Angela Merkel in Mönchengladbach RP-Leser zu Besuch in der "Wahlarena"

Mönchengladbach · Wenn Kanzlerin Angela Merkel am Montagabend um kurz vor 20 Uhr in Wickrath eintrifft, haben rund 100 WDR-Mitarbeiter bereits 100 Stunden der Vorbereitung hinter sich. Fünf RP-Leser waren am Sonntag bei der Generalprobe für die Show dabei.

Die Chefredakteure von WDR und NDR stehen an den falschen Pulten. "Schönenborn und Cichowicz tauschen", schnarrt die Stimme des österreichischen Regisseurs Thomas Strobl durch das Wickrather Kunstwerk, und die beiden wechseln die Positionen. Oder, besser gesagt, ihre Lichtdoubles tun das, nach Größe ausgewählt, damit Kameras, Scheinwerfer und Tontechnik optimal auf die Moderatoren der ARD-Sendung "Wahlarena" abgestimmt werden können, die heute ab 20.15 Uhr live aus der Halle gesendet wird. Der echte Jörg Schönenborn ist an diesem späten Sonntagnachmittag krank und schont sich. An demjenigen Pult, an dem sich Angela Merkel den Fragen von 200 Zuschauern stellen wird, steht daher auch noch eine junge Dame, die mit Schuhen auf 1,65 Meter kommt. Genau so groß ist die Kanzlerin.

Fünf Leser der Rheinischen Post verfolgen die hektische und doch irgendwie gelassene Betriebsamkeit mit regem Interesse. Sie haben bei der Aktion "Der RP-Sommer" die Chance gewonnen, sich von WDR-Produktionsleiter Ingo Moll durch die Kulissen führen zu lassen und der Generalprobe für die Sendung beizuwohnen. Und der nimmt sich fast anderthalb Stunden Zeit, um auf Fragen einzugehen, durch den Übertragungswagen zu führen und Details zu erläutern.

"Unglaublich, wie viele Rädchen hier ineinandergreifen müssen"

Seit Donnerstag um 5.30 Uhr sind 80 WDR-Mitarbeiter im Kunstwerk, jedes einzelne Bauteil vom kleinsten Kabel bis zum Ersatz-Stromaggregat haben sie auf sechs Sattelschleppern von Köln nach Mönchengladbach gefahren. Am Montag werden es mitsamt Sicherheitsleuten um die 100 sein. "Das ist eine sehr große Produktion für uns", erläutert Moll, dessen Vorbereitung für die Sendung (und die zweite Show mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am Mittwoch) schon vor acht Wochen begann. Zehn Kameras, darunter ein teleskopierbarer Kran, sind im Einsatz, 250 Scheinwerfer, dazu der größte Ü-Wagen, den der WDR besitzt. "Unglaublich, wie viele Rädchen hier ineinandergreifen müssen", sagt Leserin Gerda Quasten angesichts der Vielzahl von Monitoren in dem riesigen Gefährt.

"Wir haben gute Erfahrungen mit dieser Halle gemacht. Die Produktionsbedingungen sind hier ideal", erklärt Moll, warum das Kunstwerk bereits zum wiederholten Male als Kulisse für eine "Wahlarena" gilt. An diesem Sonntag ist der weiße Teppich in der brandneuen Kulisse nur mit Plastik-Schuhschonern zu betreten, es wird noch an allen Ecken gesägt, aufgebaut, kalibriert. In der Lounge rechts vom Eingang findet gerade die Redaktionskonferenz statt, hier wird heute Abend die Kanzlerin mit ihrem Team auf den Beginn der Sendung warten. Vor dem Bereich, wo die Maske sein wird, stehen noch Scheinwerfer. "Das hier müssen wir noch ändern", ruft Moll einem Mitarbeiter zu.

Für Laien kaum nachvollziehbar – da die Kommunikation mit den Lichtdoubles meist per Headsets erfolgt – ist die Generalprobe, bei der sich die drei WDR-Mitarbeiter über anderthalb Stunden immer wieder neu positionieren und ihre Körperhaltung und Gesichtszüge justieren. "Die Kameraleute müssen wissen, welche Perspektiven sie fahren können, wie das Licht optimal eingestellt ist", sagt Moll. Staunend verfolgen die Besucher den Mitarbeiter mit der "Steadicam", einem Schwebestativ, das verwacklungsfreie Bewegtbilder erlaubt. Im Rüstwagen erfahren sie, wie viele verschiedene Ersatzteile für eine derart große TV-Produktion stets verfügbar sein müssen. "Was für ein Aufwand", sagt RP-Leserin Birgit Damrath am Ende beeindruckt und lacht. "Ich werde mich nie wieder über die Fernsehgebühren beschweren."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort