Mönchengladbach Soll das Kriz an die Waldhausener Straße?

Mönchengladbach · Ein heftiger Streit ist darüber entbrannt, ob schwer erziehbare Jugendliche in Gladbach eine neue Bleibe finden sollen. Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD) handelt sich mit seinem Vorstoß Ärger ein. Ein Bürgerbegehren ist möglich.

 Es ist fraglich, ob der Rat bei seiner Sitzung am 22. Mai über einen Verbleib des Kriseninterventions-Zentrum (Kriz) an einem neuen Standort in der Stadt entscheiden wird.

Es ist fraglich, ob der Rat bei seiner Sitzung am 22. Mai über einen Verbleib des Kriseninterventions-Zentrum (Kriz) an einem neuen Standort in der Stadt entscheiden wird.

Foto: Detlef Ilgner

Es ist fraglich, ob der Rat bei seiner Sitzung am 22. Mai über einen Verbleib des Kriseninterventions-Zentrum (Kriz) an einem neuen Standort in der Stadt entscheiden wird. Denn Stadtmitte-Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD), der sich zu einem Vorkämpfer für das Kriz-Anliegen und die Betreuung schwer erziehbarer Jugendlicher in Alt-Gladbach gemacht hat, bläst der Wind kräftig ins Gesicht. "Wir finden es ausgesprochen dreist, wenn er in der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, dass alle Fraktionen bei diesem Thema in einem Boot säßen", sagt CDU-Fraktionschef Dr. Hans Peter Schlegelmilch. Auch die FDP geht auf Distanz. "Da gibt es keine Übereinstimmung. Angesichts dessen, was in Wickrath gelaufen ist, kann man wirklich nicht behaupten, dass man das auf jeden Fall in Alt-Gladbach hinkriegt", sagt FDP-Ratsmitglied Nicole Finger.

Sie dürfte recht haben. Denn ein erneuter Bürgerprotest wird den Befürwortern eines Kriz-Standortes sicher sein, wenn mögliche Standorte genannt werden. Ein erster, ein Grundstück an einem Stichweg der Waldhausener Straße, schien bereits ausgeguckt zu sein — jetzt gehen alle auf Distanz dazu. Wilfried Schultz, der ein Bürgerbegehren gegen den geplanten und inzwischen verworfenen Bücherei-Neubau in die Wege leiten wollte, lässt durchblicken, dass er als Vorsitzender der Partei "Die Bürgerliche" hier ein neues Betätigungsfeld finden könnte. "Ich weiß nicht, warum man ein Kriz um jeden Preis unterstützen muss und es von vornherein zu einer tollen Sache erklärt. Es ist vor allem ein gutes und sicheres Geschäftsmodell", sagt er.

Das ist es in der Tat. Von rund fünf Millionen Euro ist die Rede, die der Träger, die Jugendeinrichtung Schloss Dilborn, in einen Neubau stecken will. Es soll — anders als bisher an der Kyffhäuserstraße 5 — nicht nur acht Betreuungsplätze für schwer erziehbare Jugendliche, sondern auch noch eine Nachsorgeeinrichtung mit weiteren acht Plätzen in einer Art Wohngruppe haben. Auch verhaltensauffällige Jugendliche aus Mönchengladbach seien hier untergebracht, sagt Bezirksvorsteher Schiffers.

Finanziert wird das Vorhaben vornehmlich aus den Sätzen, die pro Betreuungsplatz aus Steuergeld bezahlt werden und über öffentliche Zuschüsse. Für Schiffers ist es richtig, dass die Stadt sich engagiert. "Für mich ist das ein Investor, den wir, wie andere Investoren auch, unterstützen müssen. Schließlich gibt es auch 30 Arbeitsplätze. Wie will man Stadt gestalten, wenn man sich bei diesem Thema wegduckt?" Auf seine Initiative hin habe OB Norbert Bude (SPD) Sprecher aller Parteien zum Gespräch über das Kriz eingeladen. Man sei sich einig gewesen, dass "wir das Kriz wollen, weil es ein professionelles Netzwerk bietet, das wir nicht verlieren wollen", so Schiffers.

Das sieht die CDU anders. Fraktionschef Schlegelmilch: "Wir sehen die Notwendigkeit derartiger Einrichtungen. Aber nicht, dass die Stadt in einer besonderen Pflicht ist." Die CDU habe sich eindeutig ablehnend positioniert.

(RP)
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