Mönchengladbach Stabwechsel beim Gladbacher Jazzchor
Mönchengladbach · Vor 20 Jahren als Ableger der Hochschule Niederrhein gegründet, geht der Jazzchor Mönchengladbach Sonntag in neue leitende Hände über. Die Gladbacher Jazz- und Soulsängerin Andrea Kaiser übernimmt das Amt von dem Dormagener Horst Herbertz. Kaiser will behutsam Neues probieren.
Mit einer Mischung aus raffinierten Jazz-Arrangements von deutschen Advents- und Weihnachtsliedern, englischen Christmas Carols und amerikanischen Weihnachts-Schlagern bestückt der renommierte Jazzchor Mönchengladbach sein erstes Konzert dieses Jahres. In der Odenkirchener St.-Laurentius-Kirche heißt es am 8. Januar ab 17 Uhr: "Ring the Christmas Bell". Das Besondere bei diesem spät terminierten Weihnachtskonzert ist nicht nur das Programm – das Konzert wird auch einen Personalwechsel markieren: Nach acht Jahren gibt Horst Herbertz die Leitung des erfolgreichen Ensembles ab. "Ich glaube, dass der Jazzchor eine neue Weichenstellung vertragen kann", nennt der 47-jährige Kantor der Großgemeinde St. Michael in Dormagen einen Beweggrund. "Hinzu kommt, dass meine Belastungsgrenze ein Stück weit überschritten ist", ergänzt er.
Die Wahl des als Verein organisierten, knapp 50-köpfigen Vokalensembles für die Nachfolge von Herbertz fiel auf eine Mönchengladbacherin. Beim Konzert Sonntag wird im Finale die Jazz- und Soulsängerin Andrea Kaiser symbolisch den Dirigierstab von Herbert Herbertz übernehmen.
Die Dozentin an der Musikschule Mönchengladbach, wo sie seit zwei Jahren den Jazz-Jugendchor "Just Sing It" leitet, wird im Konzert in Odenkirchen auch ihre Stärken als Solistin demonstrieren. Dabei wird sie ihr Ehemann, der Pianist Manfred Heinen, sowie der scheidende Chorleiter Herbertz an den Tasten begleiten.
Die gebürtige Dürenerin Andrea Kaiser hat mit sechs angefangen, im heimatlichen Kinderchor ihrer Kirchengemeinde zu singen, dazu kam die Blockflöte. "In der Schule, die ich besuchte, wurde Musik als Hauptfach angeboten, das war ein Glück für mich", erinnert sie sich. Mit neun begann Andrea Klavier zu lernen, mit 19 startete sie ziestrebig ihre Gesangsausbildung. "Dabei war mir wichtig, auf die Jazzschiene zu gelangen", sagt Kaiser. Von 2000 bis 2005 studierte sie an der Abteilung Jazz an der Kölner Musikhochschule. "Das Improvisieren und das vitale rhythmische Element im Jazz sind die beiden Elemente, die mich an dieser Musikrichtung faszinieren", hebt Kaiser hervor.
Da brauchte die Sängerin nicht lange zu überlegen, als im Herbst 2011 das Angebot kam, fortan die künstlerische Verantwortung für den Jazzchor Mönchengladbach zu übernehmen. "Die wichtigste Arbeit geschieht auf den Proben, da ist auch die leitende Hand am meisten gefragt", erzählt Kaiser "Aber bei den Konzerten muss der Chor selbst so weit sein, dass er das Timing sicher beherrscht", erklärt Kaiser Unterschiede zum Aufgabenkanon eines klassischen Orchesterdirigenten. "Gute Atmosphäre und Spaß sind immer wichtig bei der Arbeit, aber manchmal muss man dabei auch pingelig sein."
Beim Repertoire, das in 20 Jahren ein beachtliches Volumen angenommen hat, werde sie "behutsame Neuerungen vornehmen, ohne bewährte, gute Stücke auszusortieren", versichert Andrea Kaiser. Auch wenn sie für ihren Jugendchor an der städtischen Musikschule manche Stücke selbst arrangiert, wird sie beim Jazzchor eher die Leistung ausgewiesener Jazz-Experten in Anspruch nehmen. Und noch etwas ist wichtig: "Die Stücke müssen zum Chor passen!"
