahre folgten Franziskanerinnen. Dann kamen die Salvatorianerinnen, deren Ordensmitbegründerin Therese von Wüllenweber dort im 19. Jahrhundert eine Schule für Kindererziehung unterhielt.

"Im Kreuzgang hängt eine Fotografie einer Urkunde von 1135", erzählt Schwester Esther. Das Original liege im Düsseldorfer Staatsarchiv. Es ist das älteste erhaltene Schriftstück, das auf die Klosterkirche und die damals in der Umgebung lebenden Benediktinerinnen hinweist. Wer die Kopie sehen möchte, muss an der Klosterpforte klingeln, denn der Kreuzgang ist von der Kirche aus nicht für Besucher zugänglich. Da der Kreuzgang direkt an die Kirche stößt, können die Gäste von dort aus gleich noch einen Blick auf die historische Mauer werfen, die einst das Mittelschiff begrenzte.

An ihr lassen sich drei Bauphasen des Gotteshauses ablesen, von der Zeit um 1130, 1160 und 1175. Die Rundbögen, bunten Vierpassfenster und Rippengewölbe sind charakteristisch für die Klosterkirche, die tagsüber geöffnet ist. Es seien eigentlich immer vereinzelte Besucher da, sagt Schwester Esther. Sie halten Andacht, sehen sich das Gebäude an.

Doch auch für all jene, die sich nicht nur für die Architektur interessieren, gibt es einiges zu entdecken. Zum Beispiel eine Madonnen-Statue aus der Zeit um 1500, einen Chor-Altar des Aachener Künstlers Klaus Iserlohe von 1970/71, einen Barockaltar im südlichen Seitenschiff und einen Flügelaltar von etwa 1630/50, der die Kreuzigung Jesu abbildet. Er soll aus der niederländischen Schule Rembrandts stammen — ganz so, wie die Jesusfigur mit den "Wurstfingern". Info: Jeden Freitag halten die Nonnen in der Klosterkirche einen Gottesdienst ab, sie bieten außerdem Führungen an.

Unter der Telefonnummer 02161 6681014 gibt es dazu weitere Informationen.

www.klosterkirche-neuwerk.de

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort