Mönchengladbach Strafanzeige: Waren SEK-Beamte zu brutal?

Mönchengladbach · Spezialkräfte der Polizei Mönchengladbach sollen zwei Männer bei ihrer Festnahme an der Fliethstraße übel zugerichtet haben. Vorgeworfen wird den Beamten, sie hätten auf wehrlose Gefesselte eingetreten und eingeschlagen.

 Nach dem SEK-Einsatz am Dienstag an der Fliethstraße stellte Rechtsanwalt Rainer Pohlen Strafanzeige.

Nach dem SEK-Einsatz am Dienstag an der Fliethstraße stellte Rechtsanwalt Rainer Pohlen Strafanzeige.

Foto: Ilgner (2) / Busskamp

Dienstag gegen 16 Uhr: An der Fliethstraße stoppen SEK-Beamte ein Auto, schlagen die Scheiben des Wagens ein und zerren die Insassen heraus. Wie die Polizei später berichtete, saßen in dem Auto mutmaßliche Drogendealer, die sich widerstandslos festnehmen ließen.

Möglicherweise hat der SEK-Einsatz mitten in der Innenstadt nun ein Nachspiel für die Polizei. Rainer Pohlen, Mönchengladbacher Anwalt und Verteidiger von einem der Festgenommenen, hat gegen die Spezialkräfte Strafanzeige wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung im Amt gestellt. Denn wie sein Mandant ihm berichtete, sei er nicht nur mit roher Gewalt aus dem Auto gezerrt, mit Kabelbindern gefesselt und zu Boden geworfen worden. Die Polizeikräfte hätten ihm auch das T-Shirt über den Kopf gezogen. Dann sei er mindestens viermal mit Stiefeln getreten worden. Man habe ihm mehrfach mit dem Schlagstock auf den Kopf und den Körper geschlagen, ein Beamter sei auf sein Knie gesprungen, wodurch er sich eine schmerzhafte Verletzung zugezogen habe und jetzt ohne Stützschiene nicht mehr laufen könne. Rechtsanwalt Pohlen: "Der Mann sah in der Tat übel zugerichtet aus. Er hat mir auch sein blutiges T-Shirt gezeigt." Ob permanente körperliche Schäden zurückbleiben, könne man noch nicht sagen. Im Krankenhaus seien auf jeden Fall etliche Hämatome und Prellungen festgestellt worden.

Der Rechtsanwalt erstattete bereits Anzeige gegen die Beamten, als sein Mandant vor dem Richter stand und anschließend in Untersuchungshaft geschickt wurde. Ein ungewöhnliches Vorgehen, "aber ich wollte, dass der Vorfall und die Vorwürfe direkt präsent sind", sagt Pohlen.

Dabei will der Anwalt nichts gegen den SEK-Einsatz an sich sagen. "Wie die Polizei mir berichtete, ging man davon aus, dass die Männer bewaffnet sind. Da kann man verstehen, dass die Spezialkräfte den Wagen stürmten, die Männer rauszerrten und fesselten", sagt er. "Aber wenn die Festnahme widerstandslos verlief und die Beamten tatsächlich auf wehrlos am Boden Liegende eintraten, dann lässt sich das nicht rechtfertigen — auch dann nicht, wenn es sich dabei um Straftäter handelt."

Vorgeworfen wird den zwei 27 und 28 Jahre alten Männern, die mittlerweile beide in Untersuchungshaft sitzen, dass sie einen schwunghaften Drogenhandel aufgezogen haben sollen. In ihrem Auto, in dem noch ein 17-Jähriger saß, der aber freigelassen wurde, fand die Polizei Marihuana, Amphetamin und etwa 15.000 Euro Bargeld, aber keine Waffen.

Bei der Mönchengladbacher Polizei will man das Vorgehen gegen die SEK-Beamten nicht kommentieren. "Wir haben aber als Behörde selbst ein großes Interesse daran, dass diese öffentlich erhobenen Vorwürfe unverzüglich und genau geprüft werden", sagt Polizeisprecher Peter Spiertz.

Lothar Gathen, Sprecher der Staatsanwaltschaft, kennt die Anzeige: "Wir prüfen jetzt, ob es einen Anfangsverdacht gibt." Sollte das der Fall sein, werden Ermittlungen aufgenommen.

(RP)
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