Masterplan für Mönchengladbach Stadt will Baumarkt in der City Ost dulden

Mönchengladbach · Wegen eines Formfehlers darf Investor Aurelis nach Überzeugung der Stadt einen Baumarkt hinter dem Mönchengladbacher Hauptbahnhof ansiedeln. Der soll nah an die Gleise rücken und als Lärmriegel für mögliche Büroneubauten dienen.

Masterplan: Gladbach soll grüner werden
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Die Stadt wird im Streit mit Immobilienentwickler Aurelis um die Zukunft der City Ost nach Informationen der RP notgedrungen einlenken. Denn inzwischen geht auch die Verwaltung davon aus, dass sie in einem Rechtsstreit mit Aurelis unterliegen würde und womöglich mehrere Millionen Euro an den Investor zahlen müsste.

Darum loten Stadt und Aurelis derzeit gemeinsam aus, wie die Quadratur des Kreises gelingen könnte. Und die sieht so aus: Einerseits die Idee des Masterplans zu berücksichtigen, auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Gelände einen breiten Grünriegel mit Wasser anzulegen und damit eine erstklassige Adresse für hochwertige Büros zu schaffen. Und andererseits den Wunsch von Aurelis zu ermöglichen, dort einen Hornbach-Baumarkt und ein Deacthlon-Sportkaufhaus zu bauen.

Geht das? Die Stadtplaner sind verhalten optimistisch. Dass Baumärkte architektonisch belanglos sind, sei schließlich kein Naturgesetz. Genauso wenig müssen Decathlon-Filialen prinzipiell an Wellblechhütten erinnern. Rückt man beides möglichst nah an den Bahndamm heran und sorgt für eine hochwertige Architektur, könnte vielen geholfen sein. Aurelis, weil sie für ihre Wunschmieter bauen darf.

Decathlon, die sich gerne dort ansiedeln, wo allein wegen der Lage Zehntausende am Tag vorbeikommen. Die Stadt, weil ein Baumarkt und ein Sportkaufhaus in dieser Art nicht automatisch im Negativen über die restliche Nutzung bestimmen. Und den Masterplanern, weil wenigstens auf dem Rest des großen Geländes die wesentliche Idee — Büros, Grün, Wasser — verwirklicht werden könnte.

Doch der Kompromiss hat selbstverständlich auch jede Menge Nachteile: Weder die Masterplaner noch die Stadt wollen auf dem Gelände einen Baumarkt haben. Er zieht ohnehin nur aus der Künkelstraße um, bringt also keine neuen Arbeitsplätze und braucht auch nicht zwingend eine gute Innenstadtlage. Für die Masterplaner ist ein Baumarkt auf der Fläche, die die als noch verborgenes Highlight der Gladbacher Innenstadt ausgemacht haben, unvorstellbar. Aurelis will weder in großem Stile Grün noch Wasser auf dem Gelände und glaubt nicht daran, dass es in absehbarer Zeit Interessenten für hochwertige Büros an dieser Stelle gibt.

Darum wird der Kompromiss, an dem mit Hochdruck gearbeitet wird, nicht leicht. Schon kommende Woche sitzen Stadt und Aurelis das nächste Mal zusammen. Beide sind an einer Lösung hochinteressiert, zumal es kaum Alternativen zu geben scheint. Aurelis hatte im Januar vor dem Verwaltungsgericht Untätigkeitsklage gegen die Stadt eingereicht. Der Versuch, dem Investor im Tausch andere Flächen für einen Baumarkt oder das Sportkaufhaus zum Beispiel auf dem Reme-Gelände und im Nordpark anzubieten, ist gescheitert.

Heikel ist das Thema für die Verantwortlichen, weil es für die Frage steht, wie verbindlich der von Sir Nichloas Grimshaw im Auftrag von Mönchengladbacher Unternehmern entwickelte Masterplan als Leitlinie für die Stadtplanung ist. Dass dies nun gleich an einem schwierigen Beispiel entschieden werden muss, und zwar, bevor der Masterplan überhaupt vom Rat verabschiedet wurde, stilisiert die City Ost zum Symbol.

Schließlich haben die Unternehmer nicht 650 000 Euro gespendet, um am Ende eine Absichtserklärung auf dem Tisch zu haben, die an der Macht des Faktischen gleich bei der erstbesten Gelegenheit arg abgeschliffen wird. Wohl genau deswegen wollten sich zum Stand der Verhandlungen gestern weder die Stadt noch Aurelis offiziell äußern. Man sei im Gespräch und um eine für beide Seiten gute Lösung bemüht, hieß es.

(RP/rl/anch)
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