Mönchengladbach Stadt plant das Wohnen der Zukunft

Mönchengladbach · Keine großen Neubaugebiete, Entwicklung des Bestands, zielgruppenorientierte Wohnformen: Ein neues Handlungskonzept definiert, wie die Stadt ein attraktiverer Wohnstandort werden kann – und hilft außerdem dabei, Fördergelder zu bekommen.

 Drei Wohnungsbauprojekte, die im Handlungskonzept als exemplarisch genannt werden: die Aufsiedelung des ehemaligen Bökelberg-Stadions (oben), die zur Wohnkirche umgewidmete Kirche Herz Jesu Pesch und ein Passivhaus am Fliescherberg.

Drei Wohnungsbauprojekte, die im Handlungskonzept als exemplarisch genannt werden: die Aufsiedelung des ehemaligen Bökelberg-Stadions (oben), die zur Wohnkirche umgewidmete Kirche Herz Jesu Pesch und ein Passivhaus am Fliescherberg.

Foto: Stadt Mönchengladbach (3)

Keine großen Neubaugebiete, Entwicklung des Bestands, zielgruppenorientierte Wohnformen: Ein neues Handlungskonzept definiert, wie die Stadt ein attraktiverer Wohnstandort werden kann — und hilft außerdem dabei, Fördergelder zu bekommen.

Mönchengladbach: Stadt plant das Wohnen der Zukunft
Foto: STADT

"Das ist keine Erzählung, das ist nur ein Protokoll / Doch wir können davon lernen, wie wir leben wollen." Der Refrain eines Liedes der Hamburger Band Tocotronic könnte durchaus als Blaupause für das "Handlungskonzept Wohnen" gedient haben, das Sozialdezernent Dr. Michael Schmitz jetzt im Sozialausschuss erstmals vorstellte. Denn: Rechtsverbindlich für die künftige Bauleitplanung in der Stadt ist das Konzept zwar nicht. Doch es ist immerhin ein Raster, eine Orientierungs- und Planungshilfe — mit der Zielsetzung, Mönchengladbach als zukunftsfähigen Wohnstandort mit einem vielfältigen Angebot für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen zu etablieren, speziell mit Hinblick auf den demografischen Wandel. Das Konzept beinhaltet folgende Eckpunkte:

Verzicht auf großflächige Neubaugebiete. In Mönchengladbach besteht "in quantitativer Hinsicht kein Wohnungsbedarf mehr", konstatiert der Bericht — weil die Bevölkerung schrumpft, wenn auch langsamer als anderswo. Das heißt konkret: Wohnungsneubau sollte maßvoll und nur noch dann erfolgen, wenn damit vorhandener Wohnraum ersetzt oder die Angebotspalette qualitativ erweitert wird.

Bestandsentwicklung. Wer keine Neubauten mehr braucht, tut gut daran, die bestehende Substanz zu entwickeln und zu optimieren — in energetischer Hinsicht, aber auch mit Blick auf die Wohnungsausstattung. Dadurch wird gleichzeitig sichergestellt, dass der Flächenverbrauch eingeschränkt wird, Infrastrukturen ausgelastet werden und Leerstand vermieden werden kann.

Flächenmanagement. Um Siedlungsstrukturen weiterzuentwickeln, sollen Grundsätze wie "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" gelten — also eine Rückbesinnung auf die urbanen Zentren. Das Schließen von Baulücken und "Nachverdichtung" an bestehenden Wohnstandorten könnten geeignete Maßnahmen sein.

Quartiersorientierung. Die Zukunft sind kleinteilige Wohnungsbauprojekte an gewachsenen Standorten und Quartieren — und speziell die Entwicklung letzterer soll wieder mehr in den Fokus der Stadtentwicklung rücken.

Zielgruppenorientierung. Die "Normalfamilie" — Vater, Mutter und zwei Kinder — verliert zunehmend an Bedeutung, konstatiert der Bericht. Und weil es weniger potenzielle Familiengründer gibt, verlieren Immobilienangebote, die klassischerweise darauf ausgerichtet sind. Deshalb muss ein Umdenken her. Dafür kommen zunehmend neue Formen des Zusammenlebens auf, beispielsweise die Patchwork-Familie. Ein wichtiger Fokus sollte künftig auf Ein- und Zweifamilienhaushalten von Angehörigen höherer Altersgruppen liegen.

Diversifizierung im Alter. Denn diese Heterogenität bezieht sich nicht zuletzt auch auf ältere Menschen — hier reicht die Palette längst vom selbstständigen Wohnen über selbstinitiierte Wohngemeinschaften bis hin zum Wohnen im Heim. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass neben speziellen altengerechten Wohnformen die normale Wohnung die häufigste Wohnform im Alter bleibt.

Geförderter Wohnungsbau. Die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen sinkt seit Jahren und wird noch weiter zurückgehen. Dennoch bleibt dieses Marktsegment in Mönchengladbach auch künftig wichtig, um einkommensschwache Haushalte zu versorgen.

Speziell letzterer Punkt ist übrigens auch der Hintergrund, warum das Konzept überhaupt erstellt wurde. "Die Bewilligung von Fördermitteln ist künftig nicht zuletzt davon abhängig, ob die Projekte in das Handlungskonzept Wohnen passen", so Schmitz. So müssen, um bei Wohnraumförderprogrammen berücksichtigt werden können, etwa Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnverhältnisse von Sozialwohnungen in Wohnanlagen der 60er und 70er Jahre mit dem Konzept in Einklang stehen. Weitere Erkenntnis: Weil die Entwicklung des Wohnstandorts primär von privaten Investoren abhängt, ist eine stärkere Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften, Architekten und Projektentwicklern unverzichtbar.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort