Genhülsen Rundgang durch Genhülsen

Genhülsen · Zehn Zentimeter Flügelspannweite. Heinz Rühmann hat hier übernachtet und die Wiener Domspatzen lieferten sich eine Kissenschlacht: Genhülsen ist für so manche Überraschung gut.

Gleich wenn der Besucher in den kleinen Ort Genhülsen kommt, kann es sich schon auf den aktuellen Stand des Dorflebens bringen. Während er an der Halbkreuzung steht und gerade den Kopf wendet, um zu schauen, ob die Straße frei ist, fällt ihm der weiße Kasten vor der saftig grünen Weide auf.

"Information" steht in schwarzen Lettern darauf. Hier kann die Tagesordnung für die Mitgliederversammlung der Not- und Interessengemeinschaft Genhülsen eingesehen werden, hier erfährt man, wo der verlorene Schlüsselbund abgeholt werden kann oder wer den Schlüssel bereithält, wenn man eine Nachricht aushängen will. Der Besucher sieht auf den ersten Blick: Hier ist eine zentrale Kommunikationsstelle des Dorflebens.

Auf der Schwelle vom Winter zum Frühling ist es ruhig in Genhülsen. Der Spielplatz mit dem mechanischen Karussell und den Sitzgruppen neben der Schaukel ist verwaist. Über dem benachbarten Bolzplatz hängt noch die Feuchtigkeit des letzten Regengusses, im Rasen klaffen Risse vom letzten Fußball-Duell. Auf dem Weg zum angrenzenden Waldgebiet kommt dem Besucher der eine oder andere Jogger entgegen.

Nicht nur Läufer, auch Prominente schätzen die ruhige Idylle des kleinen Ortes zwischen Rheydt und Rheindahlen. Im Akzent Hotel Landhaus Heinen hat Heinz Rühmann sein müdes Haupt gebettet. Karl Dall war da, Traumschiffkapitän Volker Brandt und die Wiener Sängerknaben haben hier stimmschonenden Tee getrunken und vor dem Schlafen eine zünftige Kissenschlacht veranstaltet.

Schon nach ein paar Schritten zieht eine kleine Kapelle die Aufmerksamkeit auf sich. Aus einem kleinen Fenster über der Tür schaut eine Marienfigur, umgeben von Blumen, auf die Passanten. Durch das Fenster der geschlossenen Tür sieht man in drei Reihen sechs kleine Kirchenbänke vor einem liebevoll mit Blumen geschmückten Altar. Gegenüber dem denkmalgeschützten Kleinod erinnert ein Mahnmal an die Gefallenen zweier Weltkriege.

Die Gemeinschaft ist in diesem Ort spürbar. Neben der Not- und Interessengemeinschaft prägt die 1949 gegründete Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss Genhülsen das Dorfleben. Ihr Wappen ziert ein Narrenschiff, das 1994 in Form eines Karnevalswagens vom Stapel lief und seitdem fester Bestandteil des großen Veilchendienstagszug ist.

Ein sonnengelbes Haus zieht beim Spaziergang durch den Ort die Blicke auf sich. Das dunkelrote Dach glänzt in der Nachmittagssonne. Direkt daneben bildet ein asymmetrisches, weißes Haus einen architektonischen Kontrast. Ein paar Schritte weiter ragt in roten Ziegeln ein alter Hof auf, ein Wohnhaus zeigt noch deutlich die Konturen des ehemaligen Bauernhofs.

Nur selten stört ein durchfahrendes Auto die ländliche Idylle. Und man vergisst, dass nur ein paar Meter hinter den Bäumen mit der Autobahn eine Verkehrsader heftig pulsiert.

(RP)
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