Mönchengladbach So will die SPD den Autoverkehr führen

Mönchengladbach · Die SPD ringt um einen parteiinternen Kompromiss zum Verkehrsentwicklungsplan. Der Vorstand der Sozialdemokraten hat ein mehrseitiges Strategiepapier erarbeitet. Es soll am Dienstag beim Parteitag beschlossen werden. Größtes Problem: Wie sollen die Stadtzentren entlastet werden?

Die Szene beim jüngsten SPD-Parteitag in der Gesamtschule Volksgarten hatte Symbolcharakter: Auf dem einen Schulhof debattierten Gladbachs Sozialdemokraten aus dem Süden der Stadt. Auf dem anderen die aus dem Norden. Das Thema war das gleiche — nur die Wege dahin waren andere.

Denn es ging um den Verkehrsentwicklungsplan im Allgemeinen und da um mögliche Umgehungen für die Zentren im Besonderen. Denn wenn die Innenstädte zur Umweltzone werden, muss es Alternativen geben, über die der Autoverkehr dann rollen kann. Ihre Modelle wollte die SPD beim Parteitag entwickeln. Weil dies aber nicht gelang, starten die Sozialdemokraten nächste Woche einen zweiten Versuch: am Dienstag, 3. Juli, 19 Uhr im Haus Erholung.

Drei Möglichkeiten

Da muss dann eine Entscheidung über drei Möglichkeiten fallen: Die SPD-Mitglieder aus dem Norden fordern, den Mittleren Ring weiter von Pongs bis Reststrauch auszubauen und lehnen breitere Straßen auf der Strecke Heinrich-Pesch-Straße bis Seilerweg ab. Gegen die Verlängerung des Mittleren Rings ist die SPD aus Rheindahlen und Rheydt-West: Sie befürchten, dass dieser Ausbau nur wieder neuen Verkehr in die Innenstadt holt und will stattdessen die Strecke Heinrich-Pesch-Straße bis zum Seilerweg als Umgehung wählen und die Brücke Hohlstraße erneuern. Die dritte Alternative gibt's seit vielen Jahren: Alles läuft über die Autobahn 61 — vor allem der Schwerlastverkehr, der gezielt über diese Route gelenkt wird.

Aber die Delegierten des Verkehrsparteitages stimmen auch über das gesamte Konzept ab, dass der Vorstand nach mehreren Gesprächen mit den Ortsvereinen entwickelt hat. Stimmen sie zu, wird das zur weiteren Grundlage für die Gespräche mit den Ampel-Partnern FDP und den Grünen. Denn klar ist auch: Das SPD-Verkehrsmodell wird nicht in Reinform umgesetzt werden. Gladbachs Sozialdemokraten werden Kompromisse machen und dabei Kröten schlucken müssen. So könnten die Liberalen zum Beispiel daran Anstoß nehmen, wenn die SPD fordert, dass die nicht als Hauptverkehrs- oder Verkehrstrassen ausgewiesenen Straßen "so weit wie möglich zu flächenhaften Tempo-30-Gebieten zusammenzufassen sind". Der SPD-Vorstoß, alle Straßen, die nicht für Tempo 30 vorgesehen sind, wird vor allem den Beifall der Grünen finden, aber die FDP wird vermutlich kritisch nachfragen: "Das ist ja schön — aber wer soll das bezahlen?" Das SPD-Verkehrskonzept ist gespickt mit Vorschlägen, die mit den Partnern erst noch abgeglichen werden müssen. Einige Beispiele:

Schürenweg Diese Straße ist ein Synonym für den ganzen Straßenzug von Nicodemstraße bis Bergstraße. Seit Jahren kämpfen die Anwohner für weniger Lkw-Verkehr und Tempo 30. Die SPD will diese Trasse mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung belegt wissen — ob Tempo 30 steht nicht fest.

Spange Sie soll von der Kaldenkirchener Straße zur Viersener Straße führen. Diese Forderung der Initiative Schürenweg will die SPD nicht erfüllen.

Kreisstraße 9 Der Ausbau zwischen Voosen und Grotherath hat für die SPD keine vorrangige Priorität. Ein Ausbau, so die Argumentation, würde in beiden Honschaften nur für mehr Verkehr sorgen.

Anwohnerparken Im Gründerzeitviertel und in Rheydt gibt es Zonen. Neue sollen hinzu kommen. Wo sagt die SPD nicht.

Ruckes Die Verkehrsbelastung in diesem Bereich ist zu groß, stellt die SPD fest. Sie will Verkehrsberuhigung und sieht im Neubau der L 31n im Osten von Ruckes die einzig realisierbare Chance.

Krefelder Straße Als Hauptverkehrsstraße werde sie ihrer Funktion nicht gerecht. Die SPD empfiehlt: Den gesamten Straßenraum überplanen und neu gliedern: besonders für die Radler.

Volksbadstraße Sie durchschneidet Lürrip und sorgt wegen ihrer starken Belastung dafür, dass Anwohner viel Lärm ertragen müssen. Die im VEP prognostizierte Verkehrszunahme sei inakzeptabel. Die SPD fordert den nächsten Bauabschnitt für die Korschenbroicher Straße bis "Mexx".

(RP/rl)
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